Es war einmal eine Linke, der
galt die Kleinfamilie als Hort allen Übels, als Brutstätte von Autoritätsgläubigkeit, Duckmäusertum, sexueller Unterdrückung.
Auch im Jahre 2008 gibt es schwule Linke, die auf diesem Mantra beharren. Elisabeth Roudinesco,
französische Historikerin und Psychoanalytikerin ist anderer Meinung.
In Die Familie ist tot – Es lebe die Familie begründet sie, warum Familie nicht von gestern ist:
Heute gehörten die ehemaligen Kritiker der Familie unter den sexuellen Minderheiten zu ihren eifrigsten Verfechtern. Homosexuelle Elternpaare seien (ebenso wie die Ein-Eltern- oder Patchwork-Familie) entgegen konservativer Meinung durchaus in der Lage, spezifisch familiäre Werte weiterzugeben sowie individuelle Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten zu gewährleisten. „Die Familie wird geliebt, erträumt und begehrt“, schreibt Roudinesco, „und das von Männern, Frauen und Kindern und unabhängig von der jeweiligen sexuellen Orientierung oder der Lebenssituation.“
Das Lob des Rezensenten ist eindeutig:
Roudinescos gewitzte Argumentation macht den allmählichen Zerfall der patriarchalen Familie zur Voraussetzung für das Fortleben eines gegenwärtigen Familienmodells ohne Hierarchie oder Autorität. (…) Eines der wichtigsten Bücher dieses Frühjahrs.
Die Besprechung erschien übrigens in der bekanntlich schwulenfeindlichen und reaktionären WELT.
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