Ein Schulprojekt von Zwölftklässlern im baden-württembergischen Renningen hat für Schlagzeilen gesorgt. Ein eigener Staat – Maredivia – wurde im Rahmen dieses Projektes gegründet, ein moderner Staat mit Parlament, einer Staatsbürokratie und eigenen Gesetzen. Kurz nach der Gründung kam es allerdings bereits zu einem ersten außenpolitischen Konflikt. So übte eine Repräsentantin der Bundesrepublik Deutschland deutliche Kritik an einem bestimmten Gesetz Maredivias:
Im Staate Maredivia sollte es natürlich auch Eheschließungen geben. Etliche Schüler wollten sich als homosexuelle Paare trauen lassen – doch so weit ging die Freiheit Maredivias dann doch nicht.
Der Mutter eines Gymnasialschülers, beruflich als Pastoralreferentin in der katholischen Kirche engagiert, erschien es nicht sinnvoll, schon Schüler ab der fünften Klasse mit derartigen Fragen zu konfrontieren. Sie sorge sich um die Würde der Ehe, die schließlich eine ernstzunehmende Sache sei […]
Und um diese Würde zu verteidigen, schrieb die besorgte Mutter eine Mail an den Renninger Bürgermeister, der – um möglichen Elternprotesten vorzubeugen – sich an den Schulleiter wandte, welcher schließlich den am Projekt beteiligten Schülern ein Ultimatum stellte: Traditionelle Hetero-Ehe oder Liquidierung Maredivias. Der geballten Macht bundesdeutscher Befindlichkeit hatten die Maredivianer nichts entgegenzusetzen. Um ihren Staat zu retten fügten sie sich, wenn auch mit Unverständnis:
„Ich weigere mich zu akzeptieren, dass nicht einmal bestehendes Recht anerkannt wird“, erklärt [der Schüler Christopher] Glück. Mitschülerin Laura Auhorn, eine der Hauptorganisatorinnen des Projektes, findet es gar absurd. „Wir hatten gedacht, dass es vielleicht mit unseren eigenen Gesetzen Probleme geben könnte, aber nicht mit Bundesrecht“, sagt sie.
In der Tat. Haben sowohl die um die Würde der Ehe besorgte Mutter, als auch der Bürgermeister und der Schulleiter vergessen, wie es um die Realität gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften hierzulande bestellt ist? Dass es etwas wie die „Homo-Ehe“ in Deutschland seit 2001 gibt? Warum dann nicht auch im Staate Maredivia, einem Projekt einer Schulklasse in Renningen, Gemeinde Baden-Württembergs, welches wiederum Bundesland der Bundesrepublik Deutschland ist?
Möglicherweise sind die Vorbehalte gewisser Einwohner Renningens gegenüber dem Thema Homosexualität ja der „weltoffenen“ und „toleranten“ Atmosphäre der Gemeinde zu verdanken:
Im vergangenen Sommer hatte eine andere Mutter Einwände, dass ein Klassenlehrer gemeinsam mit ihrem Sohn zu einem Schullandheimaufenthalt fährt. Tino Miksche, der betroffene Lehrer, ist der einzige Pädagoge am Gymnasium, der sich offen zum Schwulsein bekennt.
Es zeigt sich wieder einmal: Wenn jemand betont, wie „weltoffen“ und „tolerant“ eine Gemeinde ist, sollte man nicht lange zögern, sondern schnellstmöglich den nächsten Bahnhof aufsuchen.
Was soll man denn vom Gottesstaat Baden-Württemberg, dem Mutterland der penetranten evangelikalen Schwulenbekehrer und Judenmissionierer, auch anderes erwarten? Hier herrscht noch Zucht und Ordnung, und als Nazi (Filbinger) kann man es in der bigotten Gesellschaft des „Ländle“ zu mehr Ansehen bringen denn als Schwuler. Das eine ist verzeihbar, das andere nicht.
Scheint, als wäre doch nicht allein der Islam der Hort aller Schwulenfeindlichkeit… 😉
Das hat hier auch keiner behauptet.
und was sagt die örtliche fdp, namentlich frau mdl heiderose berroth dazu?
@Adrian:
Aber angedeutet. „Westliche Werte“ und so. Unter denen verstehen die Herrschaften dort in Ba-Wü offenbar etwas anderes als unsereiner… 🙂
@ Karsten
Ich denke ich liege nicht falsch zu behaupten, dass eine Menge Herrschaften, und nicht nur in Ba-Wü, mit dem Begriff „westliche Werte“ überhaupt gar nichts anfangen können. Aber das ist dann ihr Problem.
Habt ihr denn etwas anderes erwartet? Wenn auch die Homoehe per Gesetz
rechtens ist, so sind die Vorbehalte – sprich Vorurteile – in der Bevölkerung
mehrheitlich verbreitet. Von einer Anerkennung schwuler bzw. lesbischer
Orientierungen sind wir noch weit entfernt. Eher halte ich es für möglich, daß
unter einer Diktatur hier in Deutschland der § 175 wieder im Strafgesetzbuch
aufgenommen würde und sich dafür sicher eine Mehrheit in der Bevölkerung finden wird.
Wenn man von der Jugend ausgeht sind die Renninger wirklich offen und tolerant. Ich besuche selbst die betroffene Schule und unter den Schülern gibt es keine Probleme mit Homosexualität. Das Problem sind die übervorsichtigen und Prüden Eltern die ihre Kinder vor allen Dingen die sie geistig herausfordern könnten beschützen wollen.