Jenseits der Andersartigkeit

5 Jul

A few years ago, a Gay Pride parade passed The Simpsons‘ house in Springfield. “We’re here! We’re queer! Get used to it!” chanted the marchers. Little Lisa Simpson replied: “You do this every year. We are used to it.” (Quelle)

Ironischerweise fürchten sowohl radikale Schwulenaktivisten als auch stockreaktionäre Schwulenhasser nichts mehr als die Vorstellung, Homosexualität wäre eines Tages für niemanden mehr von Bedeutung, sondern einfach ein alltäglicher Fakt des Lebens, den man einfach achselzuckend zur Kenntnis nimmt und sich dann wichtigeren Themen zuwendet. Sowohl die Hasser als auch die Aktivisten leben von der Vorstellung eines signifikanten Unterschiedes der, jenseits der sexuellen Orientierung, Homosexuelle grundsätzlich von Heteros unterscheide. Die Homophoben beschreiben schwules Leben als ein Leben, welches sich um radikale Gesellschaftsentwürfe, die Zerstörung der Familie, Drogen, Sex und Alkohol zentriere und die radikalen Queers stimmen dem zu. Sie wollen nicht Teil der Gesellschaft sein, skandieren sie, sie wollen die Gesellschaft stürzen.

Glücklicherweise erweisen sich beide Anschauungen als Reise ins Nirgendwo, als Fiktion. Immer mehr Schwule und Lesben leben ihr Leben wie jeder andere Mensch auch, eine Tatsache, die zunehmend offensichtlicher wird. Anders als die anderen? Nun, nicht wirklich. Radikalität war vielleicht notwendig als es darum ging, homosexuelles Leben erst einmal in das Bewusstsein einer Gesellschaft zu bringen, die von gleichgeschlechtlicher Liebe noch nie etwas gehört hatte. Doch diese Zeiten sind vorbei. Es dürfte heute kaum noch jemanden geben, der nicht wüsste, dass es Schwule und Lesben gibt. Wir sind so sichtbar wie nie zuvor, auch und gerade jenseits der alljährlichen CSD’s und Pride Paraden deren politischer Gehalt eben auf Grund der Tatsache abnimmt, dass die große Schlacht gewonnen ist: Man weiß, dass Schwule und Lesben existieren und man hat sich auch – mehr oder weniger – an uns gewöhnt.

Umfragen zeigen mit schöner Regelmäßigkeit die steigende Toleranz und auch Akzeptanz gegenüber gleichgeschlechtlichen Lebensweisen, eine Tatsache, die die Schwulenhasser und auch so manchen revolutionären Aktivisten verzweifeln lässt. Denn welchen Sinn sollte es machen, Schwule der Zerstörung von Ehe und Familie zu bezichtigen, wenn diese gleichzeitig selber heiraten und Kinder bekommen wollen? Wie dumm muss der Ruf nach einem revolutionären Umsturz des Systems klingen, wenn die meisten von uns besagtes System ganz gut finden? Die Zeiten der schwulen Ghettoisierung neigen sich dem Ende zu. Zum Glück.

Zwei Artikel zum Thema:

Becoming Bourgeois

Out and Proud Parents

2 Antworten zu “Jenseits der Andersartigkeit”

  1. Christian Hoffmann 6. Juli 2007 um 16:46 #

    Auch wenn es einem Artikel widerspricht, den ich grad bei eifrei untergebracht hab 😉 passt dieser Artikel gut zum Tenor Deines Posts: Der Ausbruch aus dem „Gay Ghetto“:

    http://www.planetoutinc.com/press/releases/?sernum=1038

  2. eirelover 25. August 2007 um 19:14 #

    Es war mir bisher gar nicht bewußt, daß die Fronten noch so verhärtet sind.
    Ich dachte bisher eigentlich, daß Homosexuelle in unseren Breiten „normal“ leben können.
    Aber hier bin ich eines Anderen belehrt worden, naiv, wie ich anscheinend bin.

    Ich nenne mich selbst Christ und halte mich auch an die Gesetze des AT, in dem auch homosexuelle Praktiken verpönt sind.
    Aber nur weil jemand gegen dieses Gesetz verstößt, ist doch nicht der ganze Mensch zu verurteilen.
    Das ist ein typisches Beispiel von unserem modernen „tolerant“: Es gelten keine einzelnen Aspekte mehr, eine Eigenschaft macht den ganzen Menschen aus. Und den nimmt man an und lehnt ihn ab.
    Grauslich.

    Zum Glück habe ich noch die Fähigkeit zu unterscheiden. Wenn ein Mensch eine Eigenschaft hat, die ich für schlecht befinde, habe ich es nicht notwendig, den ganzen Menschen zu verwerfen. Weshalb sich auch durchaus Homosexuelle in meinem engeren Freundeskreis befinden können.

    Schande, Schande über die Menschen, da wird man zum Misanthropen…

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