Ohne Peter im Petersdom

14 Nov

Noch mehr Neuigkeiten seitens der katholischen Front: der Bischof Janusz Kaleta hat den Vatikan eigenmächtig zur homofreien Zone erklärt:

Homosexuelle Touristen sind im Staat Vatikanstadt unerwünscht – selbst dann wenn sie keine Regenbogensticker tragen und im Petersdom beten wollen. […] „Ich bin der Meinung, wenn jemand homosexuell ist, ist dies eine Provokation und ein Missbrauches des Ortes“

Die detaillierte Begründung dafür ist – wie von den Lämmern Roms üblich – äußerst putzig:

„Versuchen Sie einmal, als Nicht-Muslim eine Moschee zu besuchen“, verglich der Bischof Abstecher von Schwulen und Lesben in den Staat von Papst Benedikt XVI. Die Katholische Kirche definiere Homosexualität schließlich als „unethisch“, so Kaleta. „Wir erwarten Respekt vor unserer Kirche ebenso wie wir respektieren, dass eine Person nicht zur Katholischen Kirche gehören muss. Wenn du andere Ideen hast, geh zu einem anderen Ort.“

Irgendwie merkwürdig der Vergleich, denn ich bin kein Moslem, war aber dennoch schon in mehreren Moscheen, in Ägypten und in Israel. Ein Bann wurde über mich nicht verhängt, übrigens auch nicht auf Grund meiner Homosexualität. Zugegeben, letzteres mag daran liegen, dass ich nicht mit der Regenbogenflagge in die Moschee spaziert bin, was allerdings auch für Kirchen, Synagogen, Tempel und der Scientology-Zentrale gilt.

Was uns zu einer interessanten Frage führt: Wie will der Vatikan Homos eigentlich erkennen? Muss man auf dem Petersplatz  seinem Freund einem blasen um als homosexuell entlarvt zu werden? Reicht schon Händchen halten? Oder die Tatsache, dass man als Mann im Petersdom nicht den weiblichen Touristen hinterherpfeift?

Wie auch immer, wenn ich dem Vatikan einen Besuch abstatten will, wird mich kein Erzbischof daran hindern. Als Ossi ist man es gewohnt Mauern einzureißen, dagegen ist der Bann eines Bischofs nun wirklich eine Kleinigkeit.

5 Antworten zu “Ohne Peter im Petersdom”

  1. Damien 14. November 2009 um 14:05 #

    Als Christ könnte man Kaleta auch entgegen halten: Was er propagiert, stellt einen Missbrauch der göttlichen Schöpfung, der Erde nämlich, dar. Denn Gott hat uns die Erde bestimmt nicht geschenkt, um Menschen daraus zu vertreiben. Wie bitter, dass so etwas ausgerechnet in einem Kirchenstaat passiert.

  2. Felix Neumann 14. November 2009 um 15:02 #

    Als Katholik könnte man Kaleta auch den Katechismus entgegenhalten: »[Homosexuellen] ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen.« (RN 2358) Das ist (und was sonst dort in der Gegend steht) immer noch eine menschenverachtende Frechheit, was der Bischof hier aber behauptet, ist mit der Lehre der katholischen Kirche selbst nicht in Einklang zu bringen.

  3. Nobody 14. November 2009 um 15:07 #

    Der Mann ist doch unbedeutend:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Janusz_Kaleta

    Das ist sein Aufgabengebiet:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Apostolische_Administratur_Atyrau
    2400 Katholiken, 7 Priester und 4 Ordensleute

  4. Thomas 19. November 2009 um 15:50 #

    kann sich europa überhaupt noch so einen unrechts-staat inmitten demokratischer, ziemlich pluralistischer rechtsstaaten leisten?

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