Sascha Steuers Plädoyer für eine konsequente Bekämpfung der zunehmenden Gewalt gegen Schwule in Berlin hat nicht nur bei GayWest eine positive Resonanz erfahren. Jetzt legt Steuer im Interview mit dem Tagesspiegel nach. Darin wird gleich zu Beginn deutlich, wie Klaus Wowereit und sein Senat sich für die Situation von Lesben und Schwulen in Berlin interessieren, wenn gerade keine Wahl ansteht: Überhaupt nicht, wie man an der ausgebliebenen Reaktion des Senats auf Steuers Aufforderung zum Handeln sieht. Steuer erinnert an einige seiner Vorschläge, mit denen die Situation von Lesben und Schwulen in Berlin verbessert werden könnte, verweist aber auch auf die Zurückhaltung, die aus einer falsch verstandenen Toleranz gegenüber „religiösen Gefühlen“ erfolgt:
Ich habe viele Anregungen gemacht, wo man ansetzen kann, von der Handreichung für Lehrer zum Thema Islam und Schule über den Umgang mit Hetzartikeln und Hetzreden bis hin zu den „Respekt Gaymes“, bei denen Sportler aus Migrantenverbänden und der schwullesbischen Gemeinschaft gemeinsam Sport machen, die aber in Bezirken mit hohem Migrantenanteil nicht stattfinden durften, weil man Migrantenjugendliche nicht provozieren wollte.
Interessant ist auch, dass Steuer von moslemischer bzw. migrantischer Seite keinerlei Reaktionen auf seine Thesen erhalten hat, obwohl er die entsprechenden Organisationen ausdrücklich dazu aufgefordert hatte. Offenbar fühlt man sich in diesen Kreisen nur eingeladen, sich zu äußern, wenn man es mit Toleranzbekundungen verbinden kann, aus denen keinerlei praktische Konsequenzen erfolgen. Steuers Antwort auf die Frage,
Hat die Feindseligkeit von muslimischen Jugendlichen gegen Schwule zugenommen, oder wird nur offener darüber geredet?
lässt keinen Platz für Beschönigung:
Ich glaube, wir haben keine Zunahme von Integration in Berlin, sondern eine Abnahme. Die dritte Generation ist teilweise schlechter integriert und weniger integrationswillig als ihre Eltern und Großeltern. Und die Zahl der Übergriffe hat insgesamt ganz klar zugenommen.
Steuer fordert den Berliner Senat erneut zum Handeln auf:
Der Senat ist in der Pflicht, die Migranten in eine Entscheidungssituation zu bringen, wenn nötig auch zu provozieren. Es muss deutlich werden: Homosexualität, aber auch Gleichberechtigung von Frauen und Männern sind in Berlin selbstverständlich; wenn Ihr Euch damit anfreundet, ist es gut – wenn nicht, solltet Ihr Euch entscheiden zu gehen.
Auch die letzte Frage des Interviewers,
Gefährdet das nicht das friedliche Miteinander?
weiß Steuer souverän zu parieren:
Gibt es das? Ich bezweifle das. Wenn man, wie ich, lange in Nordneukölln gelebt hat oder im Wedding, weiß man, dass die Wirklichkeit anders aussieht.
Angesichts dieser klaren Worte ist zu hoffen, dass sich noch mehr Politiker finden, die sich in dieser Deutlichkeit äußern. Sollten sie aus der CDU kommen, dürfte das die Wahlchancen der Partei in Berlin erhöhen. Von den Linken in Berlin, ob SPD, Grüne oder Linkspartei, haben die Schwulen jedenfalls nichts mehr zu erwarten.
Der mann hat recht. Und dass er selbst vor ort gewohnt hat, nacht ihn glaubwürdig. Hoffe, wir werden noch viel von ihm hören.
Kann mich meinem Vorredner nur anschließen. Bin von der Klarheit der Worte Sascha Steuers ziemlich beeindruckt und wünsche mir, dass er in der Berliner Politk eine größere Rolle spielt als bislang.
Das wäre auch für die Berliner CDU eine Chance ihr Image etwas aufzupolieren und neue Wählergruppen für sich zu gewinnen.