Nachdem Sascha Steuer (CDU) den Berliner Senat aufgefordert hatte, moslemische Gewalt gegen Schwule zu bekämpfen, reagiert Klaus Lederer von der regierenden Linken mit der Forderung, CDU-Gewalt gegen Schwule zu bekämpfen. Zudem erinnert er daran, dass auch Menschen ohne Migrationshintergrund zuweilen homophob auftreten, bspw. der längst verblichene katholische Bischof Dyba. Schlimmer noch, auch amtierende katholische Würdenträger, adelige Schreckschrauben und CDU-Politiker waren oder sind irgendwie gegen die Gleichstellung von Schwulen mit Heteros oder jedenfalls irgendwie nicht unserer Meinung bezüglich Homosexualität:
„Sünde“ ist sie 2008 für Kardinal Meisner, „nicht normal“ für Gloria von Thurn und Taxis. CDU-Senatoren blockierten in den 90ern, dass Homosexualität an Berliner Schulen Thema wird – sie sei eine „nicht erstrebenswerte Erziehungsform.“ Die Union kämpft heute gegen EU-Antidiskriminierungsrecht. In Berlin stimmte sie jüngst mehrheitlich gegen die Gleichstellung der Beamten. Erst seit 1994 ist §175 StGB abgeschafft, die „Homoehe“ bis heute noch nicht gleichgestellt.
Ob man dem Mann den Unterschied zwischen schwulenfeindlichen Äußerungen, der Ablehnung von Antidiskriminierungsgesetzen – aus den unterschiedlichsten Gründen übrigens -, der rechtlichen Benachteiligung von Schwulen und körperlicher Gewalt tatsächlich erklären muss?
Doch im Grunde genommen geht es Lederer gar nicht darum, wer denn hier nun aus welchen Gründen Schwule in welcher Form benachteiligt oder gar bekämpft. Eigentlich möchte er nur Sascha Steuer eins auswischen, der ist nämlich bei der CDU. Und wie ginge das am Besten als über die Denunziation Steuers als staatshörig? Lederer kommt schließlich aus einer langen Tradition von Staatskritik, weshalb er über Steuer vermeldet:
Er bleibt nur bei der einseitigen Anklage stehen, beim hilflosen Ruf nach Erlösung durch den Staat. Für einen schwulen Politiker ist das ziemlich dünn. Wir Lesben und Schwule, lehrt alle Erfahrung, müssen unsere Emanzipation in der Gesellschaft selbst erkämpfen. Dieser Kampf dauert schon Jahrzehnte und ist schwierig. Kein Staat nimmt uns das ab.
Meint Lederer also, wir sollten uns gegen die zunehmende homophobe Gewalt auf den Straßen Berlins zu schwulen Bürgerwehren zusammenschließen? Nein, irgendwie ist letztlich doch wieder der Staat zuständig, denn
der Staat kann uns helfen. In Berlin tut er das engagiert. Mit der Förderung für Aufklärungsprojekte, in Konferenzen, Arbeits- und Gesprächskreisen, im Migrationsbeirat, im Ratschlag für Demokratie und mehr.
Trotzdem müssen wir kämpfen. Und das, so der Mann von linksaußen, am Besten in der Mitte der Gesellschaft. Oder jedenfalls von da ausgehend:
Unser Kampf fängt in der Mitte der Gesellschaft an. Homophobie muss nämlich überall skandalisiert, sie kann weder ethnisiert noch abgeschoben werden.
Wobei man Lederer schon noch fragen könnte, wer diese Ehtnisierung eigentlich vornimmt, wenn nicht die migrantischen Schwulenhasser selbst, die ihre deutschen Opfer doch so gerne als Scheiß-Deutsche beschimpfen, bevor sie ihnen ihre deutsche Fresse polieren, um es in der Gossensprache der strukturell Diskriminierten, wie Lederer sie zu nennen pflegt, zu sagen:
Steuer dagegen „entsorgt“ sie auf dem Rücken der ohnehin strukturell diskriminierten Migranten, bürgert sie aus, erklärt sie zum „Problem anderer Leute“. Das ist in der Tat nicht die „Linie“ der rot-roten Koalition. Wir machen uns die Mühe, das Problem hier anzugehen.
Schließlich sind wir doch irgendwie alle diskriminiert:
Diskriminierung ist gerade in der Mehrheitsgesellschaft allgegenwärtig.
Das, also Diskriminierung, war zwar gar nicht das ursprüngliche Thema, das nämlich hieß Gewalt gegen Schwule nimmt zu, aber was macht das schon, wenn man einem von der CDU mal wieder vorwerfen kann, er habe sich unglaubwürdig gemacht. Wobei eben das Lederer entgegen zu halten wäre, denn schließlich war er es, der noch vor kurzem die Erfassung schwulenfeindlicher Übergriffe ausdrücklich ablehnte.
sorry – „Homophobie muss nämlich überall skandalisiert, sie kann weder ethnisiert noch abgeschoben werden“, was ist daran so falsch?
die letzten angriffe auf schwule die ich pers. mitbekommen habe waren einer mit offensichtlichem rechtsextremem hintergrund, einer aus dem was als ‚russlanddeutsche‘ bezeichnet wird, einer eher mit ‚migrantischem‘ hintergrund.
eine ethnisierung des konflikts ist verkehrt (und sachfremd) – und wenn andere sie vornehmen, heisst das doch nicht, das ich dies auch tun sollte, oder?
@ ondamaris: Nichts ist daran falsch. Deswegen beteiligen wir uns auch kräftig daran, Homophobie überall zu skandalisieren.
Skandalös finde ich es allerdings auch, dass immer wieder Leute Verständnis für Homophobie und Angriffe auf schwule Männer haben, sobald sie von anislamisierten Menschen kommen.