Kirchentage bieten bekanntlich für jeden etwas – für bibelorientierte Christen, für Freunde der Ökumene, Befreiungstheologen, Feministinnen, Lesben, Schwule,
Moslems, Buddhisten und so weiter.
weiß man bei ideaSpektrum (16/2010). Ob die Reihenfolge der Aufzählung etwas über die Wertigkeit der benannten Gruppen in der Weltsicht mancher konservativer Evangelikaler verrät? In jedem Fall verrät die Aufzählung wie der folgende Artikel einem, wie einfach die Weltsicht mancher Menschen ist. Denn für sie sind Menschen entweder „bibelorientiert“ oder „schwul“ oder „Befreiungstheologen“. Und so vermeldet man im Spektrum
zunächst einige Beispiele, warum sich der Weg nach München lohnen kann
– genannt werden bspw. Veranstaltungen zum Nahen Osten und zur Judenmission, wobei man, wie enttäuscht festgehalten wird,
eine Stimme „pro Judenmission“ im Programm vergebens (sucht).
Doch es gibt in den Augen dieser Konservativen auch „Fragwürdiges“:
Kein Kirchentag ohne sie: Auch das Forum Homosexuelle und Kirche (HuK) ist wieder präsent.
Womit das Weltbild komplett wäre. Hier die frommen Bibelorientierten, dort die sündigen Schwulen. Doch kann man die Welt tatsächlich so einfach in schwarz und weiß aufteilen? Gibt es da nicht zum Beispiel den Zwischenraum? Evangelikale, charismatische und pietistische Lesben und Schwule sind das. Und die stehen auf der Agora (die beim Evangelischen Kirchentag „Markt der Möglichkeiten“ heißt) nicht etwa neben der HuK und den Lesben in der Kirche, sondern zwischen der Offensive Junger Christen und der Volxbibel. Auf eigenen Wunsch übrigens, weil man in erster Linie fromm ist und nicht homosexuell. Weswegen die folgende Klage aus dem Spektrum zumindest für den Zwischenraum keineswegs zutrifft:
Nirgendwo scheint hingegen vorgesehen zu sein, dass gesagt wird, was das Neue Testament durchwegbezeigt: dass das ewige Heil allein in Jesus Christus liegt.
Als netten Service kann man die Aufzählung von Kirchentagsangeboten homosexueller Gruppen werten, die das Spektrum veröffentlicht. Wenn beim nächsten Mal noch Zeit und Ort ergänzt würden, könnte man glatt meinen, im Spektrum sei das mit der Ablehnung der Homosexuellen auch nicht mehr ganz so ernst wie früher gemeint. 😉
• Christliche Homophobie: drei theologische Diskurse (Vortrag mit Diskussion) Vorbereitet von: Arbeitsgemeinschaft Schwule Theologie
• Gesegnet auf gemeinsamen Wegen: Kirchliche Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften
• Schwullesbische Stadtführung
• „Homosexuell und christlich – das geht!“ (Filmvorführung)
• „Gefangen im falschen Körper: Transsexuelle erzählen“
• „Sexualität und Spiritualität“ (Vortrag mit anschließendem Workshop)
• „David und Jonathan – frei erzählt“ (Musikalischer Erzählabend)
• „Alternative Lebensformen jenseits von Familie“
• „Vigil für die Opfer der Homophobie“
• Frauengottesdienst „Hoffnung versetzt Berge“ (Feministische Visionen)
• „Oue(e)r durch Europa – Let Our Voices Be Heard!“ (Christliche Lesben erzählen ihre Geschichten)
• „Lesbische Spiritualität – Leben mit Brüchen. Gott erfahren in Beziehung – und du?“
• „Das Seufzen der Schöpfung und die Hoffnung der Lesben“ (feministisch-lesbisch que(e)rgelesen).
• „Samstag ist ein guter Tag zum Schwulsein“ (Lesung)
• „Homosexualität: Befürchtungen kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“
• „Treffen schwullesbischer Pfarrkonvente“
Auch wenn bei einigen dieser Veranstaltungen Jesus Christus nicht im Mittelpunkt steht, für Zwischenraum jedenfalls gilt nicht,
dass in München einmal mehr zu wenig von Gebet, Evangelisation und dem „solus Christus“ gesprochen wird.
Was für ein schöner Traum, sich vorzustellen, das dies eines Tages auch beim christlichen Nachrichtenportal in Wetzlar anerkannt wird. Bis dahin trösten und stärken wir uns mit 1. Korinther 13,13.
Alle 28 von Beyerhaus, Rüß und Gindert kritisierten Veranstaltungen sind das aber nicht.