Gastbeitrag
Im Juli schon haben die aufmerksamen Kollegen vom CiF Watch auf eine am nächsten Wochenende an der Berliner Humboldt-Universität stattfindende Konferenz mit dem Titel „Fundamentalism and Gender“ aufmerksam gemacht, die sicher weniger interessante Beiträge zum Thema beinhalten wird, als der Titel glauben lässt. Denn mindestens einer der dort zu haltenden Vorträge verbreitet einen sehr üblen Vorgeschmack.
Mit der sportlichen Formel „Beware Israeli Pinkwashing“ wird da im Programm der Vortrag einer Jasbir Puar angekündigt, laut Website ihrer Universität Professorin für Women’s und Gender Studies. Ein erläuternder Untertitel zu dieser Wachsamkeitsgemahnung ließ sich leider nirgendwo auftreiben. Vermutlich soll sich diese bizarre Parole nach dem Beitrag der Autorin im Guardian aber von selbst erklären, ähnlich wie ihre plattitüdensatte Verurteilung Israels. Da nämlich dieser im Sommer veröffentlichte Text „Israel’s gay propaganda war“ heißt und der bewaffnete Islamistentrupp, der sich im Mai per Schiff nach Gaza bewegt hat, dort gleich in der ersten Zeile zur „delivering humanitarian aid“ zurechtgelogen wird, kann man erahnen, welch Geistes Kind Jasbir Puar ist. Und auch, was von „Beware Israeli Pinkwashing“ zu erwarten ist.
In absolut ungenierter Verwendung einer wahrlich klassischen antisemitischen Vorstellung – dass Juden in den Medien sich etwas zu ihren Gunsten ausdenken, um andere hinterhältig in deren Meinungsbildung zu manipulieren – behauptet Puar in ihrem Guardian-Artikel, dass Israel mit einer Öffentlichkeitskampagne namens „Brand Israel“ lediglich ein mediales Ablenkungsmanöver vollziehe, um seine „reputation as an imperial aggressor“ zu überlagern. „Liberal gays“, erfährt man da in der aktivistischen Phraseologie der Opferliebe, würden nichtsahnend „into a dirty bargaining of their own safety against the continued oppression of Palestinians” gezogen. Die Welt werde in „gay friendly” und „gay unfriendly“ aufgeteilt. Schlimm!
Diesen Homo-Spülgang, der nun gar kein echter sein soll, nennt Puar „Pinkwashing“. Das findet sie bestimmt wahnsinnig kreativ, ich hingegen finde es wahnsinnig offenbarend für das Ausmaß an Hass und Dummheit, das aus dieser Person spricht. Denn Belege für diese Unterstellung, die so grotesk und verzweifelt ist, dass man sich für ihre Lächerlichkeit fast schon fremdschämen will, gibt es im vorab veröffentlichten Text nicht und wird es wohl auch nicht im Konferenzbeitrag geben, der bei so einem reißerischen Titel garantiert nur als die gruselige akademische Ausarbeitung des Guardian-Beitrags gedacht ist. Schließlich beantwortet der „Pinkwashing“-Artikel (der übrigens selbst alle Kriterien von Propaganda erfüllt, die er bloßzustellen vorgibt) noch nicht einmal die Frage, bei wem in der westlichen Welt sich Israel denn nun ausgerechnet mit staatlicher Homophilie beliebt machen wolle, oder wo genau der Zusammenhang zwischen jener Homofreundlichkeit und angeblicher Palästinenserunfreundlichkeit auszumachen ist, den Puar so selbstverständlich unterstellt.
Und noch ein weiteres antisemitisches Klischee schließt sich hier nahtlos an: Wenn Juden Gutes tun – so etwa Homos vor der Behandlung zu schützen, die ihnen in den anderen Staaten der Region widerfährt –, müsse zwangsläufig eine böse Absicht dahinter stecken. Folglich kann Israel in den Augen seiner Gender-Studies-Kritikerinnen auch niemals etwas richtig machen.
Dass das alles jeder Logik, vor allem aber jeder Überprüfbarkeit zuwider läuft, sollte zwar erwähnt werden, ist hier aber nicht das eigentliche Problem. Besonders abstoßend ist vielmehr, dass ein Studiengang, der sich geschlechtlicher wie sexueller Emanzipation verschrieben hat, diesen verschwörungstheoretischen Müll für diskussionswürdig hält.
Aber vielleicht ist das mit einer diesem Fach zu Grunde liegenden Emanzipation auch zu weit hergeholt. Denn zumindest die Berliner Exegese der Gender Studies begleitet seit einigen Jahren der Ruf, lieber den Islam vor angeblich ideologisch motivierten Angriffen zu schützen als zu schauen, wie es denn beispielsweise um Schwulenrechte in den Gebieten der Welt aussieht, in welchen der Islam die dominante Ideologie ist, ziemlich übel nämlich. Das ist den Gender Studies aber, wen wundert’s, keine Konferenz wert.
Peter
Bekanntlich gibt es keine pseudo-intellektuelle Sickergrube, in der Antisemiten sich nicht suhlen.