Wieso liest man hierzu eigentlich keine Kritik bei eigentümlich frei?
In Kenia hat eine wütende Menge die erste private Schwulenhochzeit verhindert: Die Menge stürmte die von dem Paar angemietete Villa und zerrte die Männer nach draußen.
Ich meinte übrigens eine Kritik an der wütenden Menge, nicht an den heiratswilligen Schwulen. Die haben schließlich etwas miteinander vorgehabt, was niemanden sonst etwas angeht. Immerhin hat die Polizei eingegriffen, wenn auch mit einem eigenwilligen Ansatz. Denn es wurden nicht etwa die Angreifer festgenommen, sondern das Hochzeitspaar. Zu seinem eigenen Schutz, versteht sich:
Zu ihrem eigenen Schutz wurden sie von der Polizei verhaftet, was jetzt mit ihnen geschieht, ist noch unklar.
Der vielbeschworene christlich-islamische Dialog war übrigens stilbildend für den Einsatz der Meute:
Die private Zeremonie, bei der zwei Männer mit Ringen „erwischt“ worden sein sollen, fand am Freitag in der Küstenstadt Mtwapa in der Nähe der Hauptstadt Mombasa statt. Auch ausländische Gäste wurden erwartet. Allerdings sickerten Details im Vorfeld durch, woraufhin der örtliche Imam und der zuständige Bischof der Apostolischen Gemeinde sie öffentlichkeitswirksam in den Medien verdammten
… und der Dialog auch praktisch wurde:
Dem entsprechend sollen es dann auch gläubige christliche und muslimische Jugendliche gewesen sein, die die Feiernden aus dem Anwesen zerrten und mindestens zwei von ihnen verprügelten. Um sie vor weiteren Gewalttaten zu schützen, nahm die Polizei die beiden Männer und drei weitere Schwule in Gewahrsam.
Ganz im Sinne der eigentümlich-freien Kritik an staatlichen Institutionen und ihren Helfershelfen, gaben die „Gläubigen“ noch lange keine Ruhe:
Vor der Polizeistation und einer Klinik, in der die Betroffenen vermutet wurden, kam es zu weiteren Protesten.
Und wissen Sie, was das Beste ist? Schuld an der ganzen Geschichte ist natürlich der Westen:
Homosexualität ist in Kenia nach einem Gesetz aus der britischen Kolonialzeit verboten.
Nun könnte man einwenden, die Kolonialzeit sei schon eine geraume Weile passé, die entsprechenden Gesetze seien in den ehmals kolonisierenden Ländern längst aufgehoben und überhaupt sei eine Abschaffung der Gesetze in den ehemals kolonisierten Ländern doch die Gelegenheit sich von den zuvor als aufoktroyiert empfundenen kolonialen Überbleibseln abzusetzen. Die Angst der eigentümlich-frei-Jünger allerdings richtet sich vermutlich eher darauf, dass bald die Heterosexualität verboten werden könnte. Die aus ihrer Ecke herbei halluzinierte Schwulenquote wäre demnach lediglich der erste Schritt. Als nächstes käme das Verbot gemischtgeschlechtlicher Hochzeiten, zuerst in Kenia und dann in Deutschland. Schließlich, in nicht all zu ferner Zukunft, verbietet die EU die Heterosexualität komplett. Einfach so. So sind die nämlich da in Brüssel.
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