Von Schafen und Schäfchen

3 Okt

Erzbischof Silvano Tomasi, der ständige Vertreter des Vatikans bei den Vereinten Nationen, behauptet, die zahlreichen Fälle des Missbrauchs von Schutzbefohlenen durch katholische Geistliche seien nicht auf Pädophile, sondern auf Homosexuelle zurückzuführen. So steht es jedenfalls bei queer.de.  Doch was hat Tomasi tatsächlich gesagt?

Laut queer.de sprach er

von Ephebophilie, also von der homosexuellen Zuneigung zu pubertierenden Jungs: „Von allen, die in Misshandlungen verwickelt waren, gehören 80 bis 90 Prozent zu dieser sexuellen Orientierung. Sie lassen sich ein mit Jungs zwischen elf und 17 Jahren“, so Tomasi.

Vielleicht wäre es für die Zukunft hilfreich, Tomasi würde sich, bevor er sich äußert, über den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Debatte informieren. Eine ephebophile sexuelle Orientierung kennt man dort nämlich nicht.

Die sexuelle Orientierung bezieht sich auf das Geschlecht. Entsprechend gibt es Heterosexualität, Bisexualität und Homosexualität. Mit Ephebophilie wird eine Ausprägung der sexuellen Ausrichtung bezeichnet. Diese bezieht sich auf das Alter der bevorzugten Sexualpartner und wird unterschieden nach Interesse am kindlichen, jugendlichen und erwachsenen Körper.

Doch was an Tomasis Erklärung ist eigentlich so berichtenswert? Natürlich versuchen emotional und sexuell frustrierte Männer der Katholischen Kirche, sich an Minderjährigen  zu vergreifen. Mit dieser Methode kann man am Besten seine Machtposition ausnutzen, und somit die Gefahr minimieren, bei sexuellen Handlungen ertappt zu werden. Zudem ist bekannt, dass pubertierende Jungen leicht erregbar sind, so dass die Täter sich einreden können, ihre Opfer hätten ja auch ihren Spaß dabei gehabt. Ob die Zahlen von Tomasi, so sie denn den Tatsachen entsprechen, auf eine homosexuelle Orientierung oder eine ephebophile Ausrichtung  der Täter schließen lassen, bleibt an dieser Stelle also offen.

Vielleicht handelt es sich bei den Opfern auch allein deshalb um Jungen , weil im Rahmen der katholischen Liturgie vorwiegend diese verfügbar sind. Würde der Vatikan als Ministranten nicht Schäfchen, sondern sprichwörtlich echte Schafe zulassen, dann hätte Rom vermutlich ein Problem mit Zoophilie.

Mit Dank an Adrian für die Vorlage.

Eine Antwort zu “Von Schafen und Schäfchen”

Trackbacks/Pingbacks

  1. Einen gesegneten Sonntag. | palisadesberlin - 4. Oktober 2009

    […] West meint in seinemArtikel Von Schafen und Schäfchen dazu: Vielleicht wäre es für die Zukunft hilfreich, Tomasi würde sich, bevor er sich […]

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