Nach Jennifer Keeton nun Julea Ward:
Ward, die sich selbst als „orthodoxe Christin“ bezeichnet, hatte dort ein Masters-Programm besucht, das sie zur Schulpsychologin ausbilden sollte. In einem Praktikum weigerte sie sich jedoch, einen Mann in einer schwulen Beziehung zu behandeln, da diese ihrer Meinung nach gegen Gottes Gebote verstoße. Die Uni entfernte sie daraufhin aus dem Kurs, da psychologische Berater „mit Themen wie Familienplanung, Sex, Drogengebrauch oder Abtreibung umgehen müssen, auch wenn sie persönlichen Ansichten entgegenlaufen.“ Aufgabe der Psychologen sei es daher, die „Werte des Patienten“ zu stärken und nicht eigene Werte auf den Patienten zu übertragen.
Bezug nehmend auf den Fall Keeton, möchte ich meine Meinung etwas präzisieren: Die Universitäten hatten Recht damit, sowohl Ward als auch Keeton aus den Kursen zu entlassen. Nachdem ich mir die Sachlage noch mal durch den Kopf habe gehen lassen, lautet meine Erkenntnis: Es ist natürlich vollkommen legitim, dass wissenschaftliche Institute einen akademischen Standard durchsetzen wollen. Dafür muss man allerdings nicht zu den Mitteln greifen, wie sie im Falle Keeton offenbar praktiziert wurden, es hätte genügt ihr zu sagen, dass sie ihre Meinung haben kann, diese aber den Anforderungen ihrer Arbeit unterzuordnen hat, und dass sie, wenn sie ihre Moral mit ihrem Beruf verwechselt, mit den Konsequenzen leben muss: dem Rausschmiss, bzw. dem Nichtbestehen des Kurses.
Im akademischen Betrieb gibt es keine Meinungs- oder Religionsfreiheit, so wie sie von Ward und Keeton verstanden werden. Denn ebenso wenig, wie jemand das Recht auf einen Abschluss in Evolutionsbiologie hat, wenn er die Schöpfungslehre vertritt und diese Lehre im wissenschaftlichen Diskurs vertritt; ebenso wenig, wie man Mathematiker sein kann, wenn man glaubt, der Satz des Pythagoras sei falsch; ebenso wenig hat jemand einen Anspruch auf einen Abschluss in Psychologie, wenn er bestimmten Grundsätzen der Lehranstalt nicht genügt.
Man hat Ward also lediglich die Konsequenzen aufgezeigt, die sich daraus ergeben, wenn man nicht die nötigen Kompetenzen für einen Beruf vorweisen kann. Es geht also nicht darum, jemandem sein Weltbild aufzuzwingen, sondern lediglich um die Durchsetzung akademischer, wissenschaftlicher Standards.
Es ist genauso wie mit Standesbeamten, die sich unter Berufung auf ihren christlichen Glauben weigern, gleichgeschlechtliche Paare zu trauen. Wer seinen Berufspflichten nicht folgen will, muss sich eben eine andere Tätigkeit suchen. Fertig.
Seit wann sind akademische Standards kein Weltbild?
P.S. Der Satz der Pythagoras gilt nur in bestimmten Räumen 😉
@Jan
Die Betonung lag nicht auf „Weltbild“, sondern auf „aufzwingen“. Es steht den Damen frei, sich an einer anderen Lehranstalt ausbilden zu lassen, wo sie mit den dort geltenden Regeln besser harmonieren.
Was aber sind akademische Standards in den Geistes- und Kulturwissenschaften ? Kann man bspw. einen Lehrenden ins Umerziehungslager schicken, weil er in seiner Lehre, gewisse kanonische, aber in seinen Augen abstruse Texte kritisch diskutiert. Oder ist das dann auch an den fachlichen Standards vorbei ?
Ich finde diese Diskussion äußerst heikel!
@ Timo
Beinhalten die fachlichen Standards der Geistes- und Kulturwissenschaften nicht ein offenes Diskussionsklima? Wenn nicht, spricht das doch gegen diese Standards, denn Kultur- und Geisteswissenschaften leben doch eigentlich von der Vielfalt der Diskurse. Es ist doch ein Unterschied ob man die Relevanz von bspw. Foucault debattiert, oder die Relevanz der Mikrobiologie.
@Damien
Implizieren Standards nicht eine gewisse universalitaet?
@Jan
In der Tat, zumindest im Rahmen des Geltungsbereichs derer, die die Standards definiert haben.
Völlig richtig, Adrian.
Als jemand der Gesinnungschnüffelei und Rüffel am eigenen Leib erlebt hat, bin ich da nur etwas empfindlich !
Im Zweifel gegen Zwangsmaßmaßnahmen halte ich für den besseren Ansatz, auch wenn’s wirklich anstrengend ist, Genderterroristen und Sauertöpfe aus den Kirchen geben sich da gar nichts!!
@ Timo
Das ist eben das Problem derjenigen, die ständig „Toleranz „, „Vielfalt“ und „Akzeptanz“ schreien. Sie meinen damit nicht selten, Akzeptanz nur innerhalb ihrer eigenen kleinen Welt, in der man mit Foucault zu Abend isst und mit Judith Butler ins Bett geht.
Bääääääh, mit der Butler ins Bett! nie und nimmer! Eher wähle ich grün…
Timo, die akademische Toleranz lässt Dir natürlich auch die Wahl, mit Butler zu Abend zu essen und mit Foucault ins Bett zu gehen 😉
Nicht mein Typ, der Michel…. Und ich seiner auch nicht. Stehe nicht so auf Darkroomsex, aus dem dann neue tolle Solidaritäten hervorgehen !
Aber Solidarität ist die Zärtlickeit der Völker. Soll das heißen, Du bist gegen Völker?
Nein, für Zärtlichkeit! Höhö…. Für unpolitischen Sex… ehrlich… Einfach so.. Ohne Internationale beim Abspritzen…
Nee, das ist soooo neoliberal…
JAAAAAAAAA! Gaaanz genau! Darum gefällt es mir soo…
À colombes saoules cerises sont amères.
Putain, le proverbe rarissime en français. Tu m’épates, cher Adrien!
🙂