Ludwigsburg ist nach Esslingen die zweitgrößte Mittelstadt Baden-Württembergs. Um diesem Ruf alle Ehre zu machen, gibt es in einem örtlichen Stadtbad einmal im Monat FKK-Baden für Bären, wie man kürzlich in der Ludwigsburger Kreiszeitung lesen konnte. Aufgesext war der Artikel mit einem richtigem Kalauer:
Nein, das über 100 Jahre alte Stadtbad an der Alleenstraße ist nicht umfunktioniert worden zu einem Spaßbad für Schwule. Auf der städtischen Webseite heißt es zwar: „In unserem historischen Stadtbad ist immer Warmbadetag“, aber das bezieht sich ausschließlich auf die Wassertemperatur von 30 Grad. Nur am letzten Freitag im Monat wird’s schwulheiß.
Schwulheiß. Puh! Da tropft einem der Schweiß ja gleich aus allen Poren. Und dann das:
Geboten werden: der Saunabereich, die Schwimmhalle zum Nackt-Baden, die Empore mit den Umkleiden zum Cruisen und für Schweinkram . . .
Und weil Schweine in Wahrheit ganz saubere Tiere sind, darf der folgende Hinweis nicht fehlen:
WICHTIG ist jedoch, dass Ihr Eure Spuren wieder beseitigt: Sperma auf dem Boden kurz wegwischen und Gummis in die Mülleimer.
Glaubt man der bei den örtlichen Stadtwerken für die Bäder zuständigen Karin Wächter, scheint das zu funktionieren:
Jedenfalls haben die Bären das historische Stadtbad „immer picobello hinterlassen“.
Gut, das Ludwigsburger Stadtbad ist sauber. Aber ist es auch rein?
Moralische Bedenken gibt es nicht. „Das ist eine private Veranstaltung. Und es sind ja alles erwachsene Menschen, die da reingehen. Minderjährige dürfen natürlich nicht rein.“
Doch Wilfried Hahn, der Autor des Artikel in der Ludwigsburger Kreiszeitung läßt nicht locker. Kann man der Stadt wenigstens finanziell ans Bein pinkeln? Ja, man kann, Schwule haben schließlich viel Geld und könnten viel mehr zahlen:
Und was bringt das Bärenbaden der städtischen GmbH? Nicht viel. Das Stadtbad wird für 50 Euro pro Stunde vermietet.
Falls auch der letzte Ludwigsburger jetzt noch nicht kapiert hat, dass hier ein ganz großer Skandal ins Rollen gebracht werden soll, hat Hahn noch einen Trumpf im Ärmel:
Aber immerhin wird Ludwigsburg weithin bekanntgemacht. Bärenbaden-Termine sind auf vielen Schwulen-Webseiten zu finden.
Das allerdings, so impliziert Hahn, will der gemeine Ludwigsburger ganz bestimmt nicht. Und legt deshalb in einem Kommentar vom selben Tag nach. Nicht fehlen allerdings darf vorher das obligatorische Toleranzgeschwafel:
Schwule müssen sich nicht mehr verstecken. Das ist gut so. Und wenn einer Lust auf schnellen Sex hat, so ist das seine eigene Angelegenheit und geht niemand etwas an.
Aber…
Falls diese Lust aber an einem öffentlichen Ort wie dem alten Stadtbad ausgelebt wird, sieht die Sache anders aus. Da hilft auch der Hinweis der Stadtwerke nichts, dass es sich beim Bärenbaden ja um eine „private Veranstaltung“ handelt.
Denn diese Veranstaltung findet immerhin an einem Ort statt, der vor allem von Schülern für den Schwimmunterricht aufgesucht wird.
Aber doch erst drei Tage später, verzweifelt-zu-verstehen-such.
Auch das Argument, dass hinterher alles picobello aufgewischt und saubergemacht wird, zieht nicht.
Wieso nicht?
Sollte dies ein Kriterium sein, dann könnte man auch gleich jede andere städtische Liegenschaft für Sexpartys vermieten.
Ja, warum eigentlich nicht? Sympathischer als die Vermietung städtischer Räume an Islamisten wäre das allemal.
In Ludwigsburg hatte Hahns dezente Hetze rasch Erfolg. Schon zwei Tage nach dem Erscheinen seiner Texte war in der Kreiszeitung zu lesen, Stadtbad-Geschäftsführer Bodo Skaletz habe erklärt:
Sexuelle Aktivitäten seien in dem Bad, das auch von vielen Schülern benutzt wird, niemals erlaubt worden.
Die Konsequenz:
Der Mietvertrag wird fristlos gekündigt.
Nach dieser Vollzugsmeldung schafft Hahn, Autor auch dieses Textes, eine Drehung, die es in sich hat:
Trotz aller Sauberkeitsappelle haben die Bären aber trotzdem Spuren hinterlassen – und zwar im Internet. Und damit haben sie sich selbst einen
Achtung, schon wieder ein Kalauer!
Bärendienst erwiesen. Ihr schlimmster Fall tritt nun ein. Das für den 25. Juni angekündigte Bärenbaden fällt ins Wasser.
Was für ein verlogenes Subjekt! Schließlich war es niemand geringeres als Wilfried Hahn selbst, der mit seinen Texten zwei Tage zuvor erst den Boden für den Skandal bereitet hatte, den er jetzt so scheinbar mitfühlend kommentiert. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr!
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