In bester Gesellschaft

21 Jun

Das ging gründlich daneben: Judith Butler hat die Annahme des ihr zugedachten Zivilcouragepreises des Berliner CSD e.V. verweigert. Zur Begründung sagte Butler, die

Veranstaltung sei ihr zu kommerziell und oberflächlich.

Weiter führte sie aus:

Man dürfe sich nicht vor den Karren von Organisationen spannen lassen, die im Namen einer queeren Gemeinde Kriege führten und Bündnisse eingingen, in denen Rassismus sowie Antisemitismus geduldet würden.

Ob sie da etwas verwechselt hat? Selbst in der taz weiß man schließlich, dass es Butler war, die 2006 bei einem Teach-In in Berkley erklärte,

dass sie Hamas und Hisbollah für progressive soziale Bewegungen hielte, die Teil der globalen Linken seien

und kommentiert entsprechend:

Das patriarchale, homophobe und antisemitische Gedankengut dieser islamistischen Gruppen sowie ihre Gewaltbereitschaft scheinen dabei weder Butlers Queer Theory noch ihrer Vorstellung von Antimilitarismus im Wege zu stehen.

Der Versuch der Wiedervereinigung der zwei Berliner CSDs darf also getrost als gescheitert betrachtet werden:

Der Transgeniale CSD, der seit Jahren eine linksradikale Alternative zum CSD darstellt und am 26.06.2010 von Neukölln nach Kreuzberg zieht, bekam dagegen von ihr ausdrückliches Lob.

Wenn man beim Berliner CSD e.V. kritikfähig ist, nimmt man die Ablehnung Butlers als Gelegenheit noch einmal über ihre fragwürdigen Positionen nachzudenken. Und da der Boykott des Preises durch die Queen der Postmoderne nicht ihr erster Boykott ist, können sich die CSD-Veranstalter ganz zuletzt unfreiwillig geehrt fühlen. Die letzten Adressaten einer Butlerschen Boykottforderung waren schließlich israelische Wissenschaftler und Geschäftsleute. Keine schlechte Gesellschaft, in die man da geraten ist, beim Berliner CSD. Auch wenn man eigentlich lieber im antiisraelischen Mainstream angekommen wäre.

Eine Antwort zu “In bester Gesellschaft”

  1. Martin 27. Juni 2010 um 10:55 #

    Guter Artikel im Tagesspiegel:

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/rassismus-ist-ein-kampfbegriff/1868698.html;jsessionid=82C8BC7B3BC67A5ED532136AC245AD00

    Ich bin es leid nicht mal mehr sagen zu dürfen, von wem die größte Gefahr für Schwule ausgeht ohne als „Rassist“ geschmäht zu werden.

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