Es gibt nur wenige Schwule von Bedeutung, die ihre familiären Wurzeln auf das brandenburgische Oderbruch zurückführen können. So wie Adrian z. B. – oder auch Rio Reiser. Von dem hatte ich bislang gar nicht gewusst, dass seine Familie aus dem winzigen Kaff Alt Tucheband stammt, eine Begebenheit, die es dem Nest nun ermöglicht, sich selbst zu feiern.
Rio Reiser ist mir fremd geblieben, so fremd, dass ich ihn mir immer nur als scheinrevolutionären Sozialisten vorstellen konnte, der seinen Wohlstandsekel in progressiven Plattitüden von Revolution und anarchistischer Freiheit zum Besten gab.
„Keine Macht für niemand„, jenes Zitat, das in liberalen Ohren durchaus sympathisch klingt, ein Zitat, welches durchaus eine Botschaft transportiert, dieses sein „Lebensmotto“ also, führte er ad absurdum, als er sich kurz nach der Wende der PDS anschloss, was alle meine Vorurteile von linken sogenannten „Anarchisten“ bestätigte. Wenn es drauf ankommt, schlägt man sich eben nicht auf die Seite der Freiheit, sondern auf die der Bevormundung. Und es gibt nicht viel, das noch bevormundender sein könnte, als eine staatsfetischistische Rundumversorgungs- und Entmündigungspartei, eine Partei im Übrigen, die jenem repressiven Staat vorstand, dem Rio selbst bescheinigt hatte, dass dieser seine Träume nun ganz gewiss nicht widerspiegele.
Ach Rio, aus Dir hätte ein guter Anarchist werden können. Aber deine provinziellen Wurzeln waren wohl zu stark.
Mögest Du in Frieden ruhen.
Na, ich wundere mich schon seit längerem, wieso „Ton Steine Scherben“ ihre Platten auf dem großen, wohletablierten Polydor-Label rausbringen durften… sooo progressiv kann das Management dort doch selbst in den wilden 70ern nicht gewesen sein, oder?