Plädoyer für die liberale Volksgemeinschaft

13 Jul

Nachdem sich NUB bereits seine Angst vor homosexuellen Fast-Food-Restaurants von der Seele geschrieben sowie die Legitimität von evangelikaler Propaganda gegen Homosexuelle propagiert hat, vertritt er in einem weiteren Beitrag die Ansicht, Schwule würden in den USA nicht diskriminiert:

In den USA werden also alle Schwulen diskriminiert.

Vielleicht gibt uns Neues und Bekanntes ja die Ehre und erklärt uns, weshalb die „Don’t Ask, Don’t Tell“-Regelung nicht diskriminierend ist ebenso wie das Heiratsverbot für Lesben und Schwule in den meisten Bundesstaaten der USA. Vielleicht macht er sich auch noch die Mühe und erklärt, warum er die Unterstützung einer bestimmen Lobby, die eine bestimmte Politik für ALLE Firmen im Land anstrebt, mit der Rassentrennung in eins setzt – denn eben auf diese Behauptung NUBs bezog sich meine Kritik.

Leider hat GayWest auch nicht begriffen, dass die AFA was anderes ist als McDonalds, demnach muss die AFA natürlich nicht neutral sein, aber was soll’s.

Natürlich haben wir nie gefordert, dass die AFA neutral sein soll, sondern ihre Position für falsch erklärt. Und eben daran stört sich ja NUB. Der will aber vielleicht auch einfach nur spielen:

Auch an der Reaktion von GayWest kann man ablesen, dass da keinerlei Spaß verstanden wird, jede Seite denkt, die andere wolle ihr die Butter vom Brot nehmen.

Vielleicht muss man tatsächlich hetero sein, um so etwas zu schreiben. Oder wenigstens noch keinen schwulen Bruder verloren haben, der sich aufgrund der Hasspropaganda der AFA das Leben genommen hat. Wobei es NUB eigentlich nicht um Schwule geht, sondern um das fehlende große Ganze:

Die Zersplitterung der Gesellschaft in viele Grüppchen und Interessenvertreter, ohne Gesamtzusammenhänge ist aber nichts, was jeder gut finden muss. Das muss man auch der AFA entgegen halten, die die Homosexuellen diskriminiert.

Nach diesem Plädoyer für die Volksgemeinschaft verfasste NUB eine weitere Replik gegen die intoleranten Schwuchteln von GayWest. Diesmal begann er mit einer Kritik an Adrians Vorstellung von Toleranz:

Die Bezeichnung von Homosexualität als Sünde ist für mich ein klarer Fall von Schwulenfeindlichkeit. Und wer Homosexualität für eine Krankheit hält, ist natürlich ein Schwulenhasser. Die Pathologisierung (Krankheit) und das Absprechen der Moral (Sünde) einer ganzen Bevölkerungsgruppe, allein auf der Basis derer Zuneigung zum gleichen Geschlecht kann ich nur als Hass bezeichnen.

NUB verstand Adrian ganz richtig:

Nach der zitierten Vorstellung wäre ein toleranter heterosexueller Mensch jemand, der Schwule für gesund und normal hält und ihr Verhalten für keine Sünde.

Weil dann aber seiner Ansicht nach die große Mehrheit der Bevölkerung als intolerant zu bezeichnen wäre, versuchte sich NUB in ein wenig Begriffsverwirrung:

Nicht nur ein Großteil der Christen kann diesem Standard von Glaubensinhalten und kirchlichen Dogmen her nicht genügen, auch ein großer Teil der atheistischen oder agnostischen Bevölkerung, der mit gewissen Vorurteilen gegenüber Homosexuellen lebt, wäre dann von Hass gegenüber diesen Menschen getrieben oder zerfressen.

Toleranz bedeutet zunächst mal, auch das zu dulden oder zu akzeptieren, was man persönlich nicht richtig findet. Toleranz bedeutet nicht, ein Verhalten oder einen Standpunkt toll finden zu müssen und richtig. Dafür braucht man keine Toleranz, weil man das, was man mag, sowieso toleriert.

Natürlich bedeutet Toleranz eben nicht, etwas zu akzeptieren, was man nicht richtig findet. Schauen wir uns doch einmal an, was bei Wikipedia über Toleranz zu finden ist:

Toleranz ist der Verzicht auf die Option, ein gegen sich gerichtetes Übel abzustellen.“ Daher kann nur toleriert werden, was 1. ein Übel darstellt (Gutes, Positives oder Berechtigtes kann demnach nicht toleriert werden.) 2. gegen sich gerichtet ist (Was einen selbst nicht betrifft oder nichts angeht, kann man nicht tolerieren.) 3. man muss über die Option verfügen, das Übel, statt es zu tolerieren, genauso gut auch abstellen zu können. (Wer diese Wahlmöglichkeit nicht hat, der kann logischer Weise sein Erdulden nicht als freiwillige Hinnahme des Übels, also als Toleranz bezeichnen)

Nach dieser Definition jedenfalls stünde für evangelikale Christen die Toleranz von Schwulen überhaupt nicht zur Debatte. Schließlich ist die sexuelle Orientierung eines Menschen naturgemäß nicht gegen einen anderen Menschen gerichtet.

NUB hingegen besteht auf einer gar merkwürdigen Differenzierung. Demnach scheint die Ansicht, Homosexualität sei Sünde oder Krankheit, qualitativ völlig verschieden von Schwulenhass und -mord:

Für Adrian wächst der Sündenvorwurf, die Idee einer Krankheit und wirklicher Schwulenhass bis hin zu Schwulenmord anscheinend auf einem Ast des Hasses. Eine klar dualistische Sichtweise, wie gesagt ‘für uns oder gegen uns’.

Dabei ist die Frage für uns oder gegen uns schon die falsche. Die Frage müßte vielmehr lauten: Ist mir Homosexualität egal? Wenn nicht, bin ich dagegen. Oder dafür. Beides sind ähnlich alberne Haltungen wie ein Pro oder Contra bezüglich der Existenz der Sonne, von Tag und Nacht oder der Feuchtigkeit von Wasser. Homosexualität existiert. Ob einer das gut findet oder nicht.

7 Antworten zu “Plädoyer für die liberale Volksgemeinschaft”

  1. NUB 13. Juli 2008 um 20:51 #

    Schließlich ist die sexuelle Orientierung eines Menschen naturgemäß nicht gegen einen anderen Menschen gerichtet.

    Außer bei Pädophilen…

    Die Frage müßte vielmehr lauten: Ist mir Homosexualität egal?

    Sag das dem Ratzinger und den anderen Katholiken. Die meinen aus irgendeinem Grund, wie ihre Moslemkollegen, Religion sei was Universelles. Die Evangelikalen auch.

    Natürlich bedeutet Toleranz eben nicht, etwas zu akzeptieren, was man nicht richtig findet.

    vertritt er in einem weiteren Beitrag die Ansicht, Schwule würden in den USA nicht diskriminiert

    Gut, ich präzisiere: Es werden nicht alle Schwulen in den USA am Arbeitsplatz diskriminiert.

    Vielleicht muss man tatsächlich hetero sein, um so etwas zu schreiben. Oder wenigstens noch keinen schwulen Bruder verloren haben, der sich aufgrund der Hasspropaganda der AFA das Leben genommen hat.

    Also die AFA ist sowas wie Khomeinis Verein, gebongt. Nur dass die Nachfolger Khomeinis noch selber exekutieren, während die AFA-Hassprediger darauf warten, dass sich die Schwulen umbringen. Dabei dachte ich, die Evangelikalen wollen die Schwulen umerziehen. Heilige Verwirrung!

    Nach diesem Plädoyer für die Volksgemeinschaft verfasste NUB eine weitere Replik gegen die intoleranten Schwuchteln von GayWest.

    Nun, die Möglichkeiten, anderer Ansicht zu sein als Ihr, werden, besonders wenn man nicht schwul ist und keinen schwulen Bruder hat, nicht gerade größer. Volksgemeinschaft ist auch witzig.

    Es ist nun mal so, dass man die USA auch auflösen könnte, ginge es bloß um so Konzerne, Lobbygruppen und Egomanen, die dann „die Gesellschaft“ sein sollen und Politik machen. Deutschland und alle anderen Demokratien könnte man dann genauso abwickeln. Schwule und Heteros gibt es ja auch in den Nachbarländern, McDonalds auch, Schwulenhasser auch. Also hat man ja alles beieinander. :-/

  2. Damien 14. Juli 2008 um 07:31 #

    @NUB: „Sexuelle Orientierung“ bezieht sich auf das Geschlecht, also männlich oder weiblich. Entsprechend gibt es Heterosexualität, Bisexualität und Homosexualität.
    Pädophile Impulse werden mit dem Begriff der „sexuellen Ausrichtung“ erfasst, der sich auf das Alter der bevorzugten Sexualpartner bezieht. Hier wird unterschieden nach Interesse am kindlichen, jugendlichen und erwachsenen Körper.
    Im Übrigen war im Beitrag oben ein Dritter gemeint, gegen den sich „sexuelle Orientierung“ rein logisch nicht richten kann, weil ihn nichts angeht, was zwischen zwei Erwachsenen geschieht.

  3. xml-s 14. Juli 2008 um 14:17 #

    @ Damien: Das ist eine Theorie. Pädophile behaupten, ihre Neigung sei eine sexuelle Orientierung(indbesondere auch deshalb, weil den meisten Pädophilen das Geschlecht ihrer „Sexualpartner“ egal ist, sie also nur auf Kinder anspringen -> welche noch keine besondere geschlechtliche Ausprägung haben).

    Ausserdem richtet sich auch eine pädophile Neigung nicht gegen einen anderen Menschen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Pädophile genauso Liebe und Zuneigung von ihren Liebesobjekten wünschen, wie wir „normalen“ Menschen auch, ihnen also nicht schaden wollen. Wovon wir in den Medien oft hören, sind andere, krankhafte Triebe wie Sadismus, die ihre Ausprägung nicht nur im sexuellen Umfeld haben müssen, aber oft hierdurch besonders auffallen.

  4. Damien 14. Juli 2008 um 15:59 #

    @xml-s: Nein, das ist keine Theorie, das ist der Stand der Sexualwissenschaft.
    Was Pädophile behaupten, interessiert mich nicht.

  5. xml-s 14. Juli 2008 um 19:52 #

    Der von dir angesprochene Stand der Sexualwissenschaft fußt auf einem 3-Stufen-Modell der Berliner Charite, das durchaus richtig sein kann – Aber auch von der Charite selbst als Modell bezeichnet wird. Daneben existieren konkurrierende Modelle. Ganz unabhängig davon, was Pädophile sagen. Allein die Differenzierung zwischen sexueller Orientierung und sexueller Ausrichtung ist zweifelhaft – Was nicht bedeutet, dass ich sie für falsch erkläre. Sie ist eben einfach eine Theorie unter mehreren. Genauso, wie es verschiedene seriöse Modelle für die Entstehung unserer Homosexualität gibt.
    Sorry übrigens für das OT – Und Respekt für diese schöne Diskussion hier(Also zwischen dir und NUB), die fast ohne persönliche Diffarmierung auskommt 🙂

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