Wie schwul ist Anian Liebrand?

5 Jan

Für die Abordnung der Jugendorganisation der Schweizerischen Volkspartei (SVP) des Kanton Luzern, begann der Jahrewechsel mit einem Schock. Denn, man mag es glauben oder nicht, da hat es doch tatsächlich ein offensichtlich homosexueller Mensch gewagt, dem Vorsitzenden der jungen SVP, Anian Liebrand, eine Mail folgenden Inhalts zu schicken:

„Lieber Anian“

„Leider erleben wir von deiner Partei wenig Wärme und Verständnis für diese gesellschaftliche Randgruppe der Homosexuellen – doch weshalb? Viele von uns leben friedlich Tür an Tür mit Heteros und helfen mit, dass sich auch Minderheiten in unserer Schweiz offen ausleben können.“

„Wie viele Menschen in unserem Land hast vielleicht sogar du, Anian, in deinem Leben schon einmal persönliche Erfahrungen mit dem Thema Homosexualität gesammelt und dir die Frage gestellt: Bin ich schwul? Vielleicht hast du die Frage innerlich sogar bejaht aber magst es gegen Aussen nicht zeigen – aus Angst, diskriminiert zu werden.“

Nun könnte man als Boss einer – gelinde gesagt – konservativen Parteiorganisation, als Reaktion auf eine solche Mail mehrere Dinge tun: Ignorieren, beantworten, das ganze mit Humor nehmen, das Ding einfach löschen, oder den Inhalt reflektieren. Monsieur Liebrand tat aber nichts von alledem, sondern zog es vor, die beleidigte Leberwurst zu spielen, und sich bitter über die Dreistigkeit einer solchen Mail zu beklagen:

Diese „schamlose Kontaktaufnahme einer Schwulengruppierung“ goutierte Anian Liebrand nicht. In einer Medienmitteilung, die unter anderem auf der Homepage der JSVP Luzern veröffentlicht worden ist, machte der 20-Jährige aus Beromünster seinem Ärger Luft: Zum einen konstatiert er, dass die Junge SVP „nichts“ gegen Homosexuelle hat. Zum anderen aber stösst er sich am „extrem offensiven Verkündungsdrang derer sexuellen Gefühle“. „Dass einschlägige Plattformen nun sogar Politiker auf der persönlichen Ebene mit der Sexualität konfrontieren – damit erreicht der Missionierungseifer eine neue Dimension.“

Liebrand stört sich natürlich daran, dass der Autor der Mail impliziert, er – Anian Liebrand! – könnte unter Umständen selbst schwul sein. Für einen stolzen Hetero – oder jemanden, der sich dafür hält, man weiß es ja nicht – sprengt eine solche Unterstellung natürlich die Grenzen des Anstands und muss mit einer politischen Gegenrede gekontert werden:

„Mich befremdet auch das Bedürfnis homosexueller Lobbyingorganisationen, die Sexualität um jeden Preis öffentlich ausbreiten zu müssen, beispielsweise via die verruchten ‚Gay-Prides‘.“ Seine Partei habe zwar nichts gegen Schwule, sei gleichzeitig aber auch eine „Partei der Familie und der traditionellen Werte“: „Es liegt in der Natur der Menschheit und gehört zur Norm, dass Mann und Frau zusammengehören.“ Liebrand fühlt sich auch persönlich angegriffen: „Auch Ihre Anspielung, ob ich persönlich selber schwul sein könnte, finde ich deplatziert.“

„Deplatziert“ ist es vor allem deswegen, weil jemand wie Anian Liebrand nun mal nicht schwul ist, keinesfalls, weil schwul ja immer nur die anderen sind, diejenigen eben, die auf „verruchte Gay-Prides“ gehen, und dabei ihre rosa Hemden und affektierten Gesten zur Schau stellen, etwas, was Anian Liebrand natürlich niemals tun würde, ist er doch ein ganzer Kerl und homophob erst Recht nicht:

Kurz nach dem Erscheinen dieses Artikel meldete sich Anian Liebrand per Mail auf der Redaktion zu Wort und distanzierte sich vehement davon, «homophobe Signale» auszusenden. Er habe «keinerlei Feindlichkeit gegenüber Homosexuellen», dies sei auch aus seiner Mitteilung ersichtlich. Ausserdem habe er auch nicht negativ über eine Randgruppe gesprochen. Und weiter: «Die Junge SVP Luzern ist bereit, mit den homosexuellen Organisationen in den Dialog zu treten. Der Vorstand wird darüber in Kürze beraten!»

Nein, homophob ist Anian Liebrand nun wirklich nicht, sondern er verwahrt sich nur dagegen, für schwul gehalten zu werden. Was man schon verstehen muss, denn schließlich ist Schwul sein, nun ja, irgendwie nicht richtig. Klingt komisch, ist aber so…

3 Antworten zu “Wie schwul ist Anian Liebrand?”

  1. Blub 6. Januar 2010 um 13:03 #

    Und das, wo unsere konservativen Freunde doch immer beklagend feststellen, dass Schwule in der heutigen Gesellschaft bessergestellt und akzeptierter sind als Heterosexuelle… nur wer schwul ist, hat heute eine Chance… hat sich vielleicht noch nicht in die Schweiz rumgesprochen (oder die Eidgenossen haben mehr Realitätssinn). Also was für eine Chance und Gewinn die Implikationen des Briefes für den Betroffenen wären, vielleicht diskutieren die das im Vorstand ja… in kurzer Zeit wäre die SVP in Luzern bestimmt bei 50 % … 😉

    An sich sieht man hier auch, dass Konservative wie auch Homoaktivisten geistig in einer eigenen teils abgeschlossenen Welt leben und die Wirkung und Konsequenzen auf andere nicht antizipieren. Andererseits, vielleicht wird ja noch ein konstruktiver Dialog daraus….

  2. Martin 11. Januar 2010 um 08:31 #

    Die SVP ist schon manchmal recht konservativ.
    Aber mehr Angst machen mit ehrlich gesagt die Kraefte im Staat, die es zulassen, dass sich ein politischer Islam, der den Schwulen den Kampf angesagt hat, etablieren kann.
    Da sehe ich die SVP als kleineres Uebel an, denn diese ist realistisch gesehen die einzige Partei, die sich gegen eine Islamisierung stellt.

  3. transvestit 20. März 2011 um 09:33 #

    Man darf nicht vergessen, dass es in der svp einige nicht-heteros gibt. Zbsp Thomas fuchs. Und die sind ja auch akzeptiert und beliebt.

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