Man muss dieses Blog schon sehr flüchtig lesen, um auf die Idee zu kommen, Religion hätte hier keinen Platz:
Jetzt bin ich aber echt enttäuscht. Verfolge dieses Blog erst seit kurzem und war von den meisten Beiträgen ziemlich angetan, aber hier eine RELIGIONSVERANSTALTUNG anzukündigen (…) also ehrlich
Leider versäumt es der Kommentar, wenigstens ein Argument anzugeben, warum das Ankündigen einer „Religionsveranstaltung“ auf einem schwulen, liberalen Blog irgendwie anrüchig ist. Dabei ist es keineswegs das erste Mal, dass bei GayWest Werbung für eine Religionsveranstaltung gemacht wird, ich erinnere mich noch gut an die Recherche für die Ankündigung der letztjährigen Weihnachtsgottesdienste. Wenige Tage vorher hatte ich Adventsgrüße aus dem Haus der Stille mitgebracht. Und dann Ostern: Die Karfreitagspredigt über die Solidarität der Liebenden und die von Bischof Huber zum Ostersonntag. Auch unsere Blogroll bietet Anregungen für Schwule und Lesben, für die sich homosexuelle Orientierung und christlicher Glaube nicht ausschließen: Seien es die Schwulen, Lesben und Heteros in der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg, sei es der Zwischenraum für evangelikal orientierte Homo-, Bi- und Transsexuelle.
Es ist auch nicht das erste Mal, dass Zeichen christlichen Glaubens in diesem Blog angefeindet werden. Linke halten uns deshalb für evangelikal und reaktionär, was angesichts unseres Engagements gegen die Homophobie des evangelikalen Mainstreams etwas komisch anmutet, Schwule beschweren sich, weshalb wir eine schwulenfeindliche Religion promoteten – doch keiner scheint sich mit dem auseinanderzusetzen, was wir hier eigentlich vorstellen. Natürlich ist es kein homophobes Christentum, dem unsere Sympathie gehört, ganz im Gegenteil stellen wir immer wieder christliche Initiativen vor, die Schwule und Lesben herzlich willkommen heißen. Letztlich scheint vielleicht gerade das den Ärger mancher Leser auf sich zu ziehen, weil es das Aufrechterhalten der vertrauten Vorurteile erschwert.
Von einem liberalen Standpunkt aus sind die Beschwerden über religiöse Beiträge auf GayWest für mich nicht nachvollziehbar. Schließlich wird hier niemand zum Glauben und zum Kirchgang gezwungen. Es gibt aber nun mal Menschen, auch Schwule und Lesben, denen Gebet und Gottesdienst wichtig sind. Für die es schmerzhaft ist, wenn Kirche ihnen einen Platz verweigert. Für die es daher wichtig ist, wenn Kirche sie selbstverständlich einlädt. Wer damit nichts anfangen kann, der braucht ja nicht hinzugehen.
Ein wenig erinnert mich solche Kritik auch an die sonstigen Vorwürfe gegen Schwule, die sich ihrer Verpflichtung zum revolutionären Kampf gegen Staat und Kapital verweigern:
was soll ich feiern ? Die geburt einer religion die mich verfolgt? Die entstehungsgeschichte einer irrealen märchenstunde mit heilsbringer , spendenfreudigen wanderkönigen ( man stelle sich vor : drei oberhäupter , ohne wachschutz und offizelle begleitung durch die besatzungsmacht römischer legionäre lümmelt hinter einem stern her… ) und obdachlosen datenschutzgeschädigten. Kleinkinderglaube von der gnade eines , ansonsten des mordes, anstiftung zu mord, volkermord und angriffskriegen schuldigen “gottes”; all das sollen wir nun auch noch feiern! Ja kruzifix halleluja; seits denn alle plemm plemm ?!
nichts gegen feiern, aber doch nicht für solchen scheiß!
Gut gebrüllt, Löwe, aber leider vollkommen am Thema vorbei. Natürlich wird in schwul-lesbischen Weihnachtsgottesdiensten oder solchen, wo Schwule und Lesben ausdrücklich willkommen sind, nicht die Geburt einer Religion gefeiert, die Schwule und Lesben verfolgt, sondern die Geburt von Jesus, dem die sexuelle Orientierung seiner Freunde und Freundinnen im besten Sinne ganz herzlich egal war. Daran zu erinnern, ist ein Ziel mancher Beiträge auf GayWest. Um daran festzuhalten, dass Schwule und Lesben einen Platz in Christentum und Judentum, Buddhismus und Taoismus haben. Genauso wie in der westlichen Gesellschaft, ihrer Wirtschaft, ihren Schulen und Universitäten, ihrem Militär und sonstigen Institutionen. Weil sie ihn sich erkämpft haben und weil es für eine freie Gesellschaft selbstverständlich sein sollte.
So legen wir uns gerne weiterhin mit beiden Fraktionen an. Mit den Christen, die uns Homos aus der Kirche heraushalten wollen, weil sie sich anmaßen, zu bestimmen, wer zur Gemeinde Gottes gehört. Und mit den Schwulen, die uns Homos aus der Kirche heraushalten wollen, weil sie sich anmaßen zu bestimmen, wer zur schwulen Community gehört.
Es ist völlig unmöglich eine Religion, alle Anhänger derselben, alle Religionen oder gar alle Schwulen(und Lesben, Bisexuellen, Transgender) über einen Kamm scheeren zu wollen. Dazu ist die jeweilige Gruppe in sich viel zu heterogen. Aber leider ist der Mensch im allgemeinen (und der internetuser im besonderen) meist viel zu faul um zu differenzieren. Warum auch? Ein Pauschalurteil ist viel leichter…
Hallo ihr!
Länger nicht gesehen.
Ich hab mich letztens mit einem sexuell gleichgeschlechtlich orientiertem mann(also einem Schwulen) unterhalten, und wir haben, für uns, festgestellt, dass eine Gesellschaft, deren offen lebende Schwule alle revoluzzer sind, notwendigerweise eine ihre Schwulen unterdrückende gesellschaft sein muss.
Also misst sich daran, wie sehr es schwulen möglich ist, völlig un-un-bürgerlich,a slo komplett spießig, zu sein, die freiheit einer gesellschaft(in bezug auf diesen Punkt).
ich habs einfach drauf.