Die These linksprogressiver „Queers“, dass sexuelle Orientierung nichts weiter sei als ein soziales Konstrukt, beginnt langsam aber sicher in die Argumentation selbsternannter „Schwulenheiler“ einzufließen. Denn, so die Logik, wenn etwas nur gesellschaftlich konstruiert sei, dann kann es ja auch kein moralisches Problem sei, Menschen, die unter ihren homosexuellen Empfindungen leiden, den Einstieg in heterosexuelle Empfindungen zu ermöglichen. Beispielhaft für diese Argumentation ist die nordirische Ex-Gay-Organisation „Core Issues“ deren Standpunkte der „Exgay Observer“, von einem Artikel des „Irish Independent“, übersetzt hat:
Dr. Davidson, selbst ein ehemaliger Homosexueller, erklärt: „Eine lange Zeit waren meine homosexuellen Gefühle absolut natürlich für mich. Allerdings wurden andere Sehnsüchte, wie der Wunsch ein Kind zu zeugen, und eine Frau zu lieben und von ihr geliebt zu werden, immer bedeutender für mich. Noch wichtiger ist, dass nach 200 Jahren jüdisch-christlicher Tradition und 150 Jahren eines wichtigen Zweiges der psychologischen Forschung erkannt wurde, dass Homosexualität weder angeboren noch unveränderlich ist.“
Dr. Davidson sagt, dass Core die Homosexualität nicht als Erkrankung oder psychische Krankheit sehe, sondern vielmehr als ein ’sozio-politisches Konstrukt‘, das die menschliche Sexualität in homo-, hetero- oder bisexuell eingrenzt.
Diese Ansicht ist in der Tat insofern neu, als das Ex-Gay-Organisationen, Homosexualität bislang eher als psychische Krankheit gesehen haben, bzw. als Störung im seelischen Reifeprozess eines Menschen. Die Argumentation der sexuellen Orientierung als „sozio-politisches Konstrukt“ macht die „Konversionstherapie„, vordergründig, zu einem moralischen, ja, unter Verweis auf Selbstbestimmung, zu einem geradezu „liberalen“ Anliegen:
„Wir glauben, dass alle Menschen das Recht haben sollten, sich in den Fragen ihrer sexuellen Identität selbst identifizieren zu dürfen“, sagt Dr. Davidson. „Die Leute, die schwul sein möchten, haben auch das Recht dazu so zu sein. Warum sollte Menschen, die nicht homosexuell sein wollen, nicht geholfen werden, sie bei ihrer Identitätssuche zu unterstützen, mit der sie sich wohlfühlen?“
Hier wird also den Kritikern der „Konversionstherapien“ die Pistole auf die Brust gelegt und suggeriert, diejenigen, die solche „Therapien“ anbieten, seien die wahren Verfechter von Freiheit und Selbstbestimmung, weil sie Menschen eben den Weg eröffnen wollen, ihre Identität selbst zu finden, anstatt, wie die Schwulenbewegung bzw. die Gegner der „Homo-Heilung“, Menschen in ein Raster festgefügter Identität zwingen zu wollen.
Geradezu meisterhaft eine solche Argumentation, denn sie lenkt den Blick nicht mehr auf Sinn und Unsinn, auf Erfolgsaussichten und potentielle Schaden durch die Methoden der „Homo-Heiler“, sondern gibt den Homophoben jeglicher Couleur ein Instrument in die Hand, um Schwule erneut als intolerant und „totalitär“ zu brandmarken, eben weil sie Menschen „verweigern wollen“ heterosexuell zu leben, während Homos im Gegenzug, sich doch die Freiheit herausnehmen, eben homosexuell durchs Leben zu gehen.
Man mache sich keine Illusionen: In einer Gesellschaft, die Homosexualität nach wie vor als irgendwie defizitär betrachtet, ist eine solche Argumentationskette, was Gleichberechtigung, Gleichstellung und vor allem Anerkennung von Homos angeht, geradezu verheerend.
Verheerend, sehr richtig. Jedem gleichgeschlechtlichen Paar, das einfach nur genauso behandelt werden will wie ein verschiedengeschlechtliches, wird von einer Heerschar deutscher Richter vorgehalten, wenn sie Gleichstellung wollen, sollen die Partner sich trennen, sich Frauen suchen und sie heiraten. Daran ändern auch noch so viele Urteile des EuGH und des BVerfG etwas. Deutsche Behörden und Gerichte stehen nach wie vor mehrheitlich auf dem Standpunkt, wer Heteros gleichgestellt werden will, soll eben hetero werden.
Also so neu ist das nicht, und kommt auch nicht unbedingt von linksprogessiven Queers. Das Kommt eher vom Konstruktivismus, mit dem auf andere Art auch andere argumentieren.
zB auch E.J. Haeberle: “Bisexualitäten – Geschichte und Dimensionen
eines modernen wissenschaftlichen Problems“
http://www2.hu-berlin.de/sexology/GESUND/ARCHIV/DEUTSCH/BISEX.HTM
„die Homosexualität nicht als Erkrankung oder psychische Krankheit sehe,“ und „als Störung im seelischen Reifeprozess eines Menschen“ schließt sich nicht aus. DIJG & Nicolosi zB sehen Homosexualität als Symptom einer Krankheit, als Symptom von Verletzungen.
„’sozio-politisches Konstrukt’“ Das ist wahrlich ein relativ neu übernommerner Terminus, im Endeffekt aber auch etwas altes: Choice. Die Wahl. „Wann hast du gewählt homosexuell zu sein?“
das die menschliche Sexualität in homo-, hetero- oder bisexuell eingrenzt. Da ist ein wenig Wahrheit dran. Wobei das war vor allem Thema in den 1970ern: Jeder der mal gleichgeschlechtliche Anziehung empfunden hat – egal zu welchem Maß – und sich nicht als schwul definiert, traut sich nur nicht. Auch ist heute und war früher ein Druck und eine sozialpolitische Notwendigkeit da sich so zu identifizieren. Ohne Identität keine Aktivisten. Auch besteht der gesellschaftliche Druck hetero zu sein, wenn man nur irgendwie an einer Frau gefallen findet, man steht also unter Druck sich abgrenzen zu müssen um nicht da hinein gezogen zu werden. Mit Queer soll dieses eigentlich durchbrochen werden. Hab von einem schwulen andersrum-Aktivisten gehört, der sich in eine Frau verliebt hat und jetzt ein Kind mit ihr hat. Alle drei gehen zu LGBT-Events. Ein anderes berühmtes Beispiel ist Tom Robinson. Die Ex-Gays nehmen dies und setzten wieder die Heteronormativität davor, die sie nicht als Zwang sehen, und setzten die frei wählbare Veränderung voraus. Wobei schön langsam herauskommt, dass Veränderung nicht wirklich Veränderung der attraction bedeutet, sondern primär Veränderung der Identität. Die APA hat es jetzt auch „sexual orientation identity“ genannt.
Ich denke, wir müssen so argumentieren, dass der Mensch die Möglichkeit hat, mit beiden Geschlechtern auch sexuelle Beziehungen und Kontakte zu haben, nicht nur soziale.
Wie er sich damit durchs Leben hangelt, sollte ihm nicht vorgeschrieben werden.
Aber grundsätzlich gibt es Unterschiede in den beiden Verhältnissen Während Menschen des gleichen Geschlechtes sich miteinander identifizieren können, geht das für Heteros nicht. Die Grundlage ist also „von Natur aus“ eine Andere.
Daher ist die Diskussion über ex-gays und ex-heteros müssig. Denn alles, was je gewählt wurde, bleibt in der Erfahrung des Menschen drin. Egal wie oft er wechselt. Dies soll ihm ja auch eine Art Praxis des Mitfühlens ermöglichen.
Notorische Schwule und Fortpflanzungseifrige Heteros sind nur die äusseren Extreme. Die Kultur steht dazwischen und das reale Leben umspannt alles.
Aus der klaren Erkenntnis heraus, dass der Bezug um eigenen Geschlecht der stärkste ist im Leben, hab ich kein Problem mit ex Gays. Das gay geht niemandem verloren, es wird sich garantiert wieder melden. Während mit zunehmendem Alter die Fähigkeit der Fortpflanzung bei Frauen abnimmt und das Kindererziehen für beide mühsam werden kann.
„Ich denke, wir müssen so argumentieren, dass der Mensch die Möglichkeit hat, mit beiden Geschlechtern auch sexuelle Beziehungen und Kontakte zu haben, nicht nur soziale.“
Nicht „die Möglichkeit“, die „Freiheit“ bzw. „das Recht“.
Was sind denn „notorische Schwule“? Die, welche nie was mit einer Frau hatten, und das auch nicht anstreben?
Ja genau! Und dazu die notorischen Heterosexuellen! Von denen wird nie geredet! 😉
Wenn welche geheilt werden wollen, dann sollten die auch die Möglichkeit haben geheilt zu werden.