„Jesus, du Opfer“: Auch diese Parole war bei den Protesten gegen den Marburger Kongress der evangelikalen Akademie für Psychotherapie und Seelsorge zu hören. Was will man mit diesem Spruch wohl demonstrieren – außer, dass man von christlicher Theologie vermutlich rein gar nichts verstanden hat und darauf auch noch stolz ist? Mir fällt da – neben der offensichtlichen Verachtung für das Schwache – nur eine Erklärung ein: Es ist eine positive Bezugnahme auf die, die den Spruch auf deutschen Schulhöfen und Straßen salonfähig gemacht haben, natürlich ohne das „Jesus“ davor: anislamisierte Jugendliche, deren liebstes Schimpfwort – nach „Du Jude“ und „Du Schwuchtel“ – eben „Du Opfer“ lautet. Dass sich dieses islamistische Schimpfwort nun von antichristlichen Protestlern so perfekt verwenden lässt, zeigt ihre geistige Verwandschaft mit denen, die nicht nur die deutschen Städte am liebsten sofort von allem in ihren Augen nicht Lebenswerten gereinigt haben wollen. Dazu gehören neben Juden und Christen nicht zuletzt wir Homosexuellen. Und auch eine weitere Parallele fällt ins Auge. Nicht wenige Moslems bezeichnen Juden mit Vorliebe als „Affen und Schweine“. Und was macht man in Marburg? Man ersetzt den am Kreuz hängenden Juden Jesus durch ein am Kreuz hängendes Schwein und beschmiert damit Hausfassaden.
Für’s nächste Mal hätte ich daher für die Protestierer noch einen konstruktiven Vorschlag. Wie wär’s dann – statt so viel herum zu reden – direkt mit der geschichtlich bewährten Parole „Jesus, du Judensau“? Natürlich alles nur aus Protest gegen Homophobie. Oder?
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