Ja, das mag für Stammleser eine überraschende Mitteilung sein, ich richte mich bei dieser Vollzugsmeldung aber lediglich nach den Vorgaben des Mitgliedes des schwulen Zentralkommitees, den hochverehrten Genossen „SmartiSaar“, der auf queer.de schreibt:
Der LSVD hat auf seiner Hompage die Antworten der Parteien für die Europawahl eingestellt. Liest man sich die Antworten durch wird einem schnell klar das CDU, CSU und FDP für LGBT nicht zur wahl stehen.
SPD und Grüne sprechen sich dagegen für eine umfassende Gleichstellung aus ebenso für die Erweiterung der Antidiskriminierungsrichtlinien sowie Adoptionsrecht etc.
Fazit: Für LGBT kommen eigentlich nur die Grünen oder die SPD als mögliche Wahlkanidaten in frage.
Womit ja wohl geklärt wäre, dass ich weder „L“, noch „G“, noch „B“, noch „T“ sein kann, denn in Frage kommen bei mir eigentlich auch schwarz oder gelb. Klingt komisch, ist aber so.
Tja, Adrian, man kann natürlich auch gegen die eigenen Interessen wählen. Parteien, die offen für eine Beibehaltung der rechtlichen Diskriminierung eintreten, sollten in der Tat nicht in Betracht kommen. Aber jedermann/frau ist selbstverständlich frei, auch die eigenen politischen Gegner zu unterstützen. Ich selbst bin eigentlich im Parteienspektrum eher etwas rechts von der Mitte einzuordnen und pflege mich als liberalkonservativ zu bezeichnen, dennoch wähle ich keine Partei, die dort angesiedelt ist, aus nachvollziehbarem Grunde, wie ich glaube.
Tja Ralf, Adrian lässt sich eben von niemandem vorschreiben, was seine eigenen Interessen sind, was seine politischen Gegner sind und welche Partei er deshalb wählen sollte.
Ich finde es einfach eine Zumutung wenn mir erklärt wird, ich müsste so oder so wählen, weil ich nun mal schwul bin und darum dies oder das in meinem Interesse liegen müsste.
Tja, Adrian, bei mir ist das halt anders. Ich werde höher besteuert und schlechter bezahlt und habe keinen Anspruch auf Hinterbliebenenversorgung aus dem Beschäftigungsverhältnis meines Mannes, weil ich schwul/verpartnert bin. Das gefällt mir nicht, und deshalb kommt es für mich nicht in Frage, Parteien zu wählen, die das ausdrücklich so belassen wollen. Man kann natürlich schwul/lesbisch sein und diejenigen unterstützen, die einem das Leben sauer machen, aber dann braucht man nicht öffentlich gegen Diskriminierung einzutreten, die man in der Wahlkabine mitverantwortet.
Ich hab kürzlich gelesen, was so Deine politischen Ansichten sind. Du hattest sie hier in Stichpunkten aufgelistet. Ich hab mich in fast allen wiedergefunden. Ich hab sogar im Januar mit ziemlichem Bauchgrimmen ein LSU-Mitglied in den Vorstand des LSVD Rheinland-Pfalz gewählt. Aber Parteien, die mich konsequent als Bürger 2. Klasse behandeln, kann ich nicht wählen.
Fernab von Wahlvorschriften:
Wie bringst Du Deine Zuneigung (nimm gerne einen anderen, passenderen Begriff) zu ’schwarz‘ mit Deinem kürzlich an die Blogtür geschlagenen 20 Punkte Programm in Einklang?
https://gaywest.wordpress.com/2009/05/05/konservativ-versuch-einer-selbstbeschreibung/
Fast jeder der zwanzig Punkte wäre doch Grund genug, sich von ’schwarz‘ fernzuhalten, oder?
@ Steven @ Ralf
Irgendwie habe ich das Gefühl, das, was ich sagen wollte, kommt hier nicht ganz rüber. Meine „Zuneigung“ zu schwarz ist im wesentlichen ebenso stark oder schwach ausgeprägt wie zu rot, grün oder gelb. Ich habe keine besondere Affinität zu schwarz. Und wenn ich mein 20-Punkte-Programm zu Grunde lege, könnte ich genauso wenig gutens Gewissens grün wählen, oder rot.
Ich lasse mich einfach nicht in den Käfig der Community sperren, die festlegen will, was für mich als Schwuler von Interesse zu sein hat und dass ich diese Partei eigentlich nicht wählen könne, weil ich „LGBT“ bin.
„Für Schwule kommt eigentlich nur in Frage“ – also wirklich, bei dem Satz sträuben sich mir die Nackenhaare.
v.a. wenn man bedenkt, dass Politik nicht nur für den Tag geschieht. Was bringt es mir, wenn eine Partei heute positiver ist, aber wie SPD/Grün/etc. langfristig homophobe Entwicklungen fördert. Langfristig verliert man dadurch.
Insofern Ralf, denk nicht nur ans Geld. Was heisst hier 2. Klasse? Förderung im Steuerrecht sollte immer einen Grund haben und Zusammenleben ist nicht der Grund, Kinder sind der Grund. Sind Singles 2. Klasse, weil sie schlechter da stehen? Eben…
Gut, ich weiss auch nicht, was ich wählen soll, aber die Dummheit den morgigen Henker zu wählen, weil er heute Zucker verteilt, geht mir aufn Sack…. ok das Bild ist etwas übertrieben, aber genau die Weitsicht vermisse ich an der Diskussion.
„Zusammenleben ist nicht der Grund, Kinder sind der Grund.“
Das stimmt nicht. Die Ehe wird steuerlich gefördert, egal ob man Kinder hat oder nicht.
Das stimmt, aber ich sehe das als ein Fördern und auf Ertrag hoffen. Und genau das ist der Sinn des Gesetzes. Sinnvoller wäre natürlich das an Kindern festzumachen und da auch Schwule dann zu fördern.
Ich wollte noch nachtragen, dass natürlich offene Homophobie ein KO-Kriterium für eine Partei ist, aber das sehe ich so nicht bei FDP und CDU/CSU.
@ Adrian:
„Irgendwie habe ich das Gefühl, das, was ich sagen wollte, kommt hier nicht ganz rüber.“
Deshalb frage ich nach, damit nichts Falsches hängen bleibt.
„Und wenn ich mein 20-Punkte-Programm zu Grunde lege, könnte ich genauso wenig gutens Gewissens grün wählen, oder rot.“
Sehr richtig!
„“Für Schwule kommt eigentlich nur in Frage” – also wirklich, bei dem Satz sträuben sich mir die Nackenhaare.“
Das Phänomen kenne ich in diesem Zusammenhang auch. 😉
@ Blub
Familienförderung gut und schön, aber in diesem Land wird in erster Linie das rechtlich verbindliche Zusammenleben von Mann und Frau OHNE Kinder (Ehe genannt) gefördert. Und so lange das so ist und bleibt, muss Gleichbehandlung her. Die sexuelle Orientierung jedenfalls kann kein Kriterium sein, an dem sich diese Förderung festmacht. Gleiche Pflichten ja, aber gleiche Rechte nein. Deutschland steckt da noch immer in jener miefigen Zeit der Fünfziger fest, in denen Frauen nicht arbeiteten und wenn doch dann als unterbezahlte Handlangerinnen, und in denen Schwule sich verstecken mussten oder eingesperrt wurden. Parteien, die daran nichts ändern wollen (dazu gehören auch SPD und FDP, die zwar große Versprechungen machen, aber selbst blockieren, wo sie können), halte ich für unsereinen für unwählbar. Adrian mag das anders sehen, was sein gutes Recht ist, aber es fragt sich doch, wie und wann sich was ändern soll, wenn schon Schwule und Lesben selbst ihre eigene Gleichberechtigung per Stimmzettel ablehnen.
Eine echt interessante Diskussion…
Aber bitte bedenkt, dass die Parteien „Wahlversprechen“ abgeben. Eine entgültige und tatsächliche Umsetzung von Gleichstellung etc. ist damit noch nicht getroffen.
Auch Parteien, die die Rechte von Schwulen und Lesben momentan nicht im Wahlprogramm haben, werden sich mit dem Thema auseinander setzen müssen.
Die Wahl der „richtigen“ Partei sollte daher nicht einseitig und nur nach den schwul-lesbisch propagierten Ansätzen getroffen werden, sondern ein ganzheitliches Abwägen voraussetzen.
Nur weil Partei XY die Rechte der LSBT-Community nicht vordergründig thematisiert, heißt das nicht, dass ich mich als Wähler selbst diskrimineire, wenn ich meine Stimme an eine der gelisteten Parteien gebe…