Völlig losgelöst

17 Nov

Man könnte meinen, Homosexualität werde für evangelische Pastoren bald zur Pflicht. Doch es ist in Wahrheit nicht viel, was der bayerische Landeskirchenrat plant (siehe auch hier):

„Im Einzelfall“ werde Paaren, die in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft leben, das gemeinsame Wohnen im Pfarrhaus gestattet, heißt es in einer Erklärung der Kirchenleitung. Voraussetzung sei, dass der örtliche Kirchenvorstand sowie der Landeskirchenrat, der Dekan und der Regionalbischof „einmütig“ zustimmen.

Auch das neue von der EKD-Synode beschlossene Dienstrecht sorgt für keine Revolution:

Der Vorsitzende des Rechtsausschusses, Gerhard Eckels (Braunschweig), erläuterte insbesondere den Paragrafen 39 des Pfarrdienstgesetzes, in dem es um Ehe und Familie
und ein mögliches Zusammenleben von gleichgeschlechtlichen Partnern im Pfarramt geht. Wie Eckels ausführte, werde keine neue inhaltliche Regelung vorgenommen, vielmehr bildeten die Formulierungen das ab, was in den verschiedenen Landeskirchen möglich sei.

Nicht zuletzt deshalb ist es kein Wunder,

dass auch pietistisch-evangelikale Synodale aus Württemberg dem neuen Dienstrecht zustimmten.

Bei der Offensive Junger Christen (OJC) sieht man das kaum überraschend völlig anders und deliriert, die Synode habe

das evangelische Pfarrhaus der moralischen Demontage preisgegeben.

Natürlich geht dabei auch das Abendland mal wieder unter:

Das Pfarrhaus wird damit offiziell für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften im Amt geöffnet. Das jüdisch-christliche Verständnis von Familie wird aufgebrochen.

Mutiger und erfrischender geht es bei der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz zu. Dort informiert ein Flyer über

die Möglichkeit, einen Gottesdienst zur Segnung einer eingetragenen Lebenspartnerschaft zu feiern.

Unter dem Motto

Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden

heißt es dort u. a.:

Wir leben in einem Kulturkreis, der von Traditionen und daraus resultierenden Werten geprägt ist. In diesen bewusst zu leben und sie auszufüllen heißt nicht, dass alles
immer bleibt wie es ist. Leben bedeutet auch Veränderung, Entwicklung, Erkenntnis und Offensein.

Für die Kameraden von der OJC bedeutet Leben hingegen zuallererst einen kreativen Umgang mit der Wahrheit:

Empirische Forschungen belegen eindeutig, dass Sex mit wechselnden Partnern außerhalb der festen Beziehung einer der hervorstechenden Unterschiede zwischen männlichen homosexuellen und heterosexuellen Partnerschaften ist.

Womit eindeutig belegt wäre, dass schwule Pastoren und lesbische Pastorinnen als moralische Vorbilder ungeeignet sind:

Durch dieses Faktum wird nicht nur die eigene Maßgabe karikiert, sondern faktisch die Loslösung von Amtsführung und Lebensführung im Pfarrhaus in Kauf genommen.

Was bleibt? Eine evangelische Volkskirche, die für ihre Schäfchen hoffentlich anderes zu bieten hat als platte Sprüche, wie sie bei der OJC geklopft werden,

Das Pfarrhaus ist kein Freudenhaus.

und in ihrer Argumentation auch zukünftig die Loslösung von Realität und Argumentation nicht nötig hat.

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Eine Antwort zu “Völlig losgelöst”

  1. Michael Wortha 23. Dezember 2013 um 03:59 #

    Dieser Kommentar, naja, ich konnte nicht anders denn ich habe zufällig das Gesülze frommer Dummer mitbekommen, die Schwule, wenn sie nur könnten, eliminieren würden.
    M

    Es ist erstaunlich wie einfältig die Jagd der so genannten Christen auf Schwule ist. Es gibt nichts was den Christen, also denjenigen, die Gott bei der Schöpfung zusehen durften, so aufstößt wie alles SCHWULE. Das ist einfach nur dumm und einfältig und bezeugt die grandiose Geisteshaltung derer, die sich in der Bibelexegese bewegen. Fakt ist, dass die, die gegen Schwule predigen gleichwohl diejenigen sind, deren Sex in jedweder Weise über jeden Zweifel erhaben ist. Fakt ist weiter, dass die Christen für sich allein Sex in Anspruch nehmen und in allen nur denkbaren orgasmusintensiven Formen praktizieren. Wie kann nun einer, schlau, oder eben christlich, „Wasser“ trinken und für sich selbst Gottes herrlichste Quellen in Anspruch nehmen, während die Anderen, die Perversen, die aus dem Land der Sünde, eben der Wüste, nicht einmal im Ansatz an Sex denken dürfen? Wir fressen Brot und euch sind nicht einmal die Krümel erlaubt! Die heutigen Christen, vor allem aber die Jubelprediger, die Heilsmasochisten, die suspekten Meister der Exegese, die Scheinheiligen, das sind die, die bei den Schwulen mikroskopisch kleine Splitter in deren verderbten Augen sehen und finden und bei sich selbst grandioses, ja gigantisches Bruchholz übersehen.
    Das Perfideste an diesem Thema ist jedoch die als Wissen verkaufte Ahnungslosigkeit der neuen Predigergeneration, die ihre eigene Fehlbarkeit vergessen haben und der Inquisition durchaus nacheifern. Es ist kein Geheimnis, dass diese Neuzeitverkünder, diese Gerechtigkeitsmakler, diese Jesusmanager über einen IQ verfügen, der nur selten das Niveau von Aberikolen, sprich Baumlebenden zu toppen weiß. Diese Neuzeitpropheten haben absolut keine Ahnung von den Präferenzen der menschlichen Sexualität, denn wenn Gott etwas gegen diese Form der „Menschenlust“ hätte, warum gibt es dann zweifelsfreie und beweisbare homosexuelle Verhaltensformen im Reich der Tiere, die, wollte man Gottes Wort richtig deuten, weit vor den Schwulen und deren Inquisitoren auf der Welt vorhanden waren?
    Ein Mönch eines Ordens sagte einmal, dass die, die das Haar in der Suppe suchen, dem Koch dereinst präsentiert werden und nichts, so der Mönch, ist eitler und rachsüchtiger denn ein beschimpfter Gourmet.

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