Christa Wolf und ihre Partnerin haben sich kirchlich segnen lassen. Von diesem Aspekt der Wolf haben Sie bisher noch nichts vernommen? Dann wird es Zeit dazuzulernen: Ok, dem Foto nach zu urteilen handelt es sich bei der nunmehr ganz offziell Gesegneten nicht um die Kassandra aus Landsberg an der Warthe. Für manch einen Zeitgenossen besitzt der Vorgang trotz allem veritables Skandalpotential. Pfarrer Hermann Traub, Vorsitzender der Evangelischen Vereinigung für Bibel und Bekenntnis in Baden, ist einer von ihnen. In seinem Kommentar „erwähnt“ er die Berichterstattung über die von ihm sogenannte Homosegnung in evangelischen Medien, um sogleich raunend auf einen ersten Skandal hinzuweisen, dass nämlich das evangelische Monatsmagazin „Chrismon“ von der
EKD mit jährlich vier Millionen Euro subventioniert
werde. Wofür diese Information wichtig ist, wird nicht direkt aus dem Text deutlich. Der kluge Reaktionär muss selber denken und den Schluß ziehen: „Öffentlichkeit für Homosegnung durch Kirchensteuer finanziert“ – als ob nicht ideaSpektrum, das Frontblatt ebendieser Reaktion nicht noch über jeden Furz berichten würde, den ein schwuler Christ gelassen hat. Doch kommen wir zu Skandal Nummer 2:
Für sich genommen, wirkt der Bericht harmlos.
Wie gut, dass wir Herrn Traub haben, der uns die Wahrheit verrät:
Tatsächlich passt er zu den anhaltenden Bemühungen zahlreicher Homosexuellen-Gruppen, auch in der Kirche die letzten Dämme gegen eine Gleichstellung von Homo-Beziehungen mit der Ehe aufzuweichen.
Und? Haben Sie es jetzt auch mit der Angst bekommen? Anhaltend, zahlreich, letzte Dämme aufweichen… DIE APOKALYPSE STEHT VOR DER TÜR! Und Eva ist wie stets die Böse:
Frau Wolfs Liebesgeschichte trägt dazu bei, den bereits aufgeweichten Damm vollends zu durchlöchern.
Wobei sich aufmerksame Zeitgenossen an dieser Stelle fragen könnten, was das für ein merkwürdiger Damm sein muss, der durch eine Liebesgeschichte durchlöchert wird und was dieser Damm dann wohl schützt. Mit Liebe kann es jedenfalls nichts zu tun haben, was dahinter liegt.
Doch was interessiert einen Mann mit einer Mission schon die Liebe? Man ist schließlich angetreten, anderen die Mündigkeit abzusprechen, die man folgerichtig nur sich selbst und seinesgleichen zuspricht:
Die unverhohlene Sympathiewerbung der EKD-Publizisten für gleichgeschlechtliche Lebensweisen wird die Distanz vieler mündiger Christen zur evangelischen Kirche beschleunigen.
Kommen wir zu Skandal Nummer 3. In Wahrheit ist die Berichterstattung evangelischer Publizistik ein einziger gigantischer Manipulationsversuch, Gehirnwäsche geradezu:
Dieser unablässigen Berieselung mit Initiativen, die praktizierte Homosexualität als gleich-gültige Alternative zur von Gott gestifteten Ehe hoffähig machen wollen, müssen wir widerstehen.
Was für eine Rhetorik! Unablässig werden wir berieselt, zur Gleichgültigkeit verführt, etwas nicht von Gott gestiftetes wird hoffähig gemacht und wir, wir müssen widerstehen! Man könnte tatsächlich meinen, der Weltuntergang stünde kurz bevor. Doch halt, es gibt eine Alternative:
Schweigen werden wir erst, wenn diese Aufweichpraxis beendet ist oder wenn die Kirche ihre Bindung an Gottes Wort und die Bekenntnisschriften aufkündigen würde – was nämlich unseren Auszug aus der Kirche zur Folge hätte.
Was für eine Anmaßung! Wenn die Kirche nicht so will, wie ich, ist das ein Verstoß gegen Gottes Wort. Immerhin, die angekündigte Reaktion wäre nur konsequent. Und vielleicht auf Dauer auch das Beste. Denn warum sollten sich Schwule und Lesben und ihre heterosexuellen Geschwister die ständigen Beleidigungen seitens ihrer verbohrten Mitchristen für immer und ewig anhören müssen?
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