Das Flaggschiff des bayerischen, linksgewendeten Liberalismus hat über die neue Bürgerlichkeit der Schwulen geschrieben und eine Zustandsbeschreibung geliefert, die zwischen Begeisterung und Enttäuschung hin und her schwankt. Die Einleitung des Artikels macht jedenfalls neugierig:
Hochzeitstorten, Eheringe, Bürgeridyll: Eigentlich sind Schwule längst die besseren Spießer. Über das neue Selbstverständnis einer Minderheit, die von Abgrenzung nichts mehr wissen will.
Der Versuch der Abgrenzung von der heterosexuellen Mehrheitsgesellschaft, der von gewissen Teilen der Community bis heute gepflegt und propagiert wird, hat sich historisch ja auch erledigt und ist als politisches Programm heutzutage nicht mehr als eine Absurdität. Denn was braucht man als Schwuler um sich geflissentlich abzugrenzen? Eine freie Wirtschaft, die es ermöglicht, eine eigene Infrastruktur in bestimmten Vierteln auszubilden und die Garantie von Seiten des Staates, nicht ob seiner sexuellen Aktivität verhaftet zu werden. Beides ist erreicht und die Apologeten der Abgrenzung können sich guten Gewissens in ihre Viertel zurückziehen, Foucault lesen und über die Queer-Theorie philosophieren.
Für diejenigen Schwulen aber, die in der wirklichen Welt leben geht der Kampf erst richtig los. Der Kampf um die Akzeptanz in der Gesellschaft, in Familie und am Arbeitsplatz, der Kampf um die Gleichstellung mit unseren heterosexuellen Mitmenschen. Und zumindest wenn man am Schreibtisch der Süddeutschen Zeitung sitzt, könnte man meinen, dass dieser Kampf gewonnen wurde. Oder?
So ist das mit den Homosexuellen 2008 in Deutschland: von praktisch allen geliebt, geschätzt und toleriert. Sind doch herzig, die Schwulen.
Als Modevögel und Trendsetter, als angenehme Nachbarn mit Sinn für Gartenpflege. Man akzeptiert sie, auch als Politiker, evangelische Pröpste oder Quasi-Ehepaare. Bunte und Gala berichten ausführlich, wenn der Promi-Friseur Udo Walz seinem jungen Lebensgefährten in einem Fünf-Sterne-Hotel in Charlottenburg standesamtlich das Jawort gibt. Der DFB-Präsident Theo Zwanziger plant eine Kampagne gegen Homophobie, und der Nationalspieler Philipp Lahm lässt sich sofort für ein schwules Lifestyle-Heft fotografieren. Wenn der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker in der FAZ eine Todesanzeige für seinen verstorbenen Sohn schaltet, ist es ganz normal, die Lebensgefährtin seiner Tochter mit in die Zeile der Familienangehörigen zu setzen.
Die Süddeutsche meint es gut. Sie will positive Dinge verbreiten und unterschlägt geflissentlich die Schwierigkeiten, mit denen Homosexuelle auch heute noch zu kämpfen haben. Nehmen wir es ihr nicht übel, schließlich sind diese Schwierigkeiten nicht der Tenor des Artikels.
Die Homosexuellen sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Und das bedeutet auch: Sie inszenieren sich immer klassischer, legen Wert darauf, einfach nur die Nachbarn von nebenan zu sein. Der Stolz der Minderheit schwindet und macht Platz für ein neues, bürgerliches Selbstverständnis.
Der „Stolz der Minderheit“ ist ein typisches Phänomen für jede Gruppe die um ihre Rechte kämpfen muss. Er ist ein Produkt politischen Bewusstseins um der Gesellschaft verständlich zu machen, dass man überhaupt existiert, was man überhaupt erreichen will. Er ist aber auch ein Produkt der Psyche; notwendig, um nicht verrückt zu werden in einer Welt, die einen verfemt. Die „Inszenierung der“ homosexuellen Orientierung wird mit zunehmender Akzeptanz dieser obsolet. Das „klassische“, das nun zum Vorschein kommt, hat dagegen mit einer Inszenierung nichts zu tun. Es ist das worauf man hingearbeitet hat, der Lohn der Mühen, das verdiente Ausruhen in der Hängematte, das Durchbrechen des wahren Selbst.
Aber nicht alle Schwulen fühlen sich damit richtig wohl. »Schwule als Vorreiter einer neuen Spießbürgerlichkeit, als Vorzeigemodell fürs brave Leben im Familienkreis?«, fragte vor Kurzem das Szenemagazin Hinnerk in einer Titelgeschichte und stellte fest: »Heute geht die Mehrheit der Schwulenszene weder in die Schwulenkneipe noch auf die Schwulendemo. Höchstens auf den CSD – wenn der Sekt gut gekühlt ist.«
Die Mehrheit der Schwulen war allerdings noch niemals in Schwulenkneipen und auf Schwulendemos und fühlte sich genauso wenig jemals der Schwulenszene zugehörig. Nicht weil sie von vornherein einen verinnerlichten Selbsthass pflegen würde, sondern weil den meisten diese Welt schlicht zu exotisch erschien (und erscheint) um überhaupt als real anerkannt zu werden. Eine Welt jenseits der heterosexuellen Mehrheit. Kann es so etwas überhaupt geben?
Man muss sich klar machen, dass Schwule und Lesben eine Minderheit bilden, die sich von anderen Minderheiten in einem entscheidenden Punkt unterscheidet. Im Gegensatz zu ethnischen und religiösen Minderheiten nämlich, wachsen sie in einem Umfeld auf, indem sie sich irgendwann selbst erklären müssen, einem Umfeld, das im Gegensatz zu ihnen (zumeist) heterosexuell ist. Kein auf dem Schulhof gemobbter Jude und kein im Arbeitsleben diskriminierter Schwarzer, steht vor dem Problem, die Ursache seiner Diskriminierung zunächst einmal seiner Familie, seinem nächsten Umfeld, begreiflich machen zu müssen. Die Eltern von Juden sind Juden, die Eltern von Schwarzen selber schwarz. Sie haben von vornherein einen Rückzugsraum, der um die ihnen zugefügten Diskriminierungen selbst weiß, der helfen kann, der versteht. Schwule und Lesben, die sich ihrer sexuellen Orientierung bewusst werden, stehen dagegen erst einmal alleine auf weiter Flur. Nicht nur, dass sie sich selbst verstehen lernen müssen, sie stehen überdies vor dem Dilemma, ihrer eigenen Familie begreiflich zu machen, wer sie selber eigentlich sind.
Diese Erfahrungen ändern jedoch nichts an der Tatsache, dass Homos von Heteros grundsätzlich nichts weiter unterscheidet, als das sexuell-romantisch-emotionale Begehren zum gleichen Geschlecht. Warum also sollten Schwule nicht von Hochzeit, Familie, Haus und Hund träumen? Denn wenn an der Homosexualität überhaupt etwas konstruiert ist, ist es nicht die Orientierung selbst, sondern der ganze ideologische und kulturelle Überbau, einschließlich des Versuches, Homosexualität mit bestimmten Weltbildern eins in eins setzen zu wollen.
In einer Designerwohnung am Hamburger Leinpfadkanal im feinen Stadtteil Harvestehude ist die friedliche Stimmung des Spätsommertags aus ähnlichen Gründen gerade empfindlich gestört. Hier lebt Peter Maßmann, als SPD-Lokalpolitiker Vorreiter für die sogenannte Hamburger Ehe, die ab 1999 die erste staatlich anerkannte Form des gleichgeschlechtlichen Zusammenlebens war, mit seinem Gatten Alexander Nebe.
Gerade ist Maßmann in Rage – er spricht darüber, dass er jahrelang für Gleichberechtigung kämpfen musste und heute ausgerechnet die CDU einen schwulen Bürgermeister stellt und immer mehr Schwule dort Parteimitglieder werden. Sehr hässliche, nicht druckbare Dinge hat er eben über diese aus seiner Sicht politisch verwirrte Gruppe gesagt. Nebe, von Beruf Redakteur bei der Zeitschrift Gala, kommt auf den Balkon und sagt grinsend: »Du redest dich wieder um Kopf und Kragen!«
Nicht überraschend ist, dass ein SPD-Mitglied Sympathisanten der CDU eine politische Verwirrung unterstellt, auch wenn es nicht gerade von besonders guter Kinderstube zeugt. Aber einem CDU-Mitglied politische Verwirrung zu unterstellen, weil es schwul ist, ist lächerlich. Homosexualität ist eine sexuelle Orientierung, keine politische. Es ist vollkommen verständlich, dass ein in den Grundzügen bürgerlich geprägter Mensch eher zur CDU als zur SPD geht. Nicht weil er seine sexuelle Orientierung verleugnet (auch wenn das natürlich vorkommt), sondern weil er im Gegenteil keinen Grund darin sieht, nur wegen seiner für sich akzeptierten Orientierung sein gesamtes Weltbild zu leugnen. Umgekehrt wäre es sicherlich nicht überraschend zu sehen, dass diejenigen Schwulen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung eher SPD oder grün oder links wählen, in anderen Fragen als den Homorechten, erheblich von der Parteilinie abweichen.
Inzwischen zupfen sich die härtesten Türkenprolls die Augenbrauen, die homosexuelle Subkultur aber ist in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen und hat sich dort ein bisschen selbst aus den Augen verloren. Wählt man die Telefonnummer des alten Filmemachers und Kämpfers der Schwulenbewegung Rosa von Praunheim, ist es, als würde man irgendwo in den Siebzigerjahren anrufen.
Was schlicht und ergreifend einfach daran liegt, dass von Praunheim in den Siebzigerjahren stehen geblieben ist und sich seitdem beharrlich weigert, auch nur einen Schritt vorwärts zu tun.
Von Praunheim hat einmal den Satz gesagt: »Da die Schwulen vom Spießer als krank und minderwertig verachtet werden, versuchen sie noch spießiger zu werden, um ihr Schuldgefühl abzutragen mit einem Übermaß an bürgerlichen Tugenden.« Heute stimmt zwar die Beobachtung mehr denn je, aber nicht mehr ihre Herleitung. Von Praunheim sagt am Telefon dazu: »Eigentlich äffen die schwulen Paare ja nur noch heterosexuelle Lebensformen nach.« Und dann fügt er bitter hinzu: »Aber es ist ja auch ihr gutes Recht, spießig zu sein. Daran, dass ›schwule Sau‹ in Kindergärten immer noch das gängige Schimpfwort ist, ändert das trotzdem nichts.«
Im Gegenteil, es ändert etwas. Zunächst waren Schwule diejenigen, mit denen man nicht verkehrte und die man nur aus den Medien kannte: die Seltsamen, die Exoten, die anderen. Eben diejenigen, bei denen es zum Standard gehört, Mousse au chocolat im Hundenapf zu servieren und dies als Ausdruck der einzig wahren „schwulen Kultur“ zu feiern. „Voll schwul“ eben. Dann wurden immer mehr Schwule sichtbar und die Gesellschaft konnte ihre Ressentiments endlich jemandem auf den Kopf zusagen. Doch je sichtbarer Homosexualität wird, je normaler, je weniger exotisch, je „greifbarer“, in dem Maße werden auch die Vorurteile schwinden. Nicht bei allen natürlich, jede Minderheit muss damit leben, bei bestimmten unbelehrbaren Individuen verhasst zu sein. Grundsätzlich ist Akzeptanz aber auch eine Frage der Gewöhnung.
Der dunkelhäutige US-Amerikaner André McNickel hat es geschafft, die Tradition seiner katholischen Familie mit seinem schwulen Lebensstil [sic] zu verbinden. Vor Kurzem hat er in Berlin seinen Lebensgefährten Olaf Minkus geheiratet. Minkus sagt strahlend: „Ja, ich würde sagen, dass wir richtig spießig geworden sind, spießiger als die meisten Heteropaare – was ich aber nicht negativ sehe.“
Und warum sollte er auch? Immerhin ist er kein Soldat in der Armee des Rosa von Praunheim, sondern einfach nur schwul – nicht mehr und nicht weniger.
Wer so schreibt, sollte sich mal durch tausende von Profilseiten auf Kontaktplattformen durch lesen und dann einen neuen Text aufsetzen! 🙂
Die einen Schwulen passen sich an und werden zum „rosa Nachbarn“ – die meisten Anderen pflegen ihr „sexuelles spezial-Hobby“ an allen möglichen und unmöglichen Orten.
Wie das der Persönlichkeit schadet, zeigen die tausenden von Fetischen und „Liebhabereien“ die weitherum gepflegt werden. Die gefährlichste davon ist bareback… Aber das schadet kaum der Heterogesellschaft und das ist das wichtigste. Dabei sind die Heteros mit ihren kindlichen „Familien-Spielen“ eigentlich nicht weit davon weg. Es wirkt nur „normaler“. Und Fritzls und Co. werden nur seltener aufgedeckt.
Könntest Du Deine Kritik etwas präzisieren? Ich steh nämlich ein wenig auf dem Schlauch.
„Dass ich den Blog von gaywest konzeptuell, sprachlich und gestalterisch außerordentlich gelungen finde und ihn als eine tagtägliche Herausforderung erachte, habe ich an dieser Stelle mehrfach kundgetan.
Allerdings ist der Adrian mit dem über den Titel verlinkten Text wahrlich über sich hinausgewachsen und hat einen Text geschrieben, den ich wegen seiner Dichte und seiner argumentativen Stärke einfach herausragend finde.“
so nachzulesen bei ac_ab.
Allerbeste Güsse
Jetzt hab ich aber einen roten Kopf…
Vielen Dank und Grüße zurück 🙂
Gern geschehen und de rien.
Den roten Kopf hast Du Dir verdient 🙂
@ Adrian:
Stimmst Du mir zu, dass das von Dir eingefügte „[sic!]“ besser hinter das Wort „seinem“ zu rücken wäre? Dann wird noch deutlicher, dass es nicht den ’schwulen Lebensstil‘ gibt, sondern den McNickel’schen, den Adrian’schen, den TGD’schen, meinetwegen auch den von Praunheim’schen, die alle unterschiedlich gefallen mögen, jedoch ihre gleichwertige Daseinsberichtigung haben.
@ TGD
Das ist ein nicht ganz unberechtigter Einwand, allerdings störe ich mich schon am Begriff „schwuler Lebensstil“ an sich. „Heterosexueller Lebensstil“ sagt ja auch keiner.
„… sondern einfach nur schwul – nicht mehr und nicht weniger.“
Glücklich kann er sich schätzen, der Herr Minkus, jetzt wo er den Ritterschlag der heterosexuellen Mehrheitsgesellschaft erhalten hat, weil er sich zu ihresgleichen gemacht hat. Erfolgreich heterosexualisiert ist dieser Homosexuelle nun. Und dieses kleine Malör mit dem Geschlechtsgenossen als Sexualpartner, über das kann man als toleranter und aufgeklärter Heterosexueller großmännisch hinwegsehen. Ja, Herr Minkus hat es wirklich gut!
Den jungen Homosexuellen in meinem 160.000-Einwohner-Wohnort geht es da allerdings weniger gut. Mit dem Coming-out obdachlos zu werden, diese Gefahr besteht für Jungs in unserer perfekten und toleranten Gesellschaft nachwievor. Und nein, das sind keine Einzelfälle!
Aber vielleicht trifft er es der Eine oder Andere auch etwas besser und wird lediglich geschnitten und gemieden, darf aber wohnen bleiben. Jedenfalls solange bis er sich endlich umgebracht oder es mit seinem Drang zur Selbstverletzung in die Psychiatrie geschafft hat. Kommt immer noch häufig vor. Aber von solchem Elend wird ein normgerechter Homo natürlich nicht tangiert.
Der Schulhof als Alptraum, dass haben sie alle durch! Ich kenne keinen der heute 16, 17 Jahre alt ist und nicht solche Horror-Geschichten erzählt. Die Lehrer sind überfordert oder gucken weg. Womit sich zeigt, dass sich in den 8 Jahren seit meinem Schulabschluss fast nichts getan hat.
Wer es wiedererwarten doch schaffte und erwachsen geworden ist, für den wird vielleicht die Fahrt in der S-Bahn plötzlich mordsgefährlich: Eine Gruppe „freundlicher“ Mitmenschen hat nämlich beschlossen, „den Schwuchteln“ jetzt mal richtig eins aufs Maul zu geben. Die Überfall-Statistiken der schwulen Selbsthilfegruppen sprechen diesbezüglich Bände. Und Schwulenklatschen im Park ist scheinbar ein beliebtes Hobby bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund, jeden Sommer aufs Neue.
Freundlicher formulieren können Lebensversicherern ihre Homophobie, wenn rauskommt, dass der Neukunde homosexuell ist. Dann geht ohne HIV-Test oftmals gar nichts. Und wo wir schon beim Thema sind: Erwähnenswert sind vielleicht auch noch die Probleme, vor denen HIV-infizierte Homosexuelle stehen, wenn sie einen neuen Job suchen oder den Alten wenigstens behalten wollen: Die große Mehrheit von ihnen wird ein Fall fürs Arbeitsamt!
Erinnern möchte ich ebenfalls an unser hübsches Gedenk-Kleinod in Grau, dass im August, kaum das es ein paar Wochen im Berliner Tiergarten stand, schon geschändet wurde.
Ohja! Wir sind so was von ganz normal und einfach nur schwul – in dieser Gesellschaft! So normal, dass wir Homosexuellen mittlerweile damit begonnen haben uns selbst zu diskriminieren, weil es die Heten ja nicht mehr tun wollen. Wie schön ist doch die Welt, die wir uns da zurechtgezimmert haben, zwischen englisch-getrimmten Rasen im Vorgarten und Kaffeeklatsch mit Schwiegermuttis Skatzirkel!
Eins beruhigt mich an dieser beängstigenden Farce, von der man nun auch in diesem Blog lesen muss, dann doch wieder: Unser Talent für selbstgewählte Parallelwelten haben wir nicht verloren!
Diese urhomosexuelle Verhaltensweise ist geblieben und hat es abermals geschafft, der homophoben Realität einen hübsch zurechtgemachten Schein entgegen zu stellen. Lassen wir uns von der Haltbarkeit dieser Seifenblase einfach überraschen. Die Heten werden es uns garantiert wissen lassen, wenn sie geplatzt ist.
Hallo Thomas,
nur weil wir nicht fertig sind mit der Normalisierung, müssen wir nicht gleich behaupten, dass sie noch gar nicht begonnen hat.
Dass es noch viel zu tun gibt, ist uns bewußt. Auch deshalb gibt es GayWest und schreiben wir regelmäßig über Zustände, wie sie auch von Dir beschrieben werden.
Trotzdem muss ich Deinem Horror-Szenario auch widersprechen. Ich habe Anfang der 80er Jahre ein katholisches Jungengymnasium besucht und war dort offen schwul, möglicherweise als Erster in der Geschichte der Schule. Und niemand hat es gewagt, mich (offen) zu diskriminieren. Das nimmt nichts von dem, was Du beschrieben hast und wo selbstverständlich Handlungsbedarf besteht, ist aber doch eine notwendige Ergänzung. Und derer gibt es natürlich weitere.
Die von Dir postulierte Heterosexualisierung von Schwulen kann ich nicht erkennen. Woher weißt Du denn, dass der Herr Minkus nicht einfach so lebt, wie es ihm gefällt? Was wäre daran verwerflich? Und wo siehst Du die Parallelwelt? Was ist daran heterosexuell, mit Partner glücklich zu leben? Oder ist glücklich leben als Schwuler Verrat an den Unterdrückten (Schwulen) dieser Erde? Das wäre allerdings ein sehr fragwürdiger Ansatz…
es ist leicht, die vorkämpfer für die rechte von schwulen aufs korn zu nehmen, wenn man sich selber auf dem erreichten ausruhen kann, ohne selber gekämpft zu haben.
Hey, danke an den Autor des Artikels. Er hat es wirklich geschafft mit diesem Artikel den Nagel auf den Kopf zu treffen und einem aus dem Herzen zu sprechen! Ich kann bei uns an der Uni die Schwulen, die sich abgrenzen, über Focault und die Queer-Theorie philosophieren nicht mehr sehen. Sie stellen übrigens auch eine nur unbedeudente Minderheit dar. Eine handvoll Personen um genau zu sein (vielleicht grade mal 10 Personen im Schwulenreferat), und das an einer Uni, wo ca. 50.000 Studenten immatrikuliert sind. Und seit Jahren die gleichen Gesichter im Referat, kein Personenwechsel, kein Neuzugang, komisch, was? 🙂 . Da wird es sicherlich deutlich mehr Schwule geben, die einfach nur nicht hingehen, weil sie deutlich besseres zu tun haben, als sich mit diesen Witzfiguren abzugeben.
Die Herausforderung für den schwulen, der nicht nur nicht in der schwulen, rosa Blase der Schwulen-Szene lebt, sondern dort auch BEWUSST NICHT leben MÖCHTE, sieht die Herausforderung in der Tat aus, wie in diesem Satz beschrieben: „Für diejenigen Schwulen aber, die in der wirklichen Welt leben geht der Kampf erst richtig los. Der Kampf um die Akzeptanz in der Gesellschaft, in Familie und am Arbeitsplatz, der Kampf um die Gleichstellung mit unseren heterosexuellen Mitmenschen.“ -> richtig, der Kampf um Akzeptanz, den Arbeitsplatz, das Studium erfolgreich abzuschließen, sich finanziell abzusichern und sich, worin ich mir nämlich sicher bin, dass das für die meisten Schwulen gilt (die keineswegs von diesen exotischen Szenevögeln repräsentiert werden, die mit ihren platten, politischen Kampfbegriffen, wie „Heterosexualisierung“ um sich werfen, wie der User Thomas oben peinlicherweise demonstriert hat und was auch immer diese groteske Begriffskonstruktion bedeuten soll, ich fühle mich zu meinem eigenen Geschlecht weiterhin hingezogen und wüsste nicht, was meine Neigung mit Politik zu tun hat), sich eine Existenzgrundlage gemeinsam mit einem potentiellen Partner aufzubauen, wie die meisten anderen durchschnittlichen und normalen Menschen auch!