Heteros als Übermenschen

23 Mär

Achtung: diesen Beitrag könnten einige Menschen anstößig oder diskriminierend finden. So ist er aber nicht gedacht.

schreibt ein gewisser Sebastian Schertel auf seinem Blog, der uns Einblicke in seinen Kopf gewähren soll. Und worum geht es? Na, um die von Heteros jedweder Coleur seit jeher gestellte Frage, warum es überhaupt Homos gibt, wenn die doch voll nicht für Nachwuchs sorgen (können!) und somit doch schon längst ausgestorben sein müssten, was sie aber nicht sind, weshalb man sich schon mal Gedanken machen muss, warum es Homos überhaupt gibt.

Alles bereit? Na denn, Sebastian, schieß mal los:

Ich hab mal darüber nachgedacht, warum die Natur Schwule und Lesben hervorgebracht hat. Es ist so: diese Menschen sind völlig normal. Jeder Mensch ist von der Natur hervorgebracht, genauso wie alle Tiere, Pflanzen etc. Also ist jeder Mensch und jedes menschliche Verhalten natürlich und normal. Völlig egal, was die Gesellschaft sagt und was sie verurteilt. Alle Menschen und jedes Verhalten, jede Neigung, jedes Bedürfnis ist normal und natürlich. Ohne Ausnahme.

Ein interessanter Einstieg, der durchaus kreativ Philosophie und Biologie miteinander vermischt. Es ist, bis zu einem gewissen Grad, eine Ermessensfrage, was nun als „normal“ und „natürlich“ anzusehen sei. Sicherlich kann man postulieren, alles was an menschlichem Verhalten existiert, sei „natürlich“, womit wohl gemeint ist, von der Natur so gewollt. Kindstötungen, Morde, Vergewaltigungen und Sex mit Kindern, wären demzufolge ebenso „natürlich“, wie das Bedürfnis nach Sättigung und der Linderung von Schmerzen. Und in der Tat finden sich, jenseits des Menschen, all diese Verhaltensweisen auch im Tierreich – mit Ausnahme der Pädophilie1.

Weiterbringen tut uns eine Definition, was denn nun „normal“ bzw. „natürlich“ sein soll aber nicht, denn nur die Wenigsten kämen auf die Idee, bspw. aus dem Umstand, dass Schimpansen Exemplare fremder Gruppen regelrecht abschlachten, den Genozid als eine lobenswerte Errungenschaft des menschlichen Zusammenlebens zu bezeichnen. Insofern beeindruckt mich Sebastians Einleitung, er fände Homosexualität voll normal, eben weil diese eben „natürlich“ sei, und zwar weil sie vorkommt, nur wenig. Der Firnis dieser Toleranz erscheint mir etwas dünn und die Gründe, Homosexualität zu akzeptieren, sollten schon etwas weitgehender sein.

Nun gut:

Ich habe mich aber gefragt, ob es einen bestimmten Grund dafür gibt, dass es Schwule und Lesben gibt. Und dann kam ich auf eine Idee: Vielleicht sind Schwule und Lesben nur eine Maßnahme der Natur, minderwertiges Erbgut von der Erde zu tilgen.

Autsch! „Minderwertiges Erbgut“?

Nicht aufregen, weiterlesen. Das sind ja nur meine Gedanken und wer sagt dir, dass ich nicht an der Wahrheit dran häng?

Okey-dokey, wir regen uns nicht auf, bleiben ganz ruhig und schauen uns die These weiter an:

Es ist doch so: Menschen finden sich zusammen, die passendes Erbgut haben. Wenn das Hormonsystem und die Gesundheit des anderen nicht passen, können wir die Person entweder nicht riechen oder sie missfällt uns oder sonst etwas. Die Natur hat also dafür gesorgt, dass Partner die zusammen passen, sich auch außerordentlich attraktiv finden.

Was allerdings die Frage offen lässt, warum ein Mensch, den man selbst „nicht riechen“ kann, von einem anderen dagegen ganz toll gefunden wird.

Egal:

Es können auch mal zwei Menschen zusammenkommen, die nicht zusammen passen, wenn beide ein rezessives Gen haben und dieses überleben will/muss.

Netter Gedanke, welcher die Evolutionslehre grundlegend revolutionieren würde. Woher soll bitte schön ein Gen wissen, dass es überleben muss? Und wie kann die Evolution auf ein (rezessives) Gen einwirken, dessen codierte Eigenschaft ja eben „unterdrückt“ wird und gar nicht anhand des Körpers oder des Verhaltens sichtbar ist?

Egal:

Sobald ein Kind gezeugt ist stellen beide Eltern plötzlich fest, dass sie sich gar nicht mögen, aber das Gen überlebt weiter. Die Natur ist schlau.

Nein, ist sie nicht, kann sie gar nicht. Doch, Achtung, jetzt kommt’s:

Es könnte also doch sein, dass die Natur Menschen, deren Erbgut nicht ideal ist, im Verlaufe der Pubertät homosexuell gestaltet. Damit dieses Erbgut nicht weiter verbreitet werden kann. Schwule und Lesben finden zueinander, sind glücklich, alles okay.

Widerlegen kann ich diese These auf die Schnelle nicht. Doch lässt sie sich andererseits, ja relativ einfach nachweisen. Jeder Homosexuelle hätte demnach ein schädigendes Erbgut, eines also, das sich bei Fortpflanzung zwangsläufig negativ auf die Kinder auswirken würde. Wir brächten also bloß alle Schwulen und Lesben auf Erbkrankheiten oder ähnliche Anlagen zu untersuchen und wir hätten Gewissheit.

Stellt sich dann nur noch die Frage, warum es trotz Homosexualität, dennoch behinderte Kinder gibt. Warum sind deren Eltern nicht homo geworden, wo sie doch offensichtlich, ein „nicht ideales Erbgut“ besitzen?

Könnte es nicht sein, dass die Natur das wirklich so eingerichtet hat?

Ja, es könnte so sein.

Es wäre doch denkbar.

Ja, es wäre denkbar.

Sicher werden ein paar Marktschreier der Ansicht sein, dass meine Vorstellung falsch ist,

vielleicht,

böse Kommentare hinterlassen

möglich,

und mir Tod und Teufel wünschen.

glaub ich nicht.

Aber wer sagt, dass die Idee so weit hergeholt ist? Wenn man es mal durchdenkt, macht das Ganze Sinn.

Schon, aber wenn man gewisse Parameter richtig absteckt, macht auch die Existenz des Osterhasen Sinn.

Das hieße also, dass die frühere Auffassung, Homosexualität sei eine Krankheit einfach völlig falsch ist. Und dass frühere Zwangsverheiratungen von Homosexuellen mit andersgeschlechtlichen Partnern in diesen Fällen wider die Natur war und wider die Absicht der Natur. Damit wurde das Erbgut weitergegeben, was die Natur verhindern wollte.

Sebastian ist sich offenbar im Klaren darüber, dass er sich mit seiner These moralisch, auf dünnem Eis bewegt. Deshalb der, durchaus nicht unlogische Einwand, dass hinsichtlich seiner These, Homosexualität ja vollkommen natürlich sei. Doch wie bereits oben erläutert, kann die Natur kein Maßstab für ethisches Handeln sein und die Erkenntnis, dass etwas „natürlich“ ist, ist angesichts der möglichen Folgen der These Sebastians, allen Beteuerungen zum Trotz, verheerend.

Denn mag Homosexualität nach dieser zwar von der Natur gewollt sein, so sagt sie dennoch ja nichts anderes, als dass es sich bei Homosexuellen um evolutionären Ausschuss handelt, um den Mülleimer der Natur, sozusagen. Wenn die These denn wahr wäre, würde sie die Anschauung nicht weniger Heteros bestätigen, Homosexuelle seien von Natur aus minderwertig, sie würde auch jeden Hetero durch die Bank als einen genetischen Supermenschen qualifizieren, als die ultimative Krone der Schöpfung, sozusagen.

Und Schwule würden dann nicht mehr „lediglich“ zusammengeschlagen oder hingerichtet werden, weil sie pervers seien und gegen die Natur handeln würden, sondern im Gegenteil, um der Natur ein wenig „nachzuhelfen“.

Und wem das nicht bekannt vorkommt, dem ist auch nicht mehr zu helfen.

——————————————

(via Gay Dissenter)

[1] Es ist mir zumindest nicht bekannt, dass im Tierreich sexuelles Verhalten von Erwachsenen mit Jungtieren beobachtet wurde. Über Aufklärung, wenn es dies doch geben sollte, wäre ich sehr dankbar.

[back]

3 Antworten zu “Heteros als Übermenschen”

  1. Steven 23. März 2009 um 21:06 #

    Danke für’s geduldige Auseinanderbröseln des ‚Nachgedachten‘.

    • Adrian 23. März 2009 um 21:11 #

      Bitte, bitte. Man hat ja ’nen Ruf zu verlieren 😉

  2. Herbert 23. März 2009 um 22:33 #

    zu Deiner Fussnote:
    Habe mit eigenen Augen gesehen, wie bei den Hängebauchschweinen pubertierende kleine Eber ihre eigene Mama zu Übungszwecken gerammelt haben. (perverse Schweine…)
    Bei Hunden hab ich des öfteren gesehen, dass die Hundemama bei ihren heranwachsenden Kindern „aufsitzt“ wie man so schön sagt. Das kann zwar kein vollendeter Geschlechtsverkehr werden aber eine „beischlafähnliche Handlung“ ist es allemal. (Geile Hunde…)

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