Große Freude müsste zur Zeit bei den Anhängern der These herrschen, für die Kriminalisierung homosexueller Handlungen ganz weit weg sei immer der Westen verantwortlich:
Der oberste Gerichtshof im indischen Neu-Dehli berät zurzeit über eine Petition gegen das Verbot von schwulem Sex durch „Section 377“.
Und Indien war schließlich früher einmal britische Kolonie.
Die Regelung stammt aus den Zeiten englischer Kolonialherrschaft um 1860 und ist seitdem in Kraft.
Im Vereinigten Königreich allerdings werden homosexuelle Handlungen bereits seit geraumer Zeit nicht mehr strafrechtlich verfolgt. Mehr noch:
Am 18. November 2004 wurde das Gesetz Civil Partnership Act 2004 verabschiedet und seit dem 5. Dezember 2005 können gleichgeschlechtliche Paare landesweit eine staatlicherseits anerkannte Partnerschaft (=Civil union) eingehen. Homosexuelle Paare haben in Großbritannien alle Rechte und Pflichten einer Ehe und ihnen ist es auch möglich, Kinder zu adoptieren.
Vielleicht nimmt man sich also in Indien auch daran ein Beispiel, nach Aufhebung des Verbots – was einer kapitalistischen Demokratie gut zu Gesicht stehen würde:
Während Interessenverbände nun gegen das Verbot kämpfen, warnen Befürworter vor einer steigenden Gefahr von AIDS und vor Analsex als Ausdruck eines „kranken Geistes“.
Also ganz wie heute im Westen, wo Anhänger einer gesunden Sexualität und eines ebensolchen Volksempfindens ähnlich argumentieren. Die Justiz in Indien ist jedoch weiter als der eine oder andere religiöse Extremist, ob nun west- oder östlicher Provenienz:
Die Richter des Obersten Gerichtshofes fordern wissenschaftliche Argumente gegen eine Aufhebung des Verbots. Religiös-moralische Ausführungen sollen keine Rolle in der Urteilsfindung spielen, heißt es.
Womit man vollends im Westen angekommen wäre, auch wenn das den Freunden des antikolonialen Befreiungskampfes im Jahre 2008 keineswegs in ihr antizivilisatorisches Weltbild passen dürfte.
Hast du/habt ihr eigentlich mal was zu dem Buch von Georg Kauda/Lysis geschrieben, in dem er die These vertritt, die Homophobie sei erst durch den Westen in die arabisch-islamische Welt eingedrungen?
Seine These ist ja nicht neu, er wärmt sie seit Jahren immer wieder auf. Wir haben uns immer wieder mal darauf bezogen und darüber lustig gemacht, einer ernsthaften Auseinandersetzung fanden wir sie bisher nicht wert.
Ganz Indien bräuchte es nicht zu sein. Mir würde Saif Ali Khan schon reichen! 😉
@ Nichtidentisches: https://gaywest.wordpress.com/2008/10/30/freundschaft-als-lebensweise-wie-schwule-die-nicht-schwul-sein-wollen-ihr-heil-im-islam-suchen-teil-1/