Update: Christival sagt homophobes Seminar ab Die Begründung erinnert allerdings fatal an diese hier. Vermutlich ist die Absage der Versuch, die Schirmherrschaft von der Leyens aufrecht zu erhalten, wovon man der Ministerin angesichts der erneuten Homoheilungspropaganda der Veranstalter nur abraten kann.
Viele Menschen leiden unter ihren homosexuellen Neigungen.
Dieser irrigen Ansicht scheint auch Bundesfamilienministerin von der Leyen zu sein. Oder wie läßt sich ihre Schirmherrschaft für das Christival 2008 sonst erklären? Der christlich-fundamentalistische Kongress ist laut Eigenwerbung
auch ein Vorbote des Deutschen Evangelischen Kirchentags, der ein Jahr später ebenfalls in Bremen stattfindet.
Während diesem jedoch mal Beliebigkeit, mal Linkslastigkeit nachgesagt wird – nicht zuletzt übrigens seitens der Evangelischen Allianz, deren Bremer Abteilung nun das Christival in die Hansestadt eingeladen hat -, lässt sich über das evangelikale Gross-Event ganz anderes kritisch festhalten. So lautet der Titel von Seminar 644:
Homosexualität verstehen – Chance zur Veränderung
und in der Seminarbeschreibung wird ausgeführt:
Viele Menschen leiden unter ihren homosexuellen Neigungen. Im Seminar geht es um Ursachen und konstruktive Wege heraus aus homosexuellen Empfindungen.
Als Referenten fungieren zwei Vertreter des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft der OJC (Offensive Junger Christen), über das wir bereits an anderer Stelle berichtet haben. Wurde DIJG-Frontfrau Vonholdt von der hessischen CDU-Landtagsfraktion vermutlich noch wissentlich als Rechtsaußen-„Expertin“ zur Anhörung zum Gesetzentwurf zur Anerkennung eingetragener Lebenspartnerschaften geladen, bleibt bei Frau von der Leyen zu hoffen, dass sie sich bei ihrer Zusage für die Schirmherrschaft nicht bewußt war, mit welchem reaktionären Verein sie sich da eingelassen hat. Eine erste diesbezügliche Mail-Anfrage an die LSU, die Lesben und Schwulen in der Union, kam leider als unzustellbar zurück, trotz Verwendung der auf der LSU-Homepage genannten Kontaktadresse. Es bleibt zu hoffen, dass die Unionshomos recht bald aus ihrem Weihnachtsurlaub zurückkehren, um sich – nicht nur parteiintern – um den Vorgang zu kümmern. Bis dahin muss der gemeine Homo sich mit den Grünen bescheiden.
Bevor nämlich Volker Beck im Namen der grünen Bundestagsfraktion forderte, von der Leyen müsse
entweder die Absage dieses „Homosexuellenheilungsseminares“ durchsetzen oder ihre Schirmherrschaft zurückgeben
wurde ausgerechnet Christian Ströbele um Unterstützung angefragt. Ob allerdings der Kreuzberger Alt-Linke für die Solidarität gegen selbsternannte Schwulenheiler ein geeigneter Ansprechpartner ist, darf getrost bezweifelt werden. Schließlich war er es, der bei einer Demonstration in Berlin in den Reihen der Hamas mitmarschierte, die „Juden sind Tiere“ skandierten und für ihren mörderischen Schwulenhass bekannt sind.
Argumentationsketten des „Instituts für Jugend und Gesellschaft“ zum Thema Homosexualität
„… die Suizidversuche konnten nicht erklärt werden durch Erfahrungen mit Diskriminierung, Gewalterfahrung, Verlust an Freundschaften oder derderzeitigen persönlichen Einstellung zur Homosexualität.
Die Ursachen liegen tiefer
Eines machen die Untersuchungen von Garofalo und Remafedi klar: Homosexuell und bisexuell empfindende Jugendliche sind junge Menschen in Not! Drogen- und Alkoholmißbrauch, Prostitution, promiskes sexuelles Verhalten sind Zeichen, daß Jugendliche verzweifelt etwas zur Stabilisierung ihres Selbst suchen, etwas, um ihr Selbst zu „kitten“ und um die innere Leere zu betäuben. Ob nicht genau hier auch die Ursache für die homosexuelleoder bisexuelle Neigung zu suchen ist?“ (Vgl. DIJG, „Bulletin, Nachrichten aus dem DIJG, Herbst 2005, S. 26 ff., ) (interessante Statistiken)
Ein Beispiel für den empfohlenen Umgang mit homosexuellen Menschen zur Beseitigung „homosexueller Gefühle“:
„Die entsprechende Methode des ‚Durchprügelns‘ kann zum Beispiel so aussehen: ‚Ach, du Jammerfritze, schnappe dir einen Teller mit Glasscherben und friss sie auf, aber schnell! Los, hinunter mit der Flasche Blausäure, dann kannst du dich auf dem Boden wälzen, dann weißt du wenigstens, wieso du hier herumschreist!‘ Oder: ‚Ich habe große Lust, dich zum Fenster hinauszuwerfen, dort unten in die Dornenbüsche, und das tue ich jetzt auch! Hier bekommt du eins mit einem Rohr aus Blei über. Da hast du einen Fußtritt, dass du mitten durchbrichst. Jetzt schütte ich dir Benzin über den Kopf, und dann machen wir ein Feuerchen‘ usw.“
(Quelle: Aus dem Buch „Das Drama des gewöhnlichen Homosexuellen“ (Seite 440) von Gerard J. M. van den Aardweg, dass vom Institut für Jugend und Gesellschaft immer wieder für Homosexuelle und Berater empfohlen wurde.)
Auf http://www.gaynial.net und http://www.gaynial.net/stop.htm gibt es weitere Infos.
Zumindest der erste Satz stimmt doch. Mal ganz offen gesagt.
Ich würde eher sagen: Viele Menschen leiden unter den Reaktionen auf ihre homosexuellen Neigungen.
…und unter ihrer eigenen, mitunter tief verwurzelten Homophobie — schliesslich wird man von heterosexuellen Eltern nach heterosexuellen Mustern erzogen –, die zu einer Form von Selbsthass führt, der auch mit 20 Darkroom-Ficks im Monat nicht behoben werden kann. Schwule gehen miteinander brutaler und härter um, als es rechte Hetenverbände jemals könnten. Insofern ist die ganze Hetze unnötig. Die Schwulen machen sich seit vielen, vielen Jahrzehnten selbst fertig.
„Schwule gehen miteinander brutaler und härter um, als es rechte Hetenverbände jemals könnten.“
*lol*
jetzt übertreib mal nicht, süßer. haha, unglaublich.
Nein, ich denke auch, dass viele Menschen unter ihren (homo-)sexuellen Neigungen leiden. Weil sie entweder verdrängt werden und dann nur verdrückt zum Vorschein kommen, oder weil sie in Konflikt mit heterosexuellen Neigungen oder komplementär zur Inversion auftreten, also eine gewisse zwanghaftigkeit aufweisen, die als reflektierte, aber nicht aufgehobene tatsächlich Ursache von Leiden sein kann. Ebenso kann ein heterosexueller Mensch unter dem „dauernden Druck“ leiden, den er verspürt, seine sexuelle Neigung gerät dann in konflikt zu einem internalisierten Opponenten, etwa einer Instanz, die sagt, lass das! Das hat noch nichts mit einer äußeren Realität zu tun, sondern kann ebensogut im Individuum entstehen.
@vorbewusstes: „Das hat noch nichts mit einer äußeren Realität zu tun, sondern kann ebensogut im Individuum entstehen.“ Glaubst Du echt sowas entsteht unbeeinflusst von einer äußeren Realität? Wie soll das denn gehen, wenn man nicht auf ner einsamen Insel lebt?
Nicht unbeeinflusst. Jedoch geht Freud davon aus, dass Neurosen nicht notwendig eine Realität bedürfen, sondern im Subjekt traumatische Situationen entstehen können, die eines objektives Trauma nicht bedürfen. Die Analyse geht dennoch mit dem Patienten von einer psychischen Realität aus, die für den Analysanden nun dann eben wahr sei.
Interessant dazu sind der Kritiker dieses Konzepts M. Masson mit „Was hat man dir du armes Kind getan“, der von der steten Realität des Missbrauchs bei Neurosen ausgeht und als (nicht darauf bezügliche) Gegenposition David Signer „Konstruktionen des Unbewussten“, der sehr für die phantastischen Phänomene des Unbewussten plädiert.
Aber auch Freud war der Meinung, dass Neurosen nicht geheilt, sondern der Umgang mit ihnen gelernt werden muss. Eine Neurose vollständig heilen, ist dasselbe wie einen Charakterzug löschen, so wie bei Jack Nicholson am Ende von „Einer flog übers Kuckucksnest“. Aber was reden wir über Neurosen? Sexualität ist an sich keine Neurose, sie ist eine natürliche Veranlagung. Problematisch wird die erst, wenn sie so penetrant in der Öffentlichkeit herumgezeigt wird. Als Schweizer muss ich ja bereits über den Titel „Familienministerin“ lachen. Ist das die Behörde, welche sich darum kümmert, welche Fi**partner sich in der Öffentlichkeit mit Eheringen und Kindern an Ballanlässen sehen lassen dürfen?
Und dem Bruder von Helge Schneider sei gesagt, dass die Meinung, alle Homos seien Barebacker, Ledertypen oder Darkroomgänger sind, sexistisch ist. Ich möchte ja auch nicht behaupten, dass alle Heteros in Swinger-Clubs und Puffs verkehren.