Spalter, Schweine und Verräter. Wie Linke die Entmenschlichung des politischen Gegners betreiben

6 Nov

Im Zusammenhang mit der aufrechten Haltung einiger hessischer SozialdemokratInnen sind mir zwei Reaktionen besonders unangenehm aufgefallen. Bei der Pressekonferenz der Vier wurden sie als

Lügner, Verräter, Spalter

bezeichnet. Wer sich da gespalten fühlte, war nicht zu ersehen. Ob es die Einheit der Arbeiterklasse war oder die Volksfront für die Befreiung Palästinas, kann man nur spekulieren. Den Vogel abgeschossen hat für mich der hessische Landtags-Vizepräsident Hermann Schaus (Die Linke), der über die Vier sagte:

Solche hinterlistigen Schweine.

Nun ist die Entmenschlichung eines politischen Gegners üblicherweise Anzeichen faschistischer oder anderweitig totalitärer Gesinnung. In bester Tradition befindet sich Schaus auch mit islamischen Hetzern, die die Juden gerne als Affen und Schweine bezeichnen. Dazu passend, die Unterstellung der hessischen SPD-Bundestagsabgeordneten Helga Lopez, die Vier seien bestochen worden:

Ich hätte nicht erwartet, dass die mächtige Energiewirtschaft doch noch siegt. Vielleicht stimmen die Silberlinge ja.

Fehlt nur noch, dass sie Jürgen Walter als Judas bezeichnet. Beim Verräter sind wir ja schon mal. Schon komisch, was Menschen auslösen, die ihrem Gewissen gemäß handeln.

Eine Antwort zu “Spalter, Schweine und Verräter. Wie Linke die Entmenschlichung des politischen Gegners betreiben”

  1. baerbel 6. November 2008 um 18:49 #

    Ich finde, es ist noch ein Unterschied, ob man jemand, weil man wütend ist als „Schwein“ beschimpft (was ich in diesem Fall glaube) oder ob man dabei tatsächlich auch die Entmenschlichung denkt, die eine solche Aussage auch bedeuten könnte.

    ich denke, Schaus hätte in diesem Moment genausogut „Arschlöcher“ sagen können. Er hat schließlich nicht gesagt, es handele sich generell bei Abweichlern um Schweine.

    Ich finde, das ist noch zu entschuldigen und nicht in eine Ecke zu stellen mit entmenschlichender Hetze. Ob solche Umgangsformen sein müssen, ist eine andere Frage, die sich aber nicht nur Linke stellen müssen. Ich glaube nicht, dass das unbedingt auf eine totalitäre Gesinnung zurückzuführen ist.

    „Lügner“ „Verräter“ und „Spalter“: Wenn jemand so etwas sagt, spricht das nicht unbedingt für seine Einstellung zu Menschen, die nach ihrem Gewissen handeln, so jemand hat wahrscheinlich grundsätzlich etwas gegen kontroverse Meinungen.

    Aber auch das als Phänomen speziell von Linken zu bezeichnen, ist doch quatsch. Dieses Vokabular kennen alle Politischen Lager, ich könnte mir höchstens vorstellen, dass in der FDP mit Abweichlern ein wenig besser umgegangen wird.
    Das macht diese Art von Vorwürfen zwar nicht besser, es ist nur einfach ein bisschen Platt, dahinter gleich schon DDR zu vermuten.

    (Trotzdem schön, die Frage, was da nun gespalten worden sein soll, hihi)

    Der Kommentar von Helga Lopez mit den „Silberlingen“ ist unter aller Sau und da würde ich tatsächlich ein Ressentiment vermuten, das am ehesten in der Linken oder in Teilen der SPD verbreitet ist, und das die Aufregung tatsächlich wert ist.

    Solche schwerwiegenden Entgleisungen gehen immer ein bisschen unter, wenn drumherum jeder Furz als Ausdruck totalitärer Gesinnung ausgelegt wird, um nur ja an „den Linken“ kein gutes Haar zu lassen. Das entwertet einfach die Polemik.

    Grüße von Bärbel

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