Die neue Siegessäule ist da: Heiterkeit. Stirnrunzeln. Sich Bestätigt fühlen.
Heiterkeit: Die Siegessäule-Meldung über die versehentliche Stürmung eines schwulen Porno-Kinos durch ein SEK-Kommando ist an sich nicht lustig. Vergleicht man sie jedoch mit der Meldung im Berliner Lokalteil der WELT, dann kommt man ums Schmunzeln wohl nicht herum. Dort war die Rede von der irrtümlichen Stürmung eines „Lokals der gehobenen Homosexuellen-Szene“. Und ich hatte mich schon die ganze Zeit gefragt, was darunter wohl zu verstehen ist. Bei aller Freude darüber, dass die WELT nun auch begriffen zu haben scheint, dass die Verwendung der sonst üblichen Vokabel „Homosexuellen-Milieu“ eine klare (Ab-)Wertung impliziert: Ein Porno-Kino als „gehoben“ zu bezeichnen, scheint mir doch gewagt.
Stirnrunzeln: An der TU Berlin wurde die linke Vorherrschaft im „Studierendenparlament“ durch demokratischen Beschluss von einer RCDS-Mehrheit abgelöst. Die hat nun als Queer-Referenten einen RCDS-Angehörigen gewählt, was die Siegessäule empört, zumal eine „Vollversammlung queerer Studierender“ eine eigene Referentin gewählt hatte. Wer studiert hat, kennt die demokratische Legitimationsbasis dieser „Vollversammlungen“. Es werden ein paar bunte, selbstgeschmierte Plakate aufgehängt, mit denen zu der Versammlung eingeladen wird. Die 5 – 7, meinetwegen in Berlin auch 13, Anwesenden beschließen dann im Namen aller homosexuellen TU-Studenten und Studentinnen, was „die Lesben und Schwulen an der TU“ brauchen. Da ist sogar die Legitimationsbasis der ins Studentenparlament Gewählten größer, obwohl die Wahlbeteiligung hier bald im einstelligen Bereich liegt.
Sich Bestätigt fühlen: Wer in New York den Personenstand ändern will, braucht sich nach Plänen des dortigen Gesundheitsamtes in Zukunft nicht mehr operieren lassen. Da muss selbst die Siegessäule das Land der unbegrenzten Möglichkeiten einmal loben, wo sie sich doch sonst meist gerne am beliebten Amerika-Bashing beteiligt.
Kommentar verfassen