Der Südkurier scheint sich zu einer ernst zu nehmenden Informationsquelle zum Thema „Homosexualität“ zu entwickeln. Nachdem ich gestern eine Merkwürdigkeit in der Berichterstattung über ganz spezielle katholische Bestrebungen bezüglich des Liebeslebens von Guido Westerwelle aufs Korn genommen hatte und im Anschluß zu Recht auf meine mangelnden Geografiekenntnisse hingewiesen wurde, aufgrund deren Ignoranz ich beinahe noch diplomatische Verwicklungen zwischen den beiden wirtschaftlichen Riesen in Deutschlands Süden herauf beschworen hätte, berichtet die Zeitung heute über einen baptistischen Pastor,der sich nach Unterzeichnung eines Aufhebungsvertrags aus dem Gemeindedienst verabschiedet. Warum?
Bereits Ende vergangenen Jahres hatte es Unruhe in der Gemeinde gegeben, als bekannt geworden war, dass Bruske im christlichen Nachrichtenprotal Idea.de einen Kommentar zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare veröffentlicht hatte. Auch auf der Website der „Metropolitan Community Church Köln“, einer – wie sie sich selbst nennt – „Kirche (nicht nur) für Schwule, Lesben, Transgender“ ist eine längere theologische Abhandlung Bruskes unter dem Titel „Lesbisch, schwul und fromm“ zu lesen. „Die weit verbreitete Homophobie hat bei vielen evangelikalen Christen dafür gesorgt, dass man sich mit dem Thema Homosexualität praktisch nicht auseinandersetzt, sich auch nicht auseinanderzusetzen wagt, sondern nur die übernommene Ablehnung gebetsmühlenartig mit der missbräuchlichen Anwendung der genannten Bibelstellen wiederholt“, führt Wolf Bruske dort aus. „Wie ein Mantra werden sie beschwörend homosexuellen Christen entgegengehalten – und diese unter Missbrauch der Bibel in eine Sünderecke gedrängt.“
Doch laut übereinstimmenden Angaben des Pastors und aus dem Ältestenkreis der Gemeinde sind diese Äußerungen gar nicht der Grund für die Trennung:
Dass Bruskes Einstellung zu dieser brisanten Problematik eventuell ein ausschlaggebendes Argument für die Trennung sein könnte, wird von beiden Seiten nicht bestätigt. „Ich bin zwar nicht seiner Meinung, aber seine Ansichten zum Umgang mit Homosexuellen in der Kirche waren nicht der Grund“, sagt Jürgen Strobel vom Ältestenkreis.
Und das ist eine gute Nachricht wert, über die sich auch Atheisten freuen können. Denn wenn selbst in baptistischen Zusammenhängen die Selbstverständlichkeit bröckelt, mit der Schwule und Lesben ausgegrenzt werden, ist dies ein nicht zu unterschätzendes Anzeichen für eine weitere Liberalisierung unserer Gesellschaft.
Im genannten Bericht des Südkurier wird Pastor Bruske mit den Worten zitiert: „„Ein gerades Rückgrat verlangt seinen Preis, aber der ist nie zu hoch, denn das Gut des aufrechten Gangs kann man kaum überschätzen“.
Wolf Bruske hat Rückgrat gezeigt – jetzt ist er arbeitslos. Bleibt nur zu hoffen, dass seine – ebenfalls im Südkurier erwähnte theologische Abhandlung „Lesbisch, schwul und fromm“, die kürzlich in der „Zeitschrift für Theologie und Gemeinde“ erschien, zu einem Nachdenken in frommen Kreisen über das, was man sich gemeinhin unter Homosexualität vorstellt, beiträgt!
„Ich bin zwar nicht seiner Meinung, aber seine Ansichten zum Umgang mit Homosexuellen in der Kirche waren nicht der Grund“, sagt Jürgen Strobel vom Ältestenkreis.
Wer´s glaubt wird selig!… und kommt in den Baptistenhimmel!!!
Dies darf man hier wörtlich nehmen.
Die Nr. 14 der „Zeitschrift für Theologie und Gemeinde“ (ZThG, Herausgegeben von Prof. Kim Strübind u.a. ) war insbesondere mit dem hier zitierten Beitrag von Bruske eine „gesunde“ Bewegung – weg vom Fundamentalismus – hin in eine endlich-lebbendige, nachvollziehbare und NOTWENDIGE Bewegung in Richtung: „Das Leben ist dynamisch!!“
Wer als Insider die absurde baptistische (wie auch kreationistische) Haltung gegenüber bekennenden schwulen ChristenInnen kennt, weiß um die anmaßende Bezugnahme zu diesem Thema. So wird z.B. von – auch LEITENDEN – Glaubensbrüdern behauptet, Schwulsein könne man heilen.
Zur Demonstration einer angeblichen Heilung durch den Glauben (Wunderheilung???) stellen sich immer wieder Mitglieder vor die einzelnen Gemeinden und zeigen ihr vorbildliches Eheleben mit einem heterosexuellen Partner vor.
Moderat mutet da schon fast das inoffiziell-offizielle Gebot gegenüber schwulen Baptisten an, zwar schwul sein zu dürfen, ihr Schwulsein aber nicht zu leben! So werden „ungeheilt-heterosexuelle“ Ehen geschlossen, in denen nicht nur die eigene Homosexualität vorgeschrieben ungelebt bleibt, sondern zusätzlich ganze Familien im Fundi-Mief ersticken…
„Mein Glaube verbietet mir….!“ sagt der schwule Baptist frei und fromm.
M.E. ist diese Offenbarung nicht ein Ausdruck der Unterwerfung unter Gottes Wort, sondern Ausdruck eines unbeugsamen Dogmatismus der gesamten Leitung!
Die zunehmend deutliche Verbrüderung der Baptisten mit Fundi-Kreisen (Keretio und vor allem PRO-Christ) lässt in Zeiten der zunehmenden Liberalisierung der evangelisch-lutherisch Kirche – in der bekennende Schule längst auch Lebensgemeinschaften bilden – böses ahnen…
Dogmen der oben benannten Art haben einen deutlichen Anspruch auf „NUR-ich-habe RECHT“!
und müssen deshalb als gefährlich, ja sogar als faschistoid bezeichnet werden.
Mein ausdrücklicher Dank gilt dem „Reformator“ Bruske,
der mich die Nr. 14 der ZThG nicht nur mit Freude hat lesen lassen, sondern der mich veranlasste, zumindest dies Buch nicht mehr im Schrank schamvoll zu verstecken 🙂