Ein anderer Fußball ist möglich!

27 Jun

Ganz Deutschland, die ganze Welt ist im Fußballfieber. Staatschefs, Medien und der kapitalistisch-konsumistische Komplex, sie alle huldigen einer Sportart, gedankenlos, kritiklos – bis in den eigenen Untergang. Nur noch vereinzelt gibt es Menschen – gute Menschen, bessere Menschen, Menschen mit Moral und intaktem Solidaritätsempfinden – welche die schändlichen Aspekte des Fußballs anprangern, seinen wahren Zweck aufzeigen und die strukturelle Gewalt hinter der Glitzerfassade dieses Sports dekonstruieren.

Dabei ist es nicht nur der nationalistische Aspekt, der Fußball zu einer Bedrohung für die gesamte Völkergemeinschaft macht, es ist nicht nur der Aspekt, dass das von falschen Bedürfnissen geblendete revolutionäre Subjekt beim Fußball schauen davon abgelenkt wird, dass in Palästina täglich Millionen Kinder durch die zionistische Besatzung verhungern – nein, der Fußball an sich ist eine Gefahr, seine Strukturen sind Gift, sein gesamtes Wesen ist konterrevolutionär.

Nur wenigen Menschen ist die Tatsache bewusst, dass Fußball ein Produkt imperialistischer Machtambitionen ist. Entstanden im Mutterland des Kapitalismus zieht sich die destruktive Struktur dieses Spiels heute durch die ganze Welt. Ganze Völker wurden unterjocht, ihrer kulturell angestammten Spiele und Bräuche beraubt und huldigen heute dem Götzen Fußball, ohne auch nur zu ahnen, welchen Preis sie dafür zu zahlen haben. Und dieser Preis ist hoch.

Einst lebten die Menschen der Welt in perfekter Harmonie, alle waren total gleich, die Frauen hatten das Sagen und alle waren total progressiv. Niemand war besser oder schlechter als der andere, und wenn einer etwas besser konnte als der andere, wurde er sogleich antiautoritär bestraft. Es waren glückliche Zeiten.

Doch dann kam Großbritannien um in Zuge seiner imperialistischen Ambitionen dieser Idylle ein Ende zu machen. Und zu diesem Zweck, und nur zu diesem, wurde der Fußball erfunden.

Das Wesen des Fußballs ist der Konkurrenzkampf – von Kapitalisten beschönigend „Wettbewerb“ genannt – ein schier mörderischer Konkurrenzkampf, in dem es nur darum geht, wer am Ende mehr Tore geschossen hat, als der Gegner. Alleine der Umstand, dass Tore „geschossen“ werden, sagt schon viel über die militaristischen Wurzeln dieses Sports aus. Menschliche Wesen werden zum Gegner konstruiert, die nicht mehr wert sind, als dass man sie mit Toren sprichwörtlich „erschießt“, und am Ende ist es das Ziel diesen identifizierten Gegner vernichtet zu haben um selbst als Sieger vom Platz zu gehen.

Doch nicht nur der Kampf zwischen zwei als „Gegnern“ identifizierten Menschengruppen zeigt die verbrecherische Fratze des Fußballs, auch innerhalb einer Mannschaft zeigen sich die Strukturen der Ungleichheit, der Konkurrenz und der Logik der Profitmaximierung. Schon alleine das Wort „Mannschaft“ verrät einem die patriarchalen Strukturen, in denen Frauen und queere Lebensweisen keinen Platz haben, dazu kommt aber der Aspekt, dass selbst innerhalb einer „Mannschaft“, die Gleichheit der Menschen mit Füßen getreten wird, da jedem Spieler unterschiedliche Rollenerwartungen zugeschrieben werden. Den faschistoiden Aspekt des Fußballs kaum verhehlend, werden die besten einer Mannschaft als „Stürmer“ bezeichnet, und eine durch den Konsumterror verblendete Masse, sieht sich nicht mehr in der Lage den historischen Vergleich wahrzunehmen, der sich bei diesem Wort unwillkürlich aufdrängen muss.

In einer Welt, in der es ein Leichtes wäre, alle Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen, suggeriert der Fußball, dass Ressourcen begrenzt seien, dass der Kampf von 22 Spielern um einen einzigen Ball, Sinn und Zweck des gesamten Lebens sein muss. Anstatt jedem Spieler mit einem Ball zu versorgen, anstatt dass man gemeinsam für das Wohl aller spielt, werden Hierarchien aufgestellt und der Konkurrenzkampf geübt – bis der „Verlierer“ von Platz gehen muss.

Menschlichkeit spielt beim Fußball keine Rolle, die Spieler in der als „Verlierer“ deklarierten „Mannschaft“ haben keinerlei Möglichkeit auf die sozialen Umstände aufmerksam zu machen, die dazu geführt haben, dass man sie nun als Verlierer ansieht. Es ist ein einziger deprimierender Zirkel bestehend aus mörderischer Konkurrenz und tiefer, immer wieder kehrender Hoffnungslosigkeit.

Die kapitalistisch-imperialistische Logik des Fußballs zu dekonstruieren, seine Aspekte der Gewalt und der Ungleichheit aufzuzeigen, ist mit dem Kampf für eine ökologische, solidarische und friedliche Weltwirtschaftsordnung, für die Gleichheit aller Menschen ungeachtet ihrer Herkunft, ihres Geschlechtes oder sexuellen Orientierung, für eine bessere Welt und dem Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser untrennbar verbunden.

Ein anderer Fußball ist möglich!

19 Antworten zu “Ein anderer Fußball ist möglich!”

  1. martin 27. Juni 2010 um 12:48 #

    Fußball ist so etwa wie die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln, diesen militaristischen Aspekt hat Adrian ganz zutreffend beschrieben. Fußball ist also ein unerhörter zivilisatorischer Fortschritt. Bloß leider interessiert er mich so gar nicht und fühle mich daher ganz gebauchpinselt, von Adrian als „besserer Mensch“ gelobt zu werden. Aber wieso: „ein anderer Fußball ist möglich“? Es geht doch wohl eher um: gar kein Fußball ist möglich. Oder?

  2. Martin P. 27. Juni 2010 um 17:02 #

    Wundervolle Satire, danke Adrian, ich hab sehr gelacht!

    Leider gibt es da Menschen, denen fehlt der Sinn für Humor, die merken noch nicht mal, was Satire ist.

    Deshalb, und das meine ich todernst, sollte man ein prinzipiell schwulenfeindliches Spiel (wen kennt schon eine Schwulen, der ein guter Fußballspieler ist?) wie den Fußball verbieten!

    Mit diesem antischwule Rassismus muss endlich Schluss sein!

  3. martin 27. Juni 2010 um 18:31 #

    „Leider gibt es da Menschen, denen fehlt der Sinn für Humor, die merken noch nicht mal, was Satire ist.“

    So ist es.

  4. ichgehschlafen 27. Juni 2010 um 19:47 #

    Geil wäre es noch gewesen, wenn Du das spezifisch deutschmilitaristische herausgearbeitet hättest. im englischen heißt es nämlich to „score“ a goal = erzielen. wohingegen in deutschland der schusswaffernersatz ins spiel gebracht werden muss.

  5. Ralf 27. Juni 2010 um 20:11 #

    Jedenfalls ist der britische Imperialismus gescheitert. Vor fast 300 Jahren haben sie ihre Königskrone an eine deutsche Familie verloren, die sie seither nicht mehr herausrückt, und jetzt auch noch den Fußball.

  6. TimoH. 27. Juni 2010 um 21:26 #

    Adrian! Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die Hinterlist des Kapitals noch weiter geht. Die Leute freuen sich! Sie haben GUTE LAUNE, schwenken Fahnen (Beweis des Zusammengangs zwischen darbendem Imperialismus und Nationalismus). Das heißt aber auch: in dieser Zeit sitzen sie nicht in schlecht geheizten Hinterzimmern evangelischer Kirchengemeinden, trinken dünnen Hagebuttentee, gucken traurig und weben Leibchen für die SWAPO oder für Nicaragua oder für Kinder in sonstwo. Brot und Spiele! Da haben wir es wieder.

  7. Adrian 28. Juni 2010 um 12:46 #

    „Die Leute freuen sich! Sie haben GUTE LAUNE, schwenken Fahnen (Beweis des Zusammengangs zwischen darbendem Imperialismus und Nationalismus).“

    Nicht nur das. Das Freuen und das Fahne schwenken beweist, dass es zwischen Nationalismus/Faschismus/Holocaust (an den Palästinensern) und Freude eine Zusammenhang gibt. Freude ist also nationalistisch. Das erklärt auch, warum Linke immer ein Gesicht ziehen, als wenn sie einen Kaktus in der Unterhose hätten.

    Abgesehen davon, dass es grausam wäre sich zu freuen, wenn tagtäglich Millionen Palästinenser verhungern.

  8. TimoH. 28. Juni 2010 um 13:01 #

    Mensch, Adrian, ja, das hast Du so schön formuliert, da weiß ich jetzt so gar nichts darauf zu erwidern. Vielleicht nur eins: Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker und das hast Du jetzt mir jetzt nochmal total schön gezeigt, Du…

    Man muß einfach den Triomphalismusdiskurs, der sich gerade breitmacht, dekonstruieren.. Die Leute, die mich heute Nacht am Schlafrn hinderten, grinsten eher als hätten sie ein Fleshlight in der Hose… :-)))

  9. Adrian 28. Juni 2010 um 13:03 #

    „Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker“

    Und Revolution ist die Masturbation der Völker.

  10. TimoH. 28. Juni 2010 um 13:10 #

    Oh… Betroffenes Schweigen. Sollte ich entgegen meinen Überzeugungen doch Revolutionär sein?

  11. Adrian 28. Juni 2010 um 13:12 #

    Aber Timo, das sind doch nur Metaphern. Außerdem geht es um Revolution, nicht um Masturbation. Revolution ist die Masturbation der Völker, das bedeutet aber nicht, dass Masturbation gleich Revolution ist. Im Gegenteil Revolutionäre masturbieren nicht, denn ihre Masturbation ist ja eben die Revolution. Man könnte auch sagen: Nur Nichtrevolutionäre haben genug Freude am Leben um sich einen runter zu holen.

  12. TimoH. 28. Juni 2010 um 13:15 #

    Neee. 1 Mann, zwei Pässe (wieder die Verbindung von Fußball und Nationalstaat), na gut…. Ouff, also kein Revolutionär, also…

    • Adrian 28. Juni 2010 um 13:16 #

      Du bist viel zu schnell. Ich habe meine Antwort noch mal überarbeitet 😉 Aber natürlich bist Du selbst kein Volk.

  13. TimoH. 28. Juni 2010 um 13:18 #

    Damn right…. Leute, die nicht masturbieren, sind per se äußerst suspekt… Danke, dass Du das nochmal richtig gestellt hast.
    Wenn ich so scheiße aussähe wie die meisten Revolutionäre, würde ich auch nicht mal mit mir selbst Sex haben wollen.

  14. TimoH. 28. Juni 2010 um 13:20 #

    Ich bin schnell, ja! Und wie schnell!

  15. Adrian 28. Juni 2010 um 13:20 #

    Manchmal sollte man es aber auch langsam angehen und genießen 😉

  16. TimoH. 28. Juni 2010 um 13:27 #

    Hmm hmmmh völliiiiig richhhtttiiiig!

  17. Dagny 29. Juni 2010 um 10:26 #

    Klasse!

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