Nachdem nun bereits die Neuenglandstaaten Connecticut, Maine, Massachusetts und Vermont durch die Homo-Ehe verschwult worden sind, halten nur noch New Hampshire und das kleine Rhode Island tapfer die Fahne der Heterosexualität hoch. Geht es nach dem Bischof Thomas Tobin, soll das auch so bleiben. Im „Rhode Island Catholic“, ruft Tobin dazu auf zu kämpfen, um im „katholischsten Staat der USA“ die Dominanz kirchlicher Moralvorstellungen zu bewahren und die Homos auf ihren Platz zu verweisen:
The march toward gay marriage across our nation is relentless, and liberal New England is leading the way. The supporters of gay marriage in Rhode Island are well-organized and well-funded. They’re fiercely determined to impose their politically correct agenda on all the citizens of the state – human history, culture and moral principles not-withstanding. Anyone who opposes them is quickly labeled a bigot.
Man muss Tobin diese harschen Worte schon ein wenig nachsehen. Denn ihm ist bewusst, dass sein Kirche langfristig einen hoffnungslosen Kampf führt, einen Kampf überdies, der eben nichts mit Moral, sondern eben mit Prinzipien zu tun hat, was Tobin hier erstaunlicherweise auch einräumt. Tobin und Genossen phantasieren sich ein in eine Verschwörungshaltung, welche das Streben von Schwulen und Lesben nach Gleichberechtigung nicht etwa als berechtigtes Anliegen, sondern nur als Ausdruck böser politischer Kräfte zu sehen vermag. Geschichte, „Kultur“, alles muss für das Ziel der Katholiken herhalten, die Definitionsmacht über das korrekte menschliche Zusammenleben zu behalten.
And what’s the typical response of Catholics in Rhode Island? “As long as it doesn’t affect me, I really don’t care what other people do,” you say. “We shouldn’t judge other people,” you demur. “The Church is losing its influence. I don’t think there’s anything we can do,” you rationalize.
Mit einer liberalen „Leben und leben lassen“-Attitüde hat Tobin naturgemäß seinen Probleme. Deshalb muss er beweisen, dass die Homo-Ehe eben mitnichten keinen Hetero in seinem ganz persönlichen Lebensweg beeinträchtigt, sondern im Gegenteil, sich auf alle Menschen auswirkt. Und das natürlich zum negativen:
Well, my friends, gay marriage will affect you and you should be concerned. And there’s a lot we can do. But first, let’s review the principal reasons why we’re opposed to gay marriage.
Soll man dieses Spiel wirklich schon wieder mitspielen? Nun gut, man ist ja liberal, vielleicht kommt ja zur Abwechslung mal ein greifbares Argument:
First is our firm belief – based on the natural law, the Bible and consistent religious tradition – that homosexual activity is unnatural and gravely immoral. It’s offensive to Almighty God. It can never be condoned, under any circumstances. Gay marriage, or civil unions, would mean that our state is in the business of ratifying, approving such immoral activity. And as I’ve written previously: “The state shouldn’t be placed in that position, and as a citizen of the state I don’t want that imposed on me and my conscience. Neither should you.”
Zunächst einmal sind sowohl der Verweis auf das „Naturrecht“, die Bibel und der religiösen Tradition keine stichhaltige Argumente dafür, Homosexualität als „unnatürlich“ und „unmoralisch“ zu bezeichnen. „Unnatürlich“ ist die Homosexualität schon alleine deshalb nicht, weil sie existiert, und das nicht nur beim Menschen, sondern auch in der Natur. Die Bibel ist ein altes, von vielen Schreiberlingen zusammengetragenes Buch, das eine Fülle von Interpretationsmöglichkeiten offenlässt. Natürlich dürfen Katholiken gerne der Meinung sein, Homosexualität sei unmoralisch. Und sie dürfen für diese Meinung auch keine andere Grundlage haben, als eben ein paar Zeilen aus einem alten Buch, nebst religiöser Tradition. Doch wieso leiten sie daraus die Anmaßung ab, allen Menschen ihre Ansichten vorschreiben zu wollen, indem man die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare – und zwar für alle und nicht bspw. nur für Katholiken – verbieten will? Wer zwingt Katholiken, die Homo-Ehe oder Homosexualität gut zu finden? Meiner Meinung nach, ist der erzwungene Zölibat absolut unmoralisch. Doch zwinge ich der Katholischen Kirche meine Meinung auf, diesen abzuschaffen?
Second is the fact that gay marriage seeks to radically redefine the most fundamental institution of the human race, the building block of every society and culture. From the beginning, marriage has been defined as the stable union of man and woman, designed by God to continue the human race through the procreation of children. Homosexual relationships are not marriage – never have been, never will be.
Es ist natürlich richtig, dass eine Ehe gleichgeschlechtlicher Paare die Definition der Ehe nachhaltig verändern würde, egal wie sehr Tobin darauf insistiert, dass diese neue Definition niemals wirklich anerkannt sein wird. Die Frage ist bloß, worin an einer neuen Ehedefinition denn das Problem besteht. Das Problem liegt für Katholiken vom Schlage Tobins natürlich darin, dass, wie er genau weiß, eben nicht Gott, sondern die Menschen die Ehe erfunden haben, u.a. in der Absicht Sexualität zu kontrollieren und damit Macht über die individuellen Bedürfnisse der Menschen auszuüben. Daher auch der ständige absurde Rekurs auf die Ehe als Grundlage der Zeugung von Kindern, wo doch jeder weiß, dass eben nicht die Ehe, sondern das Verschmelzen von Samen- und Eizelle Grundlage dafür ist, dass ein Kind entstehen kann. Die Ehe mit der Zeugung zu verknüpfen ist lächerlich aber notwendig, um die Schäfchen immer wieder daran zu erinnern, dass nur (heterosexueller) Sex innerhalb einer Ehe, gut und richtig ist.
Here let me explain the “champagne principle.” Not every wine is champagne. Champagne has certain very specific, universally recognized characteristics. If someone were to take a bottle of Chianti, label and sell it as champagne, they’d be arrested for fraud. In the same way, those who seek to redefine marriage – with its specific characteristics – and to usurp the title “marriage” for their morally bankrupt relationships, are committing an act of fraud. It’s insulting to those who have entered the authentic, sacred and time-honored institution of marriage over the years.
Man ist versucht, laut aufzulachen, angesichts der Albernheiten, die sich Tobin hier leistet. Sollte die EU eines Tages damit beginnen, den markenrechtlich geschützten Titel „Champagner“, auch auf andere Traubenprodukte anzuwenden, wird niemand sie daran hindern können. Ebenso kann natürlich auch der Begriff der Ehe eine Neudefinition erfahren, und das erst Recht, wenn man bedenkt, dass Gesellschaften einem Wandel unterliegen und sich neuen Realitäten anzupassen in der Lage sind. Was Tobin überdies nicht begreift ist, dass es für mich als schwulen Mann beleidigend ist, dass die Ehe nur für die vorbehalten sein soll, die am liebsten mit dem anderen Geschlecht anbandeln.
The gay culture continues to seep into our popular culture, cleverly claiming credibility. Did you see that President Obama issued special invitations to gay families to participate in this year’s Easter Egg Hunt at the White House? Just another not-too-subtle attempt to ignore the objective immorality of the situation and present gay couples as normal and happy as every other couple.
Was Tobin seinerseits geflissentlich ignoriert, ist dass Obama, und viele andere Menschen auch, offensichtlich nichts mit seiner schwammigen Vorstellung einer „objektiven Unmoral“ anfangen können, und dass Homosexualität eben nur in seiner subjektiven Sicht „objektiv unmoralisch“ ist. Wie ignorant muss man eigentlich sein, den offensichtlichen Beleg von glücklichen homosexuellen Paaren mit dem Verweis zu kontern, diese werden nur als glücklich „präsentiert“, weil die „schwule Kultur“ das eben so haben will?
Doch, Achtung! Jetzt wird es ernst:
The third way in which gay marriage will affect you is its impact on religious freedom, including that of the Catholic Church.
A recent headline in the Washington Post demonstrates the problem: “Faith groups losing gay rights fights.” It goes on to give some examples of how the gay agenda is imposing itself on religious beliefs: a Christian photographer in New Mexico was fined because she refused to photograph a gay couple’s commitment ceremony; Christian doctors in California were obliged to artificially inseminate a lesbian patient; A Christian student group was punished because it denied membership to anyone involved in sex outside of marriage.
Inwieweit diese Ereignisse wirklich stattgefunden haben, kann ich nicht beurteilen, da homophobe Christen öfter schon dabei ertappt wurden, Tatsachen zu verdrehen. Doch nehmen wir einmal an, alle Vorfälle hätten sich so abgespielt:
Auch eine christliche Fotografin ist nicht Angestellte ihres Glaubens, sondern einer Firma. Wenn es zur Geschäftspolitik der Firma gehört, auch die Hochzeiten gleichgeschlechtlicher Paare zu fotografieren, dann sollte sich die Fotografin nicht wundern, wenn sie abgemahnt wird, weil sie sich weigerte ihren Job zu erledigen. Für christliche Ärzte gilt im Grunde genommen dasselbe. Und inwiefern die christliche Studentengruppe „bestraft“ wurde, lässt Tobin bedauerlicherweise offen.
We’re familiar with other examples of the gay agenda infringing on religious freedom. In Massachusetts, the Catholic Church was required to place children for adoption with gay couples; and in some countries, clergy preaching the Christian doctrine about homosexual practices have been accused of hate crimes.
Bei diesen Beispielen habe ich nun endlich mal wieder Gelegenheit den advocatus diaboli zu spielen. Prinzipiell finde ich es problematisch, wenn religiösen Institutionen etwas staatlicherseits aufgedrängt wird, was gegen ihre Prinzipien verstößt, vorausgesetzt, diese Organisationen finanzieren sich nicht durch auch nur einen Cent an Staatsgeldern. Andererseits finde ich das Beispiel mit der Adoption etwas merkwürdig, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass katholische Organisationen Narrenfreiheit haben, was die gesetzlichen Bestimmungen zur Adoption betrifft.
Was nun die Problematik der „Hassverbrechen“ bzw. „Hassreden“ angeht, muss ich Tobin zustimmen. Meiner Meinung nach, hat jeder das Recht zu äußern, Schwule seien unmoralisch, krank und pervers, schon allein deswegen, weil ich mir das Recht, u.a. gewisse Anschauungen von Katholiken ebenso zu bezeichnen, nicht nehmen lassen möchte.
Proponents of gay marriage say that the Church won’t be forced to witness such marriages. Don’t believe it. And other related problems will inevitably arise. Will the Church be required to admit gay couples as sponsors for baptisms; to rent its facilities for gay wedding receptions; to hire employees despite their immoral gay lifestyles; to grant family benefits to gay couples? For simply maintaining its teachings in these and many other possible scenarios, the Church will be accused of bigotry and unlawful discrimination. The threat to our religious freedom is real, and imminent.
Wie gesagt: Handelt es sich bei religiösen Institutionen um „Privatfirmen“, ist nicht einzusehen, warum diese Schwule einstellen, oder überhaupt was mit diesen zu tun haben sollten. Die Ablehnung der Homosexualität durch Individuen betrachte ich als moralisches und nicht als legislatives Problem.
The fact that Rhode Island has successfully avoided the gay marriage phenomenon is a credit to our Governor, the Speaker of the House and the President of the Senate. They – along with a number of other legislative leaders – have been consistent and courageous in deflecting the onslaught of gay activists and in upholding the traditional definition of marriage. We hope and pray they’ll continue to do so.
Tobin und seine Gefolgsleute mögen ruhig beten, „Gottes Wille“ wird aber über kurz oder lang dafür sorgen, dass die Homo-Ehe auch in Rhode Island Einzug hält. Dessen kann man sich schon ziemlich sicher sein.
“The Church is losing its influence,” you say, “and there’s nothing we can do.” “Bull feathers,” I reply. I don’t know if we have 600,000 Catholics in the state or 500,000 or 400,000. But if even ten percent of our Catholic population got actively involved in this issue – even five percent – we could have an enormous impact and help Rhode Island maintain its moral sanity.
Tobin ist auf der Verliererspur. Er weiß es und das macht ihn wütend. Denn auch die moralische Gesundung des Staates Rhode Island wird kommen: An dem Tag, an dem gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen.
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