Warum es ganz schlimm ist, sich dem Gerücht auszusetzen als Schwuler abgestempelt werden zu können

24 Mai

„Mister Schweiz“ André Reithbuch hat es sich nicht nehmen lassen, der Einladung zum Züricher Europride zu folgen. Dummerweise war seine Marketingabteilung von diesem Vorhaben weniger angetan. Die Begründung klingt putzig:

Zu gross ist bei den Mister-Verantwortlichen die Angst, es könnte zu ähnlichen Spekulationen über Andrés sexuelle Vorlieben kommen, wie bei seinem Vorgänger Stephan Weiler. Dieser hat sich aktiv für die Akzeptanz von Homosexuellen eingesetzt . «Ich möchte André nicht etwas Ähnlichem aussetzen», sagt Urs Brülisauer von der Mister Schweiz Organisation und betont: «Das ist aber kein Entscheid, der sich gegen Schwule richten soll.»

Ähm, wem genau möchte Herr Brülisauer den Mister Schweiz nicht aussetzen? Dem Gerücht, er könne schwul sein? Fürwahr, das wäre geradezu entsetzlich, gibt es auf dieser Welt doch nichts schlimmeres, als in den Verdacht zu geraten, homophilen Neigungen zu frönen.

Die „Europride“-Organisatoren zeigen sich jedenfalls enttäuscht:

Für Michael Rüegg, Mediensprecher der «Europride», ist diese Befürchtung unbegründet. Er räumt zwar ein: «Es ist wirklich ärgerlich, wenn Heteros gleich als schwul abgestempelt werden, wenn sie sich auch nur ansatzweise pro-gay geben.» Doch biete Reithebuch ohnehin deutlich weniger Interpretations-Spielraum als Weiler.

Man beachte die Wortwahl von Herrn Rüegg: Es sei ärgerlich als schwul abgestempelt zu werden, zumal wenn es sich beim fragwürdigen Subjekt der Homosexualität um einen Mann handelt, bei dem man das nun wirklich nicht erwarte. Oder was sonst soll „Interpretations-Spielraum“ in diesem Zusammenhang bedeuten?

Aber egal, wenn Reithbuch par ordre de Mufti nicht erscheinen darf, kommt eben sein Vorgänger Tim Wielandt:

Für die Europride-Organisatoren ein Grund mehr, dass Reithebuch an der Gay-Parade bestens aufghoben [sic] wäre: «Ganz allein wäre André in seiner Rolle also nicht. Und die Freundin dürfte er auch mitnehmen – in solchen Dingen sind wir sehr tolerant.»

Ja, das seid ihr in der Tat, wollt ihr euch doch um Himmels willen nicht dem Verdacht aussetzen, einen kernigen Hetero zum Schwulen abzustempeln. Eine Freundin als Alibi ist da auf jeden Fall hilfreich.

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