…soll Jean-Paul Sartre gesagt haben, nachdem er Anfang Dezember 1974 den Kopf des bewaffneten Kampfes in Stammheim besucht hatte. Das hinderte ihn nicht, während der anschließenden Pressekonferenz in einem Stuttgarter Hotel zu erklären, Baader habe „das Gesicht eines gefolterten Menschen“. Er und die anderen, behauptete der Philosoph, „leben in einer weißen Zelle. In dieser Zelle hören sie nichts außer dreimal am Tag die Schritte der Wächter, die das Essen bringen. 24 Stunden lang brennt das Licht.“ Nichts davon stimmte: Baaders Zelle war mit Bücherregalen, Radio, Fernseher, Schallplattenspieler ausgestattet. Männer und Frauen waren gemeinsam untergebracht. Schon im Ausbildungslager der Al-Fatah in Jordanien hatte Baader erfolgreich gegen die Trennung der Geschlechter protestiert: „Ficken und Schießen sind ein Ding“, hieß es RAF-typisch vulgär. Von „Fotzenbedürfnissen“ war die Rede und zu den sanfteren Schimpfworten zählte das vom „Schrotthaufen“. An Sartre fiel Baader vor allem der Eindruck von „Alter“ auf. Nichts, was er nicht aufs elementar Physische bezog. Er pflegte einen Kult der Stärke, wie man ihn aus Freikorpskreisen kennt: „Die Härte, die wir verlangen, kann nicht Produktion einer harten Selbstkonzeption sein (die, wie man weiß, auch immer zusammenbricht in Aktionen, Stress, Konflikten) – sie ist Identität“. Während Rasterfahndung und Kontaktsperregesetz den Irrglauben zu bestätigen schienen, dass die Bundesrepublik ein verkappt faschistischer Staat sei, wurde gern überhört, dass Baader in einem Ton sprach, der zwischen SA und Volksgerichtshof changierte. (…)
Jens Bisky im FRONT-Blog anläßlich des Kinostarts von „Der Baader-Meinhof-Komplex“ über einen linksradikalen Helden, dem vor lauter Größenwahn die Nähe seiner Gedanken zu denen des Faschismus entging
Eine Antwort zu “„Ein Arschloch, dieser Baader!“…”