Es geht abwärts mit Europa: Materialismus, Säkularismus und sexuelle Libertinage beherrschen den Kontinent und werden ihn über kurz oder lang ins Verderben stürzen. Doch zum Glück gibt es Rettung und diese kommt in Gestalt von Scheich Yusuf al-Qaradawi welcher den Europäern die „friedliche Eroberung“ durch den Islam als einzigen Ausweg aus der moralischen Krise des alten Kontinents empfielt:
The peaceful conquest has foundations in this religion, and therefore, I expect that Islam will conquer Europe without resorting to the sword or fighting. It will do so by means of da’wa and ideology. Europe is miserable with materialism, with the philosophy of promiscuity, and with the immoral considerations that rule the world – considerations of self-interest and self-indulgence. It is high time Europe woke up and found a way out from this. Europe will find no life saver or life boat other than Islam. Islam will save Europe from the raging materialism from which it suffers.
Natürlich kommt al-Qaradawi nicht umhin in seiner Predigt das Lieblingsthema religiös-fundamentalistischer Knallchargen zu erwähnen:
The promiscuity, which permits men to marry men and women to marry women, is horrifying. All religions condemn this.
Friedlich, rein und moralisch dagegen wird eine Welt sein, die beherrscht wird vom Islam al-Qadawaris. Dieser Meinung muss jedenfalls auch Londons Bürgermeister Ken Livingstone gewesen sein, der es sich vor nicht allzu langer Zeit nicht nehmen ließ, den Scheich höchstpersönlich zu einer Konferenz in die britische Hauptstadt einzuladen, ihm seine Sympathien zu versichern und die Bedeutung al-Qadawaris im muslimisch-westlichen Dialog zu preisen. Welche der Ansichten al-Qadawaris dem „roten Ken“ dabei besonders zusagen, darüber kann man nur spekulieren:
Demokratie? Schon erstrebenswert, allerdings nicht irgendeine westliche Abart davon, sondern „richtige Demokratie“ aufgebaut nach den Grundsätzen des Islam.
Selbstmordanschläge? Durch den Islam gerechtfertigt und wenn es gegen Juden geht, dann sowieso.
Kopftuch? Pflicht für jede Muslima es sei denn, sie ist unterwegs um sich als Märtyrerin für den Islam zu opfern dann darf sie es ablegen. Für Allah zu sterben ist schließlich moralischer als Schönheit zur Schau zu stellen.
Weibliche Beschneidung? Unbedingt.
Homosexuelle? Müssen bestraft werden.
Nun würde Ken Livingstone strikt von sich weisen ein Frauenfeind oder homophob zu sein oder gar Selbstmordattentate gutheißen zu wollen. Aber sein Weltbild ist nunmal geprägt durch ideologische Versatzstücke linksalternativen Denkens. Genitalbeschneidung, Frauenunterdrückung und Homophobie sind demnach eine Sache, wenn sie von weißen Westlern, aber eine ganz andere, wenn sie von Menschen propagiert werden, die den unschlagbaren Dritte-Welt-Bonus, garniert mit antikapitalistisch-antiwestlichem Eifertum vorweisen können. Und es ist nunmal in gewissen linken Kreisen eine Binsenweisheit, dass wer nicht erkennt, dass der Kampf gegen den amerikanischen Imperialismus und den Zionismus die vordringliche Aufgabe unserer Zeit ist, derjenige der wahre Frauen- und Schwulenfeind und obendrein noch ein islamophober Rassist ist.
Und überhaupt: Was heißt schon homophob? Gerade was Homosexualität angeht, zeigt sich die islamische Welt doch durchaus vielfältig. Wohl wahr, bedingt durch die Vielfalt innerhalb der islamischen Welt ist die Strafe für homosexuelle Akte nicht eindeutig durch die Rechtsschulen definiert und eine durchaus komplizierte Angelegenheit, welche auch unserem Scheich al-Qaradawi schon eine Menge Kopfzerbrechen bereitet hat:
Interviewer: How should a homosexual or a lesbian be punished? We mentioned the story of the people of Sodom and how Allah punished them, but how should someone who commits this abomination be punished today?
Yousuf Al-Qaradhawi: The same punishment as any sexual pervert – the same as the fornicator.
[…]
The schools of thought disagree about the punishment. Some say they should be punished like fornicators, and then we distinguish between married and unmarried men, and between married and unmarried women. Some say both should be punished the same way. Some say we should throw them from a high place, like God did with the people of Sodom. Some say we should burn them, and so on. There is disagreement.
Wirklich eine schwierige Entscheidung… Hinunterwerfen? Verbrennen? Steinigen? Kopf abschlagen? Aufhängen? Oder vielleicht doch nur Auspeitschen? Pluralismus kann echt anstrengend sein. Und um die Sachlage noch komplizierter zu machen, kommen noch die feinsinnigen Unterscheidungen zwischen Homosexuellen und Lesben dazu:
Interviewer: There is an issue that some people may find strange. If homosexuals and lesbians belong to the same category – an inclination towards the same sex – why are there different punishments for men and women, for homosexuals and lesbians?
Yousuf Al-Qaradhawi: A punishment for who?
Interviewer: For homosexuals and lesbians – the punishment for a woman who favors women, and for a man who favors men.
Yousuf Al-Qaradhawi: Lesbianism is not as bad as homosexuality, in practical terms.
Da haben die Lesben ja noch mal Glück gehabt, dass Lesbianismus keine Form der Homosexualität ist und demzufolge nicht so hart bestraft wird. Schwule Männer dagegen haben nichts zu lachen:
Interviewer: Should a man be punished for having homosexual tendencies?
Yousuf Al-Qaradhawi: Yes, he should.
Interviewer: Or maybe he should be punished only for committing this sin?
Yousuf Al-Qaradhawi: He should be punished just like a fornicator. What is fornication? It is a sexual perversion. A perversion cannot possibly be innate.
Nein, Perversionen können nun wirklich nicht angeboren sein. Al-Qaradawis Meinungen sind ja der beste Beweis dafür.
Zum Abschluss noch ein Tipp an den Scheich: Bevor das Projekt „Erettung Europas durch den Islam“ in Angriff genommen wird, sollte man sich auf eine eindeutige Linie bei der Bestrafung der Homosexualität durchgerungen haben. Das würde die ganze Sache weniger mühselig machen und die Zeit bis zur Vollendung des Paradieses auf Erden entscheidend verkürzen.
Ihr Heil von einer religiösen Morgenröte erwarten auch rechtslibertäre Prediger gegen die Gottlosigkeit, wie bspw. der eigebtümlich freie Wanderprediger Robert Grözinger und dessen spiritus rector Roland Baader. Der Libertarismus wird uns von denen nur noch mit christlicher Soße serviert!
Jaja, die friedliche Eroberung durch den Islam… Oriana Fallaci hatte Recht.