Immer wieder bekommen wir Vorwürfe zu hören, unsere Weltsicht sei negativ geprägt, wir sollten lieber einmal über Positives berichten. Diese Anregung will ich gerne aufgreifen und aus dem aktuellen MANEO-Jahresbericht für 2008 einen der dort dokumentieren Vorfälle zitieren:
Am 19.03.2009, gegen 17:30 Uhr, fahren zwei schwule Männer mit der U-Bahnlinie 7 zwischen Hermannplatz und Mehringdamm. Sie sitzen nebeneinander, halten die Hand und geben einander flüchtig einen Kuss. Dann sei ein junger Mann vom anderen Ende des Waggons auf sie zugetreten, habe sich über sie gebeugt und ihnen in ruhigem Ton zugeflüstert, dass er sich jetzt beide gemerkt habe und dass er sie das nächste mal abstechen werde. Es sei für seine beiden Kinder, die mit im Waggon fuhren, eine „Zumutung“, solche „Perversen“ wie sie ansehen zu müssen.
Und da sage noch mal Einer, es gebe keine guten Nachrichten. Soziales Kompetenztraining wirkt sich eben selbst bei dem sonst so schwer erreichbaren Klientel in Berlin-Kreuzberg aus. Wenn die beiden „Perversen“, falls der treusorgende Vater eines Tages zur Tat schreitet, beim Verbluten nicht so laut schreien, sind wir der Zivilisierung der öffentlichen Auseinandersetzung wieder ein ganzes Stück näher gekommen. Man muss ja nicht immer alles so dramatisieren.
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