Wir sind alle Village People

12 Feb

Die Welt über die – nicht nur schwule – Geschichte der Village People und ihr „Y.M.C.A.“.Selten hat jemand in einer konservativen Tageszeitung so gut erklärt, warum es den CSD gibt. Um nämlich daran zu erinnern, dass Schwulsein

weder strafbar noch sensationell sein sollte.

Erfrischend unideologisch war das Ganze:

Die Village People taten sich, den Schwulen und dem Rest der Menschheit den Gefallen, nicht als Tunten, Homoaktivisten oder Opfer aufzutreten. Ob aus kulturellen oder ökonomischen Erwägungen, war immer schon egal.

Das Ergebnis konnte sich auch sehen lassen. Auf der Single-Hülle

zeigten strammen Burschen ihre Fahrzeuge wie unter Männern üblich: mein Geländewagen, mein Motorrad, mein Bagger, mein Hengst.

Und das kam an:

Männlich wirkten sie auf Männer und auf Frauen jeder Art.

Nur der namensgebende Verein war not amused. So

klagte Gerhard Weber, der damalige Generalsekretär in Poppenbüttel: „Dieser Hit mag prima in die Beine gehen. Das heißt aber nicht, dass junge Leute anschließend auch ihre Schritte zum CVJM lenken.“

Im Radio wiederum wurde das Stück zum Teil nicht gespielt, ausgerechnet um den CVJM nicht zu bewerben:

Als Schleichwerbung wurde die deutsche Fassung wie ihr Original vorübergehend vom Süddeutschen Rundfunk boykottiert.

In den Staaten war man weniger pingelig und so freute man sich beim dortigen YMCA über zahlreiche Neumitglieder, ebenso wie bei der Navy, die daher auch gleich noch Männer für den nächsten Hit auslieh:

Deshalb regte die US-Marine zur Rekrutenwerbung auch die Village People an zu „In The Navy“ und stellte Personal zum Dreh des Videos zur Verfügung.

Die Enthüllungsjournalisten vom Spiegel waren auch damals schon schwer aktiv und erklärten dem ahnungslosen Publikum, was es mit diesem „Y.M.C.A.“ auf sich habe:

In seinem Disco-Song geht es dem maskulin kostümierten Sextett kaum um Mitgliederwerbung für die 1844 gegründete biedere ‚Young Men’s Christian Association‘, verhohlen wird eher in eine andere Stoßrichtung missioniert.

Heute jedoch ist so etwas wie schwuler Stil kaum noch unterscheidbar, von dem, was früher einmal als normal galt.

Kulturhistorisch hat „Y.M.C.A.“ die schwulen Ausdrucksmittel so gewöhnlich werden lassen, dass sie längst nicht mehr als solche wahrgenommen werden müssen.

Keine schlechte Entwicklung, wie ich meine. Wem das jetzt zu gewöhnlich ist, der kann ja einen auf queer machen. Oder welche Sau auch immer grad wieder durchs schwule Dorf getrieben wird.

Eine Antwort zu “Wir sind alle Village People”

  1. freidenkerin 13. Februar 2009 um 23:55 #

    Die Jungs von Village People haben immer noch was drauf. Ich war auf ihrem letzten Konzert während des Münchner Tollwood Festivals und obwohl einer der Kerls eine sehr angegriffene Stimme hatte, haben sie eine mitreissende und gute Show geliefert.

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