Alles easy, oder was?

26 Mär

Die Situation in Bodenmais scheint komplizierter als es zunächst aussah. Erklärte der neue Bürgermeister nach seiner überraschenden Wahl noch:

Ich bin alles, was man in Bodenmais nicht sein darf – jung, evangelisch und offen schwul

und forderte damit die berechtigte Frage des southparkrepublican heraus:

wer hat ihn dann gewählt?

findet Michael Adam jetzt:

Schwulsein ist unkompliziert.

Da wollen wir ihm nicht widersprechen. Natürlich ist Schwulsein unkompliziert. Nur die Umwelt sieht das manchmal anders. Und das ist auch dem Nachwuchs klar:

Evangelisch, schwul, Sozialdemokrat – das sind Gründe, die für eine Wahlpleite sprechen sollten, ja – aber sie haben es nicht. Das liegt wohl daran, dass ich sehr weit in das bayerische Lebensgefühl eingedrungen bin.

Das Schwulsein allein, ja, selbst die abweichende Religion- und Parteizugehörigkeit sind also auch in Bayern nicht das Problem, sondern die bewußte Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Die allerdings müssten sogar im Süden Deutschlands Schwule mittlerweile offenbar manchmal selbst vornehmen, die Mehrheit jedenfalls interessiert das nur noch am Rande:

Das Schwulsein ist völlig unkompliziert. Keiner hat das thematisiert, ich habe nur gehört, dass vor der Wahl einmal Leute herumgelaufen sind und an den Haustüren einen Ausdruck von der Schwuso-Website gezeigt haben (schwullesbischer Arbeitskreis innerhalb der Jusos, Anm. d. Red.). Aber die Leute scheint diese Aktion eher abgestoßen zu haben – es ist hier eben doch liberaler, als manch einer denkt! Das einzige Mal, dass es irgendwo ein bisschen Aufregung gab, war vor ein oder zwei Jahren, als wir unsere Schwuso-Gruppe Passau gegründet haben und sich irgendein NPDler aufgeregt hat und ein lokales Klatschblatt das Thema aufgegriffen hat.

Im Übrigen kann Michael Adam jetzt beweisen, dass er ungeachtet seiner sexuellen und religiösen Orientierung und trotz seiner politischen Vorlieben in der Lage ist, gute Politik vor Ort zu machen. Gut gerüstet dafür fühlt er sich:

Das wird sicherlich klappen. Ich hatte zwar anfangs wirklich nicht mit einem Sieg gerechnet, war aber schon davon ausgegangen, zum Gemeinderat gewählt zu werden. Auf diese Aufgabe habe ich mich auch sehr gründlich vorbereitet, etwa einen kommunalpolitischen Lehrgang bei der Friedrich-Ebert-Stiftung besucht. Dazu kommt mein Wissen aus dem Politikstudium und in den nächsten Wochen noch Schulungen vom Bayerischen Städtetag.

Da wünschen wir viel Erfolg: Mit einer Politik, die so liberal ist wie das bayerische Volk!

Eine Antwort zu “Alles easy, oder was?”

  1. martin 23. September 2013 um 16:30 #

    Um einmal auf diesen Beitrag aus dem Jahr 2008 zurückzukommen: Die Karriere des Michael Adam – jung, evangelisch, sozialdemokratisch, schwul – nahm sich damals erfolgreich an, als er zum Bürgermeister von Bodenmais gewählt wurde, was freilich niemandem aufgefallen wäre, wenn nicht die eine oder andere Zeitung angesichts dieser total „unbayerischen“ Charaktereigenschaften eine Art Revolution in der Provinz daraus gemacht hätte. Der weitere Aufstieg führte Adam 2009 zur SPD-Kandidatur im Bundestagswahlkreis Straubing (wo er allerdings dem Mandatsabonnenten von der CSU unterlag) und 2011 ins Landsratsamt in Regen, was dann noch einmal zum Anlass wurde, die alten Geschichten von 2008 wieder aufzuwärmen. Jetzt darf man aus aktuellem Anlass damit weitermachen:
    http://www.focus.de/politik/deutschland/bundestagswahl-2013/michael-adam-auf-abwegen-spd-shootingstar-bekennt-habe-erstmals-csu-gewaehlt_aid_1109466.html

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