Katholisch-antiimperialistische Querfront

24 Jul

Unter der neugierig machenden Überschrift „Homosexuelle Islam-Hetze“ polemisiert das katholische Internetportal kreuz.net gegen Homosexuelle und bricht eine Lanze für den Islam:

Warum müssen Türken und Araber aus Deutschland deportiert werden? Weil sie Gewalttaten gegen hilflose Homo-Unzüchtige verüben.

Schon die Wortwahl macht stutzig und verweist auf die geistigen Urheber der Islamophilie dieser Schwulenfeinde, mit denen sie sich in einer katholisch-antiimperialistischen Querfront zusammenfinden. Ihr Stichwortgeber ist ausgerechnet Markus Bernhard von der jungen welt, der von einer „rassistischen Hetze im rosa Gewand“ phantasiert:

Ein Berliner Homoprojekt blase erneut zur Hatz auf Migranten – so Bernhardt: „Teile der hauptstädtischen Lesben- und Schwulenszene setzen ihre rassistische Stimmungsmache gegen muslimische Migranten fort.“ Der Artikel weist auf eine von dem sogenannten „Berliner Antigewaltprojekt Maneo“ durchgeführte Studie zur Gewalt gegen Homo-Unzüchtige.

Bei den Homo-Unzüchtigen darf man ja noch vermuten, dass die Wortwahl nicht Bernhardscher Prägung ist. Bei den weiteren Ausfällen wurde ich diesbezüglich zunehmend unsicher:

An der Umfrage sollen sich fast 24.000 Personen beteiligt haben: „Die Seriosität der Daten darf indes bezweifelt werden.“ Die Umfragebögen sind – nach Bernhardt – zum Beispiel auf Internetportalen wie ‘gayromeo.com’ gepostet worden: Diese Webseite wird von Homo-Unzüchtigen fast ausschließlich zur Verabredung anonymer Geschlechtskontakte genutzt.

Weswegen seriöse Auskünfte über erlittene Gewalt nahezu ausgeschlossen scheinen. Wer dauernd im Park rumvögelt, hat schließlich gar keine Zeit, sich verprügeln zu lassen.

In der Studie wird ständig die These wiederholt, daß der Anteil nichtdeutscher Täter bei gewalttätigen Übergriffen auf Homos überdurchschnittlich hoch sei.
Belege dafür gibt es nach Bernhardt „keinen einzigen“. Der Projektleiter Bastian Finke habe schon vor der offiziellen Veröffentlichung erklärt, daß 16 Prozent der Befragten die Vermutung geäußert hätten, von angeblich homofeindlich motivierten Migranten angegriffen worden zu sein,

Vermutlich hat Finke nicht gesagt, die Befragten hätten die Vermutung geäußert, von angeblich homofeindlich motivierten Migranten angegriffen worden zu sein. Die Vermutung wäre ja auch mehr als albern und erinnert mich an manche postmoderne Rassismusdiskussion. Wenn ich als Schwarzer mit den Worten „Du Scheiß-Nigger“ angegriffen werde, ist die Diskussion über die Existenz von Rassen an dieser Stelle genauso überflüssig wie die Diskussion über die Motive des Angreifenden. Wenn ich nicht wegrenne oder schneller zuschlagen kann, tut es weh und zwar mir. Ebenso verhält es sich mit der angeblich homofeindlich motivierten Migrantengewalt. Wenn mir ein Typ mit erkennbarem Migrationshintergrund mit den Worten „Schwule Sau – was machst Du hier?“ gegenübertritt, will und werde ich nicht darüber diskutieren, ob der junge Herr mir eigentlich nur sagen wollte, dass er mich aus irgendwelchen Gründen doof findet oder dass er die westliche Konzeptualisierung von gleichgeschlechtlicher sexueller Orientierung als seiner Kultur gegenüber respektlos empfindet. Weiter bei antiimp.net:

Finke mutmaßte, daß noch mehr Personen Täter unter Migranten ausmachen würden, hätte ‘Maneo’ nur gezielt danach gefragt.

Gibt es tatsächlich keine Belege für die These, dass der Anteil von Migranten bei antischwulen Gewalttaten überdurchschnittlich hoch liegt oder sollten wir davon ausgehen, dass das Ergebnis der Umfrage noch drastischer ausgefallen wäre, hätte Maneo nicht aus Gründen politischer Korrektheit die Frage gar nicht erst gestellt? Doch kreuz.net holt noch weiter aus:

Bereits in der Vergangenheit waren Erhebungen von ‘Maneo’ von Fachleuten kritisiert worden.

Seit wann gelten Linksextremisten als Fachleute?

Sogar Diebstähle wurden als „homophobe“ Delikte registriert.

Wenn dem Diebstahl schwulenfeindliche Äußerungen vorangegangen sind, klingt die Klassifizierung schon weniger absurd. Umgekehrt muss man die Polizei kritisieren, die Gewalt gegen Schwule immer wieder in der Statistik unerkennbar macht, in dem sie sie eben nur als Diebstahl, Raub oder ähnliches klassifiziert.

Das sogenannte „wissenschaftlich humanitäre komitee“ verlangte von Finke, der auch Mitglied des Landesvorstandes Berlin-Brandenburg des kirchenfeindlichen ‘Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland’ ist, „seine ausländerfeindliche Panikmache einzustellen“.

Was glaubt kreuz.net eigentlich ist das „whk“, wenn nicht kirchenfeindlich?

Die Berufsfunktionäre dieser „ehemaligen Emanzipationsbewegung“ hätten in den vergangenen Jahren mehrfach für Skandale gesorgt.

Das ist schon lustig, wie die Erz-Katholiken von kreuz.net hier offenbar die für seriös befundenen Linksextremisten des whk für glaubwürdige Zeugen halten, um Schwulenfunktionären den Verrat an der Homo-Emanzipation vorzuwerfen. Wie? Ja, genau das steht da. Wenn kreuz.net sich diesen Vorwurf nicht zu eigen machen würde, warum zitieren sie ihn dann unkommentiert? Wahrscheinlich haben sie im Eifer des Gefechts gar nicht gemerkt, was sie da auf ihrer Seite veröffentlicht haben…

Hochrangige Aktivisten des ‘Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland’ forderten „Muslimtests“ für einbürgerungswillige Migranten.

Gegen die die kreuz.net-Redaktion sicherlich entschieden Widerstand leisten würde, weil sie wissen, dass sie den Test auch nicht bestehen würde.

Sie bezeichneten auch die multikulturelle Gesellschaft als gescheiterten „linken Traum“.

Dabei ist die multikulturelle Gesellschaft in Wahrheit der größte Traum jedes reaktionären Katholiken. Jedenfalls wenn man damit gegen die Homo-Unzüchtigen zu Felde ziehen kann. Was für eine widerliche Melange! Alles notwendige dazu hat Bastian Finke gesagt, als er die Ergebnisse der o.g. Umfrage der Öffentlichkeit vorgestellt hat (wir berichteten):

Lassen Sie mich deutlich sagen: Der Respekt vor der Würde des Menschen ist nicht verhandelbar. Wir wollen hier mit allen in Frieden leben, egal welcher Herkunft. Wer aber die Würde von Homosexuellen nicht anerkennt, der stellt sich selbst ins Abseits. Er steht damit außerhalb des Grundgesetzes und unserer Gesellschaft. Und damit ist klar: Dieses Verhalten muss sich ändern oder mit der vollen Härte des Gesetzes sanktioniert werden.

Eine Antwort zu “Katholisch-antiimperialistische Querfront”

  1. godforgivesbigots 24. Juli 2007 um 12:25 #

    Wie die wohl zu dem Foto von dem Punk im Ponygeschirr kommen, selber auf dem CSD gewesen? Glauben diese Leute ernsthaft sadomasochistische Tierrollenspiele seien dasselbe wie Zoophilie?

    Hier liegt die Gemeinsamkeit zwischen kreuz.net und jungewelt.de: Der Begriff der Unzucht bzw. des Rassismus wird über seinen eigentlichen Sinngehalt (Zoophilie, Rassenhaß) auf etwas anderes (Homosexualität, Islamkritik) ausgedehnt, um eine Zielgruppe zu bedienen die aus dieser Sinnentstellung Genugtuung bezieht, da sie dadurch in ihren Feindbildern bestätigt wird.

    Die Website hat übrigens auch ein Problem mit Antisemitismus (einfach mal die Kommentare nach „Jude“ durchsuchen).

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