Der Schriftsteller Guy Helminger war Stadtschreiber der jemenitischen Hauptstadt. Über seine Erfahrungen dort schreibt er:
Einige Tage später erfahre ich über Aiban von einer bevorstehenden öffentlichen Hinrichtung. 10 000 Schaulustige haben sich eingefunden, um zuzusehen, wie ein wegen sexuellen Missbrauchs mit anschließendem Kindsmord Verurteilter von einem Hochhaus geworfen werden soll. Aber die Exekution wird verschoben. Der Druck der Menschenrechtsorganisationen hat Wirkung gezeigt, und nun soll der Mann hinter verschlossenen Türen erschossen werden.
„Öffentliche Hinrichtungen finden im Jemen selten statt“, sagt Aiban, „in den 90ern wurden Verurteilte manchmal aus Hubschraubern gestoßen. Das sollte die Schwere des Verbrechens unterstreichen.“ Und diese Schwere, sagt Aiban, habe oft mit Homosexualität zu tun, die als Schandtat gegen den Willen Allahs angesehen wird. Auch im besagten Fall war das Vergewaltigungsopfer ein Junge.
Ein Freund, dem ich am Telefon von der geplanten Hinrichtung erzähle, ruft: „In so ein Land würde ich nie fahren!“
„Aber du kommst doch gerade aus Kalifornien“, antworte ich, „da unterzeichnet Schwarzenegger auch Todesurteile.“
Eben! Und bekanntlich werden Hinrichtungen in den USA stets öffentlich durchgeführt, vor 100000, nein, Millionen von Schaulustigen. Besonders beliebt sind die Hubschrauberstöße, die durch israelische Kreuzfahrtschiffe perfekt touristisch erschlossen werden. Vor allem, wenn es sich bei den Todeskandidaten um Homosexuelle handelt. Verzeihung, ich meinte Kinderschänder. Ach, ist doch eh alles dasselbe. Nicht wahr, Herr Helminger?
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