Ob Will Young der Schalk im Nacken saß, als er kürzlich erklärte:
Ich bin der schlechteste Schwule überhaupt.
oder ob ihn nachträglich doch noch ein schlechtes Gewissen überkam, weil er seine revolutionäre Schwulenpflicht versäumt hatte, das weiß nur er selbst. Dem eigenen Coming-Out, also der Notwendigkeit, sich in einer heteronormativ strukturierten Gesellschaft über seine sexuelle Orientierung ausdrücklich äußern zu müssen, um als der wahrgenommen zu werden, der man ist, neben der individuellen Offenbarungsfunktion auch noch eine gesellschaftlich nützliche, in diesem Fall schwulenpolitische, Funktion zuzuweisen, ist in jedem Fall eine ziemlich bescheuerte Idee, jedenfalls wenn das Ganze als Auftrag daher kommt. Was Young vermutlich ebenso sieht und deshalb den folgenden Satz gar nicht so utilitaristisch gemeint hat, wie er klingt:
Wenn mein Outing ein paar Menschen geholfen hat, dann ist das super.
Vielleicht ist Young aber auch einfach nur entnervt davon, wie man als Schwuler ständig mit eben diesem Etikett versehen wird:
Trotzdem will er nicht über seine Sexualität definiert werden. „Das Ding ist aber, dass ich nie in diese Schublade wollte. Ich will es bis heute nicht“, stellt Young klar.
Über meine Sexualität definiert werden möchte ich auch nicht. Über meine sexuelle Orientierung hingegen schon, schließlich macht sie, mit weiteren Eigenschaften, meine Persönlichkeit aus. Angenehm unaufgeregt die nächste Äußerung von Young:
Auf einen Kreuzzug hat der junge Brite allerdings keine Lust. Er seufzt: „Es ist nicht so, dass ich ein großer Schwulen-Rechtler wäre, der für alles Verantwortung übernimmt.“
Bravo! Wer sich für die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben engagieren will, soll dies tun, ungeachtet der eigenen sexuellen Orientierung. Von jedem Schwulen und jeder Lesbe allerdings ein solches Engagement zu erwarten, ausschließlich aufgrund der sexuellen Orientierung, das ist als Zumutung und Unsinn zurückzuweisen.
Der Sänger, der 2002 die englische Talentshow ‚Pop Idol’ gewann und sich kurze Zeit später outete, ist kein Vorzeige-Homosexueller:
…was immer das ist…
Für ihn steht sein Schwulsein nicht im Vordergrund
ok, dann können mir Vorzeige-Schwule auch gestohlen bleiben,
und er findet es falsch, Menschen nach ihren nächtlichen Aktivitäten zu beurteilen.
Die nämlich gehen niemanden etwas an. Weshalb Young durchaus zu widersprechen ist mit seiner Einschätzung, er sei der schlechteste Schwule überhaupt. Ganz im Gegenteil, ist er ein wunderbares Role model für junge Schwule, gerade im Coming-Out: Selbstbewußt out, ohne ein Riesending daraus zu machen. Und garantiert (homo)ideologiefrei!
61!! Das lässt sich wohl nicht toppen… 😉
Wieso 61? Was meinst Du?
@ Adrian:
Den längsten Satz in diesem Post hat Damien aus 61 Worten (je nachdem, wie man das Bindestrich-Wort zählt, sind es nur 60) gebildet. Allein dafür, inhaltlich kann ich ihm auch nur beipflichten, hat er den Pulitzer-Preis verdient.
Und das ganz unbeabsichtigt, es kam mir einfach so.
alle macht für schwule
„den Schwulen„