Dass Judith Butler den Zivilcourage-Preis des Berliner CSD abgelehnt hat, begrüße ich ausdrücklich, allerdings aus Gründen, die etwas anders sind als die der Anderen, die sich darüber freuen, dass ihre Ikone der bösen kommerziellen Party-Veranstaltung mal so richtig den Stinkefinger gezeigt hat. Ich freue mich deswegen über Butlers Tat, weil es eben ein Zeichen dafür ist, dass der CSD in Berlin wenigstens noch irgendetwas richtig macht.
Das Gejammere über die Entpolitisierung der Veranstaltung kommt mir mittlerweile zu den Ohren raus, denn was im Gegenzug eingefordert wird, sind ja nicht etwa mehr politische Inhalte, sondern mehr dezidiert linke Positionen. Wenn Butler und andere Linke vom CSD als einer entpolitisierten Veranstaltung sprechen, meinen sie damit im Grunde genommen nur, dass der CSD nicht die Inhalte transportiert, für die sie selbst stehen. In der Klage über die „Kommerzialisierung“ artikuliert sich darüber hinaus das Befremden über den Umstand, dass Homosexuelle ein Stück weit im Mainstream der Gesellschaft angekommen sind. Anstatt sich aber darüber zu freuen, dass Firmen ihre Produktpalette auch bei einer dezidiert homosexuellen Kundschaft bewerben; anstatt sich darüber zu freuen, dass Firmen den CSD sponsern; anstatt sich also darüber zu freuen, dass ein Stück mehr Normalität eingetreten ist, wird gejammert und gemeckert.
Statt dessen wird der transgenitale CSD in Kreuzberg über den grünen Klee gelobt, weil der eben so unkommerziell und politisch – sprich: links – sei. Links zu sein bedeutet heutzutage aber nicht mehr viel mehr, als in einem Zustand permanenter Unzufriedenheit zu leben. Alles ist schlecht, alles ist bekämpfenswert und Verbesserungen sind nicht etwa Verbesserungen, sondern dienen lediglich der Verschleierung struktureller, kapitalistisch-imperialistischer Gewalt, die das Leben hinter der glitzernden Fassade des Westens so viel barbarischer macht als das Leben im, sagen wir, Iran. Und so, wie sie die Welt sehen, schauen Linke dann auch aus: verhärmt, humorlos, verkrampft.
Das Trauma der Linken von 1989 wirkt bis heute nach. Mögen sie auch noch so sehr gegen den real existierenden Sozialismus gewettert haben; dass es dieser Sozialismus gewagt hat, den Systemwettbewerb gegen den real existierenden Kapitalismus zu verlieren, kann ihm die Linke einfach nicht verzeihen. Aber anstatt über Ursachen und Wirkungen nachzudenken, anstatt linke Positionen weiter zu entwickeln, anstatt darüber zu reflektieren, was Freiheit und Unfreiheit sind, was Markt und Wettbewerb wirklich bedeuten, wie man den Einzelnen wirklich von Machstrukturen emanzipieren kann, wird lieber geschmollt und das Bündnis mit reaktionären Kräften wie Hisbollah und Hamas gesucht.
Ja, Judith, es war richtig von Dir den Preis abzulehnen, denn wer in Berlin mit Deinen Theorien beglückt werden will, kann ja nach Kreuzberg gehen. Lass doch die anderen in Mitte, Tiergarten und Schöneberg feiern und wenigstens an einem Tag den Hauch von Freiheit spüren, den ihnen das unzulängliche System der westlichen Demokratie bietet. Und, Judith, tue doch bitte nicht so, als wäre Dein Lösungsansatz der Weisheit letzter Schluss. Dafür müsstest Du nämlich erst einmal anfangen, Dich so auszudrücken, dass Dich auch versteht, wer nicht 28 Semester Gender-Studies studiert, oder seinen ersten Orgasmus bei der Lektüre von Foucault gehabt hat.
Doch schaut mich an, ich klebe hier an der Butler wie Sperma am Schamhaar, dabei wollte ich die Ereignisse um ihre Person doch nur zum Anlass nehmen, nicht über die politische Linke zu palavern, sondern über die politische Rechte. Genauer gesagt über einen Beitrag des Blogs mit dem sperrigen Namen „Manfreds politische Korrektheiten“. Manfred hat zwar nichts über die Butler geschrieben, aber genau wie sie, sich über den CSD ausgelassen. Und Manfred ist gelinde gesagt empört, so empört, wie es Konservative immer sind, wenn sie mit der Art von Männern konfrontiert werden, denen beim Anblick von strippenden Frauen keiner abgeht, sondern die darüber nur müde gähnen können.
Lauschen wir also, was Manfred über den CSD zu sagen hat:
In Spiegel online berichtet unter dem Titel „Bedrohte Engel“ eine gewisse Anne Onken über schwulenfeindliche Übergriffe in Berlin, die anscheinend im Vorfeld des Christopher Street Day zunehmen, und selbstredend strotzt der Artikel nur so von Propaganda:
Natürlich, denn erstens ist Spiegel online ein quasi kommunistisches Medium und zweitens geht es um Schwule und da kann der gewöhnliche Konservative naturgemäß einfach immer nur Propaganda erkennen.
Das fängt schon damit an, dass von
„homophoben Übergriffen“
die Rede ist, Schwulenfeindlichkeit also „Homophobie“ genannt wird.
Als ich das zum ersten Mal gelesen habe, dachte ich, „oh nein, er wird doch wohl nicht dieses dümmliche Argument aus dem Hut zaubern“ – doch tatsächlich: Manfred hat genau das getan:
Als sei es ausgemachte Sache, dass Abneigung gegen Schwule ihre Wurzel in einer „Phobie“, also einem psychischen Defekt haben müsse.
Wahrscheinlich wäre es für Manfred zu viel Mühe gewesen, über die Bedeutung von Worten und Definitionen im Wandel der Zeiten zu reflektieren, oder einfach nur mal die Wikipedia anzuklicken. Dort steht nämlich unter dem Stichwort „Homophobie„:
Homophobie (von griech. ὁμός homós: gleich; φόβος phóbos: Angst, Phobie) bezeichnet hauptsächlich eine soziale, gegen Lesben und Schwule gerichtete Aversion bzw. Feindseligkeit oder „die irrationale, weil sachlich durch nichts zu begründende Angst vor homosexuellen Menschen und ihren Lebensweisen“. Homophobie wird in den Sozialwissenschaften zusammen mit Phänomenen wie Rassismus, Xenophobie oder Sexismus unter den Begriff „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ gefasst und ist demnach nicht krankhaft abnorm [Hervorhebung von mir, A. ]
Und weiter:
Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine phobische Störung im klinisch-psychologischen Sinne. [Hervorhebung von mir, A. ]
Damit hätte die Wikipedia mal eben Manfreds argumentativen Sturmangriff abgewehrt, was ihn aber natürlich nicht zu kümmern braucht. Statt dessen wird, ganz siegesgewiss, bereits die Artillerie in der Schlacht um die Selbstbestätigung des penil-vaginalen Geschlechtsverkehrs hervorgeholt:
Da kultur- und epochenübergreifend praktisch alle Männer, sofern sie nicht selbst schwul sind, und darüber hinaus viele Frauen eine Abneigung gegen weibisch sich gebärdende Männer hegen, vor allem wenn dies mit zur Schau getragener Homosexualität einhergeht, liegt diese Abneigung wohl in der Natur des Menschen begründet, und bedeutet die Verwendung des Wortes „Homophobie“, dass man diese Natur als defekt darstellt. Von dieser ideologischen Prämisse zur Forderung nach Massenumerziehung ist es nur ein Schritt.
Puh, schwieriger Satz, bei dem uns wohl nichts anderes übrig bleibt, als ihn Schritt für Schritt zu dekonstruieren. Beginnen wir mit der Prämisse, dass „praktisch alle Männer“ und „viele Frauen“, „eine Abneigung gegen weibisch sich gebärdende Männer hegen“ würden und dem Fazit Manfreds, dass dies dann ja „wohl in der Natur des Menschen begründet“ liegen müsse.
Zunächst einmal: Selbst wenn es so sein mag, dass es eine Abneigung vieler Menschen gegen „weibisch sich gebärdende Männer“ gibt, heißt das noch lange nicht, dass dies im Naturzustand eines Menschen liegt. Denn, jenseits von Judith Butler, gehört dies ja zu den interessantesten Fragen der Gender-Theorie: Was macht „Weiblichkeit“, was macht „Männlichkeit“ überhaupt aus, wie wird sie gesellschaftlich bewertet, wie wird sie weitergegeben, inwiefern ist sie anerzogen? Es spricht in der Tat eine ganze Menge dafür, dass Geschlechtsrollenverhalten zu einem nicht unerheblichen Teil anerzogen ist, dass also die gesellschaftliche Bewertung darüber, was „weiblich“ und was „männlich“ sei, über Kultur, Eltern und Umfeld erworben wird. Daraus muss allerdings nicht zwangsläufig der Schluss gezogen werden, dies bedinge eine „Massenumerziehung“ hin zur vollständigen Akzeptanz von Menschen, die sich nicht an die gesellschaftlichen Vorgaben bezüglich ihrer Geschlechtsrolle halten. Toleranz allerdings sollte es schon sein, denn Tatsache ist nun mal, dass es Manfred einen feuchten Furz angeht, wie ein anderer Mensch sein Leben gestaltet. Von mir aus darf er der Meinung sein, „weibische“ Männer – die obendrein auch noch durchblicken lassen auf andere Männer zu stehen – nicht ausstehen zu können, er darf diesen Männern auch eine Anstellung verweigern, und er muss diese ganz gewiss nicht in seinem Haus übernachten lassen. Mehr aber steht ihm nicht zu.
Natürlich stellt sich die Frage, ob Manfred überhaupt mehr will, als über Homos nur ablästern zu dürfen. Doch selbst wenn es nur das wäre, lasse man ihm die Lästerei nicht umkommentiert durchgehen. Zum Beispiel wenn er sich darüber echauffiert, dass auf dem Berliner CSD Schwule und Lesben in Engelskostümen gesichtet wurden:
Schwule Aktivisten als Engel. An die Verhöhnung der christlichen Religion hat man sich schon so gewöhnt, dass man sie als solche kaum mehr wahrnimmt. Zugleich macht die Schreiberin [des Spiegel-Artikel] deutlich, was sie mit der Überschrift „Bedrohte Engel“ sagen wollte: dass Schwulsein heilig, ja engelsgleich ist.
Ein konservativer Christ mag das als blasphemisch ansehen, andererseits kann man sich im Geiste der Liebe ja schon fragen, ob menschliches Leben und menschliche Zuneigung, die sich ja eben auch in der Homosexualität manifestieren, nicht eben etwas heiliges, ja engelsgleiches, haben.
Ich kann bezeugen, dass „die Stadt“ mitnichten „im Rausch“ ist, wenn eine Tuntenparade ansteht, und euphorisch sind höchstens deren Teilnehmer. Die Stadt lässt Veranstaltungen dieser Art schicksalsergeben über sich ergehen.
Nun ja, die Stadt tut mehr, als die Parade nur über sich ergehen zu lassen, sie fördert sie u. a. mit (Manfreds?) Steuergeldern, was ich in diesem Fall irgendwie lustig finde, auch wenn es eigentlich meinen liberalen Prinzipien komplett widerspricht. Das Wort „schicksalergeben“ hat in diesem Fall aber noch eine andere Komponente, denn damit wird suggeriert, dass die bösen Schwulen einer ganzen Stadt ihre teuflische (da ja nicht engelsgleiche) Lebensart aufzwingen würden. Insbesondere natürlich den abertausenden Zuschauern, die jedes Jahr von der schwulen Mafia zur Parade geprügelt werden, und am Straßenrand dann so tun müssen, als würden sie sich über die Veranstaltung freuen.
Ja, Manfreds Kritik hat es in sich. Und so hat er auch etwas am diesjährigen Motto des Berliner CSD, „Normal ist anders“, rumzumosern:
Es geht also nicht darum, um Toleranz zu werben, also dafür, dass Abweichungen von der Norm akzeptiert werden: Die (bisherige) Abweichung selber soll (neue) Norm werden – und die verdammten heterosexuellen Spießer sich für diesen ihren psychischen Defekt gefälligst schämen. (Freilich sollen sie nicht aufhören, Kinder in die Welt zu setzen, die den Schwulen ihre Rente finanzieren.)
Es ist immer wieder lustig, wie simpel homophobe, Menschen gestrickt sind. Man findet in dem immergleichen Sermon aber auch nicht einen konstruktiven oder klugen Gedanken. Zunächst einmal sind „Norm“ und „Normalität“ nicht das Gleiche, auch wenn Manfred angesichts des Mottos schon mal vorsorglich die Arschbacken zusammenkneift, weil es ja demnächst Pflicht wird, sich von Männern vögeln zu lassen. Das Motto selbst kann man nämlich auch ganz anders interpretieren, nämlich so, dass Normalität für Schwule und Lesben anders aussieht, als es momentan der Fall ist, bzw. so, dass sich Normalität durch Andersartigkeit, also Vielfalt, auszeichnet.
Darüber hinaus ist es höchst albern Schwulen zu unterstellen, sie würden Heterosexualität für einen psychischen Defekt halten, dessen sich Heteros schämen müssten. Wie wir noch sehen werden, projiziert Manfred hier seine eigenen Gedanken über Schwule auf Schwule.
Aber wer von vornherein in eingeschränkten Kategorien denkt, wird den Gipfel der Weisheit niemals erklimmen:
Es ist offenkundig inkonsistent, einen narzisstischen Lustgewinn aus der möglichst schrill demonstrierten Andersartigkeit zu ziehen, zugleich aber das Zugeständnis einzufordern, man sei „normal“.
Es ist eben genau dann nicht inkonsistent, wenn man der Prämisse folgt, dass Andersartigkeit eben ein Teil der Normalität ist. Rothaarige und Linkshänder beispielsweise sind ja auch anders, ohne dass man ihnen ihre Normalität abspricht. Okay, zugegeben, Rothaarige und Linkshänder halten keine Paraden ab, aber vielleicht liegt das eben einfach darin begründet, dass sie akzeptierter sind, als es Schwule und Lesben momentan sind… – oder dass sie einfach nicht wissen, wie man eine Fete richtig aufzieht.
Es ist offenkundig inkonsistent, einen narzisstischen Lustgewinn aus der möglichst schrill demonstrierten Andersartigkeit zu ziehen, zugleich aber das Zugeständnis einzufordern, man sei „normal“. Man kann sich mit Konformität wohlfühlen oder mit Nonkonformität, aber nicht mit beidem zugleich.
Doch das geht, es ist sogar ganz leicht: Ich kann heute in trauter Familienrunde Kaffe trinken und Kuchen essen, und morgen Männer im Darkroom auspeitschen und anpissen. Kein Problem!
Es geht den Schwulenlobbyisten auch nicht darum, dass Schwule sich wohler in ihrer Haut fühlen sollen, sondern um etwas ganz anderes: um dasselbe, worum es auch ihren linksliberalgrünfeministischen Genossen geht, nämlich darum, die existierende relativ intakte Zivilisation im Namen utopistischer Wahnideen zu zerstören; daher das ständige Anrennen gegen die traditionellen kulturellen Normen unserer Gesellschaft.
Um diesen Satz zu kritisieren, müsste man erst einmal wissen, was Manfred so alles unter den „traditionellen kulturellen Normen unserer Gesellschaft“ versteht. Ich nehme mal an, er spielt damit auf die Heterosexualität und die Familie in Form von Mann, Frau und Kindern an. Tatsächlich gibt es solche „linksliberalgrünfeministischen Genossen“, die diese Norm kritisieren – Judith Butler tut das etwa in einer sehr exotischen, radikalen Form – nur verwechselt Manfred wieder eine Kleinigkeit, weil er nämlich seine ureigene Interpretation überhöht. Der Spiegel schreibt:
Lesben und Schwule erfahren selbst in der Hauptstadt tagtäglich, dass sich am gesellschaftlichen Konzepten von Normalität schwer rütteln lässt.
Und was macht Manfred daraus?
Heterosexualität ist also nicht etwa ein natürliches, sondern ein gesellschaftliches „Konzept von Normalität“.
Nein, Manfred, der Satz so wie Du ihn zitiert hast, sagt nicht etwa, dass Heterosexualität ein gesellschaftliches „Konzept von Normalität“ sei, sondern er sagt, dass der Glaube, Heterosexualität sei die einzige Form der Normalität, eben lediglich ein gesellschaftliches Konzept ist. Anders gesagt: Schwule und Lesben nehmen für sich in Anspruch, dass ihre Sexualität normal ist, ebenso wie Linkshändigkeit normal ist, auch wenn beides nicht der Norm entspricht.
Selbst wenn es so wäre: Empirisch spricht wenig dafür, dass Völker, die ein anderes „gesellschaftliches Konzept von Normalität“ praktizieren, diesen Selbstversuch länger als hundert Jahre überleben würden.
Und wieder falsch. Eine Gesellschaft in der Homosexualität normal ist, muss mitnichten das Schicksal erleiden, mangels Kinder auszusterben, weil die Normalität der Homosexualität eben nicht den Zwang impliziert, ausschließlich homosexuell zu verkehren. Ebenso wie die Normalität von Linkshändern eben nicht bedeutet, dass nun alle Menschen zu Linkshändern werden müssen.
Wieder der Spiegel:
“Wer anders aussieht, wird schnell blöd angemacht”, sagt Jan Salloch vom Vorstand des CSD. Offen schwul zu sein, kann unangenehm werden in Berlin.
Und wieder Manfred:
Auch wenn es den Schwulenlobbyisten nicht passt: Schwule werden nicht wegen ihres „Aussehens“ „blöd angemacht“, sondern wegen ihres Verhaltens, und die mutwillig provozierende Aufmachung ist ein Teil dieses Verhaltens. Niemand ist für seine Hautfarbe verantwortlich, aber Jeder für seine Kleidung. Nehmen wir die Ledermänner: Was sagt uns einer, der so herumläuft?
Äh, Moment, eine Aufmachung ist mitnichten Teil des Verhaltens, sondern zunächst einmal ein Teil des Aussehens. Und ja richtig, jeder ist für seine Kleidung verantwortlich. Aber genau so wenig, wie eine Frau an ihrer Vergewaltigung schuld ist, weil sie sich nicht „züchtig“ genug gekleidet hat, sind Schwule dafür verantwortlich zu machen, wenn man sie blöd anmacht, weil sie bspw. im Fummel rumlaufen. Kleidung ist Teil der Persönlichkeit und diese Persönlichkeit geht Manfred schlicht und ergreifend nichts an. Und ja, was sagen denn die Ledermänner unserem Manfred? Bestimmt etwas ganz anderes als sie mir sagen. Unter uns: Ledermänner sind mir weitaus lieber als Manfred. Ich allerdings werde aus meiner Antipathie gegen ihn, keine gesellschaftliche Norm konstruieren. Wer Manfred sympathisch findet, kann dies tun, wer nicht, darf es sein lassen. Genau so, sieht es mit Ledermännern aus.
Nicht jedoch für unseren Manfred:
Eine solche Aufmachung ist eine Persiflage, eine Parodie, eine Verhöhnung des Konzepts „Männlichkeit“. Und da es sich nicht um eine Karnevalsverkleidung handelt, die man aus Gaudi einmal im Jahr anlegt, sondern in der schwulen Szene gängig ist, handelt es sich um die institutionalisierte Beleidigung heterosexueller Männer. Und genau die ist auch gewollt.
Diesen Satz sollte man mehrmals lesen, offenbart er doch einen überaus interessanten Einblick in die Psyche eines verunsicherten, sich selbst als heterosexuell definierenden Mannes. Der Ledertyp gilt innerhalb der Szene als ein Urtyp von Männlichkeit und grenzt sich somit äußerst wirkungsvoll von den als weiblich konnotierten Tunten ab. Weil aber diese sich besonders männlich gebenden Männer schwul sind, fühlt sich Manfred in seiner Heterosexualität beleidigt, weil er es eben nicht ertragen kann, dass sich Schwule männlicher geben als Heteros, eben weil ihre Rolle als auf Männer stehende Menschen, aus Manfreds Sicht doch eigentlich „weibisch“ sein müsste. Andererseits fühlt sich Manfred auch von Tunten abgestoßen, was darauf schließen lässt, dass er eben der Prototyp des Schwulenhassers ist, der Schwule einfach qua ihrer Existenz nicht leiden kann. Oder weil er etwas verdrängt. Diese Möglichkeit sollte man immer einkalkulieren.
Dazu kommt, dass Manfred offenbar glaubt, Schwule hätten nichts Besseres zu tun, als sich beständig darüber Gedanken zu machen, wie man am besten Heteros beleidigen kann. Nur weil Manfred Ledertypen (und Tunten) nicht abkann, heißt das noch lange nicht, dass es Ledertypen nur deshalb gibt, um Manfred zu ärgern. Im Gegensatz zu seinen Ausführungen über Schwule offenbart im Gegenteil Manfred selbst einen tief sitzenden Narzissmus, weil er seine eigenen Empfindungen zum Maßstab gesellschaftlicher Realität macht, sich also einredet, Schwule täten das, was sie tun nur, um ihn zu ärgern.
Aus dieser seiner Empfindung baut sich Manfred eine überaus belustigende Theorie:
Der Normalbürger soll geärgert werden. Und nicht nur geärgert, sondern auch gedemütigt: Er soll es nicht nur passiv dulden, sondern es auch nicht kritisieren dürfen. Nicht nur nicht kritisieren, sondern möglichst auch noch kundtun, wie sehr er sein Leben durch ubiquitäres Schwulentum bereichert fühlt („Eine Stadt im Rausch“). Der Sinn und Zweck der Sache wäre völlig verfehlt, wenn er es tatsächlich so empfände. Er soll sich vielmehr in seiner eigenen Umwelt so unwohl fühlen wie viele Schwule in ihrer eigenen Haut. Darum geht’s!
Es fällt mir schwer, eine solche Äußerung zu kommentieren, ohne dabei das Wort „Wahn“ zu verwenden. Denn genau in einen derartigen verfällt Manfred. In den Wahn, die Existenz des CSD, die Existenz der Schwulen, sei einzig darauf ausgerichtet, Heterosexuelle zu ärgern und zu demütigen. Um sich beständig zu vergewissern, dass seine Sexualität, sein „Lebensstil“ die ultimative, die einzige Form der Normalität ist, bezichtigt Manfred alle, die nicht so sind wie er, unlauterer Motive einerseits und des Selbstekels andererseits. Das ist nicht nur narzisstisch, es ist schon fast tragisch.
Das nächste Zitat aus dem Spiegel:
Auch weil die Szene in diesen Tagen in der Stadt besonders sichtbar ist – Menschen küssend und Hand in Hand durch die Stadt laufend – kommt es im Vorfeld der CSD-Parade vermehrt zu Übergriffen auf Lesben und Schwule. [Hervorhebung von Manfred, A.]
Der nächste Kommentar von Manfred:
Spricht sie und führt eine Reihe von Übergriffen gegen Schwule auf – aber kein einziges Beispiel von Übergriffen gegen Lesben! Wenn sie aber dafür gar keinen Beleg hat, warum besteht sie dann darauf, dass Lesben genauso betroffen seien?
Weil sonst die ganze ideologische Konstruktion ins Wanken geriete:
Und welche ideologische Konstruktion? Man darf gespannt sein:
Erstens könnte ja jemand auf die völlig abwegige Idee kommen, den Grund für Anfeindungen gegen Schwule in deren aufdringlicher Zurschaustellung der sexuellen Orientierung zu suchen, die für Schwule typisch ist, für Lesben aber nicht. Also im Verhalten der Betroffenen, nicht in der „Homophobie“ der Gesellschaft.
Wieder ein schlechter, bösartiger Versuch, die Verantwortung für Gewalttaten gegen Schwule ihnen selbst in die Schuhe zu schieben, eben weil sie sich zu aufdringlich verhalten hätten, zumal diese „Aufdringlichkeit“ nicht in einer Kostümierung á la CSD, sondern, wenn überhaupt, aus Küssen und Händchen halten besteht. Eine „Aufdringlichkeit“ also, die wir Homos tagtäglich von tausenden Heteros zu „ertragen“ haben, ohne dass wir uns deshalb genötigt sehen, Gewalt auszuüben. Und auch wenn dieser Vergleich bereits angerissen wurde, aber Manfred argumentiert wieder nicht anders, als ein Islamist, der die Vergewaltigung einer Frau damit rechtfertigt, dass diese sich zu aufdringlich angezogen habe.
Zweitens müsste man sich die Frage stellen, warum männliche Homosexualität so viel anders bewertet wird als weibliche, und, da dies offenbar kulturübergreifend so ist, ob sich dahinter womöglich eine anthropologische Konstante verbirgt, also der Todfeind aller linken Sozialklempner?
Der Grund dafür liegt einfach darin, dass Frauen Intimitäten untereinander gesellschaftlich eher zugestanden werden als Männern, weil eben ein archaisches Männerbild vorherrscht, welches Männern eine bestimmte Rolle zuweist, eine Rolle ohne viel Emotionen, eine Rolle als „Macher“, eine Rolle als Arbeitstier, das klaglos seine gesellschaftlichen Pflichten zu erfüllen habe. Ein anderer Grund könnte darin liegen, dass Männer sich einfach mehr aus Sex machen, zumindest aber leichter durch optische Stimuli erregt werden als Frauen. Und da die meisten Männer nun mal Heteros sind, finden sie logischerweise zwei Frauen interessanter, als zwei Männer.
Manfreds Analyse geht dagegen in eine ganz andere Richtung:
Jedes Kleinkind löst sich irgendwann aus der symbiotischen Beziehung zur Mutter und erfährt sich als eigenständige Person. Die identitätsprägende Grunderfahrung aller Menschen lautet also: Ich bin nicht derselbe Mensch wie meine Mutter.
Aha, und weiter?
Damit verbunden ist für Jungen, aber eben nicht für Mädchen die Erfahrung: Ich bin eine andere Art von Mensch als meine Mutter (nämlich männlich).
Hmmm, ja, könnte was dran sein.
Weil das so ist, ist männliche Identität deutlich negativ definiert („nicht weiblich“), weibliche Identität aber nicht.
Ja…
Und deshalb gilt eine burschikose Art bei einer Frau (egal ob lesbisch oder nicht) als individuelle Charakterausprägung, jedenfalls nicht als abstoßend, während man einen weibischen Mann instinktiv als nicht normal empfindet.
Tut mir leid, bei der Conclusio komme ich nicht mehr mit. Könnte die Erklärung nicht einfach sein, dass Manfred um jeden Preis versucht, für seine Aversion gegen Schwule rationale Gründe zu finden, so wie das Rassisten in Bezug auf Schwarze und Antisemiten in Bezug auf Juden auch tun?
Denn dass Manfred eine Aversion gegen Schwule hat – egal, was diese tun, oder wie sich sich verhalten oder anziehen – ist ziemlich eindeutig:
Es mag durchaus sein, dass es angeborene Homosexualität bei Männern auch gibt; aber in vielen Fällen liegt der Homosexualität eine Persönlichkeitsstörung zugrunde, die als solche nicht angeboren ist, sondern auf ein Identitätsproblem verweist. Allein die atemberaubende Promiskuität, die für viele schwule Männer (aber nicht für lesbische Frauen) kennzeichnend ist, und die man bei heterosexuellen Männern ohne weiteres als krankhafte Sexsucht interpretieren würde, sollte genügen, die „Normalität“ von Schwulen in Frage zu stellen.
Dass der Homosexualität eine Persönlichkeitsstörung zugrunde liegt, glaubt vielleicht noch Manfred, auf einer psychologischen Fachtagung dürfte er mit dieser Ansicht allerdings schwer auf die Schnauze fallen. Und selbst wenn man annimmt, dass viele schwule Männer sexuell „atemberaubend“ promisk sind, belegt das erst einmal nur, dass sie das ausleben, was heterosexuelle Männer mit Frauen eben nicht ständig können. Oder glaubt jemand im Ernst, eine Cruising-Area voller williger heterosexueller Frauen, würde sich weniger Andrang erfreuen, als das schwule Äquivalent?
Wer sich der Krankheit der eigenen Persönlichkeit nicht stellen will, hat praktisch keine andere Wahl, als die Gesellschaft für krank zu erklären: „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ lautete folgerichtig der Titel eines Films von Rosa von Praunheim. Die systematisch vorangetriebene Verschwulung der Gesellschaft ist unter anderem auch ein gigantisches Selbsthilfeprogramm einer Minderheit auf Kosten der Gesellschaft.
Und wer tatsächlich an eine systematische Verschwulung der Gesellschaft glaubt, die auf Kosten der Gesellschaft ginge, der glaubt auch, dass Schwule nicht zur Gesellschaft gehören, dass sie gefälligst auf ewig Außenseiter zu sein und lediglich einen Status zu beanspruchen haben, der Wühlmäusen im Gemüsegarten gleich kommt.
Andererseits ist Manfred ja total tolerant:
Eine Persönlichkeitsstörung ist per se nichts Verwerfliches, und sie disqualifiziert niemanden als Menschen, egal, ob sie nun zu Homosexualität oder, sagen wir, zu Impotenz führt. Nur sollte man weder das Eine noch das Andere für „normal“ erklären.
Zumindest sind wir an dieser Stelle schon so weit, das Manfred beim Stichwort „Homosexualität“ das Bild eines Schwanzes erscheint – wenn auch im schlaffen Zustand, aber immerhin.
Aber kommen wir auf den Artikel in Spiegel online zurück:
Ja bitte, wir sind nämlich noch lange nicht fertig:
Wenige Tage zuvor waren fünf Künstler aus der Queer-Community in Schöneberg beleidigt und angegriffen worden. Etwa 50 Kinder und Jugendliche hätten die Agentinnen des Ministeriums für Tuntensicherheit (TunSi) bedroht und Wasserbomben geworfen, heißt es auf deren Website. […] Die Agentinnen seien als pervers, krank und hässlich beschimpft und sogar mit Morddrohungen konfrontiert worden.
Achtung, Achtung, liebe Leser, Sie betreten jetzt den Bereich des Artikels mit Migrationshintergrund! Warum, so fragt sich Manfred, steht im Spiegel nicht geschrieben, dass es sich bei den Angreifern um Menschen mit Migrationshintergrund handelte?
Warum dürfen die Spiegel-online-Leser das nicht erfahren? Weil die Multikulti- und die Queer-Ideologie, die hier so spektakulär miteinander kollidieren, in denselben ideologischen Zusammenhang gehören, und weil die scheinbare Inkonsistenz einer linken Ideologie, die vorgibt, die Interessen auch von Homosexuellen zu vertreten, aber gleichzeitig die militantesten Schwulenhasser des Planeten in Massen nach Deutschland importiert, die Frage aufwürfe, was denn tatsächlich die Funktion dieser Ideologie ist?
Die so genannte „Multi-Kulti-Ideologie“ besagt grundsätzlich nichts anderes, als dass Menschen verschiedenster kultureller Hintergründe friedlich in einem Land zusammen leben können, so wie es bspw. die USA vormachen. Was die europäisch beeinflusste Variante des Multikulturalismus angeht, wird dagegen negiert, dass der Respekt vor dem Anderen, mehr aber noch, der Respekt der Freiheit des Einzelnen eine entscheidende Bedingung ihres Gelingens ist. Verabsolutiert man die Kultur, spielt man sie gegen den Individualismus aus, wird der einzelne zum bloßen Objekt des Kollektivs. Hier finden sich in der Tat Anschlüsse zur Linken und auch zur „Queer-Ideologie“, allerdings weniger auf Grund der „Queer-Ideologie“ an sich, sondern weil die „Queer-Ideologie“ nun mal links beeinflusst ist, also den ganzen Ballast aus Kollektivismus, Antikapitalismus, Antiliberalismus und Dritte-Welt-Romantik mit sich herumschleppt.
Mit Homosexualität hat das alles nichts zu tun und man sollte auch nicht den Fehler machen, die Queer-Theorie mit Homosexualität in eins zu setzen.
Man muss schon ungewöhnlich verbohrt sein, um zu übersehen, dass Toleranz gegenüber Schwulen nur in einer einzigen Kultur dieser Welt die Chance hat, als Tugend angesehen zu werden, nämlich in unserer eigenen.
Was aber weniger mit Kultur zu tun hat, sondern mit zivilisatorischen Mechanismen, die das Recht und die Freiheit des Einzelnen in den Mittelpunkt stellen.
Wer Schwule nicht mag, verprügelt sie trotzdem nicht – ja käme überhaupt nicht auf eine solche Idee!
Er verprügelt sie vielleicht nicht, aber er gibt ihnen die Schuld daran, verprügelt zu werden, weil sie sich eben nicht den Normen der Gesellschaft gemäß kleiden und verhalten würden. Worin unterscheidet sich aber eine gesellschaftliche Norm, die man als absoluten Maßstab für individuelles Handeln begreift, von einer Interpretation des Korans als absolute Richtschnur für das tägliche Leben?
Wer mehrere miteinander unvereinbare Kulturen in dasselbe Land pfercht, betreibt Normauflösung:
Nicht, wenn die oberste Norm die Freiheit des Individuums ist, jene Freiheit also, seine eigenen Entscheidungen zu treffen, ohne mittels Zwang in das Leben anderer Menschen einzugreifen. In diesem Falle sind unterschiedliche Kulturen an sich nicht das Problem.
Wer sich nämlich partout nicht damit zufriedengeben kann, dass seine Lebensweise als Abweichung von der Norm toleriert wird, wer stattdessen darauf beharrt, Homosexualität und Heterosexualität müssten als gleichberechtigte Lebensformen anerkannt werden, der wird nicht begründen können, warum eine muslimische und eine westlich-säkulare Lebensweise nicht als gleichberechtigt anerkannt werden sollen.
Dieser Satz mag schlau klingen, ist im Grunde genommen aber eine Absurdität sondergleichen, weil er individuelle Lebensweisen mit politischen, gesellschaftlichen Systemen gleich setzt. Genau so gut könnte man behaupten, jemand der darauf beharrt Homo- und Heterosexualität sollten gleichberechtigt nebeneinander existieren, könne keine moralische Bewertung mehr zwischen Liberalismus und Faschismus vornehmen.
Wenn es „normal“ sein soll, dass Schwule Kinder adoptieren, dann ist es auch normal, dass Türken und Araber in Deutschland so leben, wie sie es für richtig halten.
Und das sollen Türken und Araber auch dürfen, solange sie die individuellen Rechte anderer Menschen anerkennen.
Wer die Existenz einer Leitkultur unerträglich findet und selber an ihrer Zersetzung arbeitet, wird damit leben müssen, dass Andere diese Leitkultur ebenfalls nicht respektieren, und wer die kulturellen Normen unserer Gesellschaft so demonstrativ wie möglich mit Füßen tritt, ist nicht in der Position, von Anderen Anpassung zu verlangen.
Man braucht aber gar keine „Anpassung“ an eine diffuse „Leitkultur“ zu verlangen, sondern lediglich darauf bestehen, dass die Freiheit des Einzelnen gewahrt bleibt. Mehr ist gar nicht nötig.
Doch, was hat das eigentlich alles mit Homosexualität zu tun?
Manfred zitiert die Passanten, die sich im oben geschilderten Falle weigerten, den bedrängten Schwulen zur Hilfe zu kommen:
Einige rechtfertigten die Angriffe sogar mit den Worten: „Wundert euch das bei eurem Aussehen?“, „Was lauft ihr hier auch lang?“, „Gegen so etwas wie euch gibt es in Deutschland nun mal keine Gesetze.“
Wie viele Arschlöcher gibt es eigentlich in Deutschland? Genug offensichtlich. Und dann gibt es noch jene, die Arschlöcher unbedingt verteidigen müssen:
Man sagt ihnen [den Schwulen] sogar noch, warum man ihnen nicht hilft: Provozieren bis zum Anschlag, die Toleranz der Gesellschaft täglich mutwillig und demonstrativ strapazieren – und sich dann beschweren, dass niemand sich mit einem solidarisiert! Selbstverständlich hat Jeder in einer solchen Lage Anspruch auf die Hilfe der Polizei; aber dass der verachtete Normalbürger sich für ihn prügelt? Das ist doch wohl etwas viel verlangt.
Oder anders gesagt: Jedem das Seine! Wenn die Schwulen sich nicht so verhalten, wie Manfred das will, müssen sie sich halt nicht wundern, wenn sie was aufs Maul kriegen und ihnen niemand hilft. So was nennt man dann wohl christliche Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit à la Manfred.
Es bedarf kaum der Erwähnung, dass solche Erlebnisse bei den Betroffenen nicht etwa zur Selbstkritik führen. Sie fragen sich also nicht: Was haben wir selber dazu beigetragen, dass man uns nicht leiden kann? Sie fragen sich nicht, ob sie es vielleicht übertrieben haben
Nein, man braucht das auch nicht zu fragen, denn Tatsache ist, dass Schwule jahrhundertelang verfolgt und in den Knast gesteckt, pathologisiert und verachtet wurden, weil sie das taten, wodurch sie sich nun mal auszeichnen: Liebes- und Sexualbeziehungen mit dem eigenen Geschlecht zu führen. Das ist der einzige Grund für die Antipathie Schwulen gegenüber und Manfreds Beitrag selbst ist das beste Beispiel dafür, dass man Schwule nicht leiden kann, eben weil sie nun mal schwul sind.
sich absichtlich in der Öffentlichkeit in einer Weise zu präsentieren, von der man weiß, dass sie als eklig empfunden wird; verbale sexuelle Belästigungen von Heteros, denen man ansieht, dass sie das sind; tätliche Angriffe auf praktizierende Christen (Christival); Versuche, missliebige Wissenschaftler mundtot zu machen; immer neue unverschämte Forderungen, Regenbogenfahnen an Rathäusern, Verfassungsänderungen, Sondergesetze gegen die Meinungsfreiheit, Schulbücher, in denen Jugendliche aufgefordert werden, Homosexualität auszuprobieren (wahrscheinlich damit der Nachschub an Frischfleisch nicht ausbleibt) – und Rufmord an den Kritikern von all dem!
„Verbale sexuelle Belästigungen von Heteros, denen man ansieht, dass sie das sind“. Nicht zu vergessen, die gewalttätigen Übergriffe auf heterosexuelle Paare durch marodierende Schwulenbanden. Und die Vergewaltigung von Eichhörnchen. Und die Verursachung der Finanzkrise.
Manfred zitiert weiter:
Politik kann zwar Gesetze erlassen, in der eigenen Nachbarschaft muss aber JEDER persönlich mit Zivilcourage für Akzeptanz eintreten. Wer einfach nur weg sieht, beschönigt oder es sich in seiner Nische bequem macht (z.B. nur ein Mal pro Jahr hübsch auf dem CSD Sekt trinken – ansonsten immer schön unpolitisch bleiben), der ist mit dafür verantwortlich, dass „Integration“ und „Emanzipation“ hohle Floskeln bleiben.
Natürlich ist dieser Satz nichts anderes als eine Ausgeburt linker Floskeln, weil er jedem Schwulen die Verpflichtung abverlangt, im homosexuellen Solidaritätskollektiv das durchzusetzen, was Linke unter „Integration“ und „Emanzipation“ verstehen. Was Manfred allerdings aus dem Statement macht, ist auch nicht gerade sonderlich intelligent, weil auch er die Homosexualität an bestimmte Normen knüpfen will:
Wer nicht täglich im Fummel herumläuft, wer sich nicht permanent sein Schwulsein heraushängen lässt, wer nicht täglich die Gesellschaft provoziert – der soll schuld sein!
Schuld sind im Umkehrschluss also diejenigen, die Fummel tragen, die ihr Schwulsein „heraushängen“ lassen und die Gesellschaft „provozieren“. Jene Gesellschaft also, die aus Manfred und anderen Anhängern seines ureigenen Volkskollektivs besteht, in dem man sich so verhalten, so reden und so kleiden muss, wie Manfred das will – weil man andernfalls die Konsequenzen zu tragen hat.
dieses anti-philosophische gedöns hängt mir zum hals raus. „formuliers doch einfacher“. guess what, wenn du in die werbung gehst, dann ist auch nur von „unique selling points“, „cross-selling strategies“ usw. die Rede. Wenn du in den Bereich Controlling gehst, kommst du nicht umhin von GAAP und IFRS und schießmichtot zu reden. Ausgerechnet bei der Philosophie den Rotstift am Sprachgebrauch anzusetzen ist so vorhersehbar wie besserwisserisch. Wenn jemand Bock hat auf verquere Sätze, dann bitte. Finden sich bestimmt 100 andere, die den dahinter stehenden Gedanken super finden und ihn dann weiter führen. In Normaldeutsch.
ansonsten habe ich nichts auszusetzen, eher Zustimmung, auch inhaltlich. Judith Butler halt.
Eine Philosophin, die von sich in Anspruch nimmt, für die Armen und Unterdrückten zu sprechen, sollte sich m. E. dem Sprachniveau weniger begüteter Leute anpassen.
Die Linke braucht sich nicht zu wundern, dass die Revolution immer nicht da ist, weil kein revolutionäres Subjekt über die Geduld verfügt, die Sprach- und Stilorgien linker Pamphlete zu analysieren.
adrian, siehste: auch wenn dir das vermutlich egal ist, hier sind wir wieder auf gemeinsamen boden. wobei es ja relativ einfach ist, sich über vollidioten wie „manfred“ zu echauffieren. es war aber ein guter text, es gab keinen lobeswahn etwa auf den fdp-wagen des csd. 🙂
was „weibische“ männer angeht: ich bekenne: das bin ich. ich bin nicht nur „weibisch“ (was ich als misogynes prädikat interpretiere), sondern sogar feministisch.
als ich jünger war, wurde ich manchmal gehänselt. mir wurde etwa „brisko schneider“ (sat1-„wochenschau“) als angebliches ebenbild angedichtet, weil ich gerne die beine übereinander geschlagen habe und wenig interesse hatte an den männlichen riten wie sexismus, fussball und fitnessstudio.
meine beste freundInnen waren weiblich.
inzwischen bin ich über 30 und weit davon entfernt, solche primitiven hänseleien noch ernst zu nehmen. ich mag meine (ja, auch sexuelle) identität inzwischen ganz gerne. latent bi, aber praktisch eher hetero, bislang untangiert von der vereinnahmung durch gendertheoretische „befreiungsinsitutionen“. ich fühle mich mittlerweile angenehm frei, wie gesagt beeinhaltet das aber noch immer nicht die idee, die fdp zu wählen. 🙂
ich wollte mit diesem posting eigentlich nur ausdrücken: das gesellschaftlich beobachtete „anderssein“ lässt sich nicht alleine an klaren definitionen homo/hetero/bi/trans festmachen. in den augen bestimmter menschen sieht selbst ein hetero manchmal komisch aus.
und selbstverständlich ist das eine haltung, die mit kritik überzogen und thematisiert gehört.
liebe und freiheit für alle! peace.
Das Problem sind die Begriffe aus meiner Sicht. Sie redet von „Rassismus“, aber was machen die VeranstalterInnen? Sie weisen das völlig unbegründet von sich und kündigen den nächsten Musik-Act an. Sie und ihres gleichen stellten „nicht die Mehrheit“. Was soll das? Das finde ich einfach mehr als schwach. Das gibt so bloß Kraft und Stärke. Sogar Bestätigung und Rechtfertigung. Der hätte ich doch was entgegen gestellt, so dass es nur so geschallt hätte, aber dazu ist man dort anscheinend halt leider (auch) nicht fähig. Diese ganzen Vorwürfe: „Kommerzialisierung“, „Militarisierung“, denen wird allen nicht widersprochen. Warum? Aus eigener Unfähigkeit nicht?
Ich habe zwar nicht 28 Semester Philosophie studiert, sondern nur etwa 12 bevor ich meinen Abschluss darin machte, doch erkenne ich auch so, dass sich mit diesen Auftritten zum Teil eklatant selbst widersprochen wird. Aber das alles ist halt weiterhin chic. Wie widersprüchlich das teilweise ist – kein Gedanke daran. Und wahrscheinlich halt auch deshalb, weil man sich mit deren Schriften, geschweige denn deren Denken wohl auch gar nicht wirklich beschäfigt hat. Jedenfalls nicht richtig damit auseinander gesetzt.
Und nur so kann jemand auch so dahergelaufen kommen
Mit den ältesten Ideen fast der Welt. Im Grunde genommen müsste sie sich ja selbst schämen ob den Einfältigkeiten die da vorgetragen wurden
Sie kommerzialisiert sich mit jedem Auftritt. Sobald sie irgendwo spricht ist das auch Kommerz, wenn das irgendwo übertragen wird wo irgendwo noch eine Werbung zu finden ist – sei es von Google oder sonst wem.
Und das müsste sie nach allem was ich von ihr gelesen habe wirklich selber wissen: aber darauf müsste man sie halt auch ansprechen (können)!
Auch die Butler kocht nur mit Wasser. Sogar mit sehr viel davon wie ich finde – leider, und freut sich in der Aufmerksamkeit welche sie so findet…
Man muss sich mit Butler nicht ernsthaft auseinandersetzen, denn wer dem CSD tasächlich vorwirft, Militarismus und Rassismus zu transportieren, lebt in einer Pippi-Langstrump-Welt, in der Seifenblasen mehr zählen, als die Realität.
Inwiefern bitte schön, ist der CSD militaristisch? Inwiefern rassistisch? Und was ist eigentlich so schlimm an einer „Kommerzialisierung“, ja, was bedeutet das eigentlich?
Manfred ist schwul. Das ist doch ganz klar. Niemand entwickelt soviel Energie seinen Schwulenhass kulturphilosophisch zu rationalisieren, ohne nicht durch die Negierung eigener Triebe getrieben zu sein. manfred braucht einfach mal einen großen Sch**** im A****.