Ein Hetero erklärt die Welt und kommt zu einem nicht ganz überraschenden Ergebnis, Homosexuelle betreffend:
Schwule und Lesben normale Menschen
Sein Beitrag ist inhaltlich, was die Homo-Frage betrifft, kaum zu korrigieren. Na gut, politisch korrekt wäre es eben doch von Schwulen und Lesben zu sprechen und nicht von Homosexuellen. Aber das sind Petitessen. Hut ab dafür, wie souverän er die linken Worthülsen Akzeptanz und Toleranz als Mogelpackung entlarvt.
Wobei ich eines doch kritisch anmerken möchte. Wenn Paul sich über Berührungsängste von Heteros gegenüber Schwulen lustig macht, klingt das erstmal überzeugend, aber wieso hat er dann folgendes nötig:
Will aber auch anmerken, dass ich keinen Mann küssen möchte oder Sex mit ihm haben will… Ne danke. Man muss auch nicht alles probieren.
Warum ist das jetzt wichtig anzumerken? Damit er keine eindeutigen e-mails auf seinen Beitrag hin bekommt? Ich könnte es ja nachvollziehen, wenn er sie bekäme, er sieht wirklich passabel aus, aber aus dem Text geht nun wirklich eindeutig genug hervor, dass er hetero ist. Also Paul, keine Panik, wir haben verstanden.
Lohnenswert ist ein Blick auf die Kommentare zu dem Beitrag. Neben vielen angenehm entspannten vom Schlag „was soll an Schwulen schon anders sein als an Heteros?“ meldet sich auch Sandra zu Wort:
also bei Schwulen fällt schon auf, dass sie irgendwie anders sind, ich find´s lustig, wenn sie so reden und zicken.
Schön für Dich, Sandra, aber leider muss ich Dich enttäuschen. Sie reden und zicken nicht immer so. Nur wenn sie versuchen die Erwartungen von Spießern wie Dir zu erfüllen, die sich offenbar nicht vorstellen können, dass Schwule und Lesben ganz normale Menschen sind und die darüber alle Schwulen und Lesben übersehen, die nicht ihren Erwartungen entsprechen:
es fällt schon auf in solchen beziehgungen, dass doch trotzdem immer einer den männlichen part hat und einer den weiblichen. hab für jede seite, frauen und männer ein beispielpaar im kopf. finde das allerdings schon bezeichnend, dafür, dass man ja seinesgleichen sucht, aber dennoch rollenverteilung hat.
Was meint sie wohl mit trotzdem? Beeindruckend auch ihre Vorstellung von Empirie: ein Beispielpaar. Und dann das Urteil: Bezeichnend! Puh, und jetzt? Moment mal, was wäre eigentlich das Problem an einer Rollenverteilung?
Dem Vorwurf, sie pauschalisiere, begegnet Sandra mit einer genaueren Darlegung ihrer evidenzbasierten Theorie:
ich pauschalisier gar nicht. Der eine Teil meines Beispielspaares ist halt voll tuntig und zickig und der andere Teil eben der Mann. Glaube, dass es eher selten ist, dass 2 Zicken sich zusammentun, sicher anstrengend.
Nach diesem Einblick in die Tiefen der psychologischen Erkenntnisse von Sandra erfahren wir nun endlich, dass es ihr in Wirklichkeit um etwas ganz anderes geht:
jedenfalls wollte ich sagen, dass es für einen bibelfesten christen inkonsequent ist, homosexuelle als “richtig” oder besser gesagt “vor Gott richtig” zu bezeichnen, weil es nunmal deren Grundlage ist. In der Bibel stehn die Regel für nen Christen und Gott sagt nunmal, dass es “falsch” ist, bzw. dass man vór G ott so nicht besteht.
die Regel für nen Christen sind andererseits auch unter Christen durchaus umstritten. Ob man vór G ott so besteht, das weiss letztlich auch Sandra nicht und im Grunde genommen ist Sandra natürlich ganz anderer Meinung:
Wollte nur das rerklären (…) unterschreibe diese meinung nicht.
Na dann vielen Dank für die Aufklärung!
Zurück zu Paul: Seine Liste mit Suchbegriffen macht mich neidisch! Ich fand unsere manchmal schon toll, aber das ist echt unglaublich. Wer sich grad mal nicht mit Schwulenfeinden von rechts, links oder anderswo herum ärgern will, kann sich Pauls Suchbegriffe hier anschauen.
Stimmt, das war wirklich sehr unglücklich formuliert. Ich wollte damit mehr oder weniger sagen, dass auch ich gewisse Berührungsängste habe oder eher Schwellen, über die ich ob des Kennen lernens des Menschen selbst nicht gehen werde. Soll heißen, ich würd nie mit nem Kerl Sex haben wollen, selbst wenn ich ihn nur dadurch und als Folgehandlung dessen als Menschen besser kennen lernen sollte oder als guten Freund bekomme.
An die Sache mit den „eindeutigen Angeboten“ habe ich übrigens nicht eine Sekunde gedacht… Aber ich würde es witzig finden und das Selbstbewusstsein aufbauend. Ich und begehrenswert, wahnsinn 😛
Zu den Kommentaren: Von Klischeebildern ist kaum einer gefeit, und nur wenige machen sich die Mühe, diese als das was sie sind, nämlich von der Gesellschaft erdachte übersteigerte Zerrbilder der Realität zu entlarven.
Ist aber bei mir auch so, wenngleich meine Klischee-Sicht eher positiv ist (was sie aber nicht aufwerten soll, stereotyp bleibt stereotyp…)
Sogut wie alle Schwulen, die ich kenne, haben einen wirklich guten Sinn für Ästhetik, also ich werd ab und an neidisch. Das bezieht sich aufs Wohnungseinrichten, auf den Klamottengeschmack, die äußere Erscheinung. Da ist es sehr leicht zu sagen, dass Schwule einen anderen Sinn für Stil haben… Und dabei zu vergessen, dass das trotz allem Einzelfälle sind, die beim betreffenden Individuum zutreffen mögen, aber nicht für sämtliche Schwule sprechen.
Mich interessiert nun noch eine Sache: Wieso ist schwul und lesbisch politisch korrekt(er), und homosexuell nicht? Ich hab nun grad aus Neugierde bei Wikipedia geguckt (ja, an sich keine Quelle…), und da steht bei Homosexualität folgendes: „Homosexualität (bzw. Homophilie) bezeichnet eine sexuelle Orientierung, bei der Liebe, Romantik und sexuelles Begehren ausschließlich oder vorwiegend für Personen des gleichen Geschlechts empfunden werden. Homosexuelle Frauen werden auch Lesben oder Lesbierinnen genannt, homosexuelle Männer auch Schwule.“
Also bezeichnet es doch das Schwul-bzw. Lesbischsein, oder?
@ Caipi: Mit einem Kerl ins Bett zu gehen, nur um ihn als guten Freund zu gewinnen, würde mir auch im Traum nicht einfallen. Du siehst: Auch da unterscheiden sich Schwule und Heteros nicht.
Stereotyp bleibt Stereotyp. Stimmt! Genau deshalb schimpfen wir hier ja auch über die positiven Klischees. Auf empirischer Grundlage übrigens: Ich habe schon ausreichend Schwule getroffen, die Ästhetik nicht mal buchstabieren konnten – was in der Folge auch nicht immer so angenehm ist. Ich hab nämlich gar nichts gegen stilbewußte Menschen, im Gegenteil.
„Schwul“ ist in der Regel die Eigenbezeichnung von homosexuell empfindenden Männern. Ursprünglich war es ja mal ein Schimpfwort, das dann positiv umgedeutet wurde. Obwohl: Vielleicht müßte man diese „Wahrheit“ auch noch mal auf den Prüfstand stellen. In Umfragen ergibt sich immer wieder eine erkleckliche Anzahl von Männern, die zwar mit Männern Sex haben, die Bezeichnung „schwul“ aber weit von sich weisen. Nun kann man sich zwar hinstellen, als selbstbewußter Schwuler, und sagen „die trauen sich halt nicht“. Vielleicht ist das eigene Konzept aber auch einfach nicht passend für alle Männer, die Männer lieben. Also danke für die Nachfrage, hat mich selber noch mal ins Nachdenken gebracht!
Jaaa, mir is kurz nach dem Abschicken aufgefallen dass das eigentlich total blöd ist…
Ich belasses einfach dabei, dass es eine sehr undurchdachte Formulierung war.
„Ursprünglich war es ja mal ein Schimpfwort, das dann positiv umgedeutet wurde.“
Nun ja, ob es heutzutage so positiv ist… Wenn ich von irgendwelchen Ghettokindern inner Bahn höre, dass diese und jene Sache „schwul“ ist, dann ist das mit Sicherheit nicht positiv gemeint. Generell gilt das Wort bei vielen immer noch als Beschimpfung.
Die Bedeutung des Wortes hat sich allerdings geändert, das stimmt. Die früher einmal rein negative Konnotation ist einer doch inzwischen deutlich positiveren gewichen. „Schwul“ ist massentauglicher geworden und wird öfter verwendet als früher.
Mich würde nun interessieren, wieso die von dir genannten Umfrage-Männer dieses Wort von sich weisen. Bezeichnen die sich selbst als Homosexuelle? Oder benutzen die gar keine Bezeichnung für sich?
Ich antworte mal stellvertretend mit einer Erklärung die ich aus amerikanischer Literatur entnommen habe und die mir sehr logisch erscheint: Diejenigen Männer, die Sex mit Männern haben, sich aber selbst nicht als schwul bezeichnen tun dies weil sie mit Schwulen das durch Medien etc. und durch Teile der Szene selbst gepflegte Klischeebild verbinden: tuntig, politisch eher links, kreativ usw. Sie begreifen das Wort „schwul“ also nicht als die Definition einer sexuellen Orientierung sondern als eine bestimmte Lebensart bzw. „Weltanschauung“, die sie nicht teilen.