Als vor ein paar Jahren die Diskussionen um den Begriff „queer“ so langsam in die Gedankenwelt der progressiven Großstadtschwuppe waberten, stellte ich die These auf, dass es in ein paar Jahren in bestimmten linken Kreisen vermutlich als reaktionär gelten würde, wenn man sich freimütig dazu bekennt, als Mann nur etwas mit Männern zu haben, sich also zu dem zu bekennen was man gemeinhin mit dem Begriff „schwul“ assoziiert.
Ganz so weit, wie ich damals vermutete sind wir zwar noch nicht, aber die ersten Anzeichen zur Bestätigung meiner These sind bereits da. Sich als „schwul“ zu bezeichnen scheint nämlich mittlerweile ganz arg böse zu sein, weil man damit den Schwulenfeinden in die Hände spiele:
Dienlich ist „homosexuelle Subjektwerdung“ vor allem den Homophoben, stellt sie doch das erprobtermaßen beste Mittel für folgendes dar: Erzeugung von 13jährigen, heterosexuellen Jungen. Ein Traum des Homophoben, der vor wenigen Jahrzehnten noch nicht verwirklicht war (oder gab es in den 70ern vielleicht nennenswert viele davon?), für den man Toleranz gegenüber den paar Identitätsschwuler ruhig schon mal in Kauf nehmen kann.
Im Klartext heißt das ja wohl, dass nicht die Homophoben das Problem sind, sondern diejenigen, die darauf bestehen, gleichgeschlechtlich zu lieben und zu vögeln. Und das nicht nur so nebenbei, sondern ausschließlich:
Schwulenaktivisten sowie Homophobe haben nun eine Gruppe, die sie adressieren und je nach ihrem Ziel „unterstützen“ oder angreifen können. Mit „dem“ Homosexuellen lässt sich einfacher hantieren als mit einem unscheinbaren Mann, der mal hie mal da gleichgeschlechtliche (sexuelle) Kontakte neben seiner Frau oder Freundin pflegt.
Das beste Mittel zur Bekämpfung der Homophobie wäre es also, als Schwuler von der Bildfläche zu verschwinden, sich eine Frau oder Freundin zu nehmen und nur „mal hie mal da“ etwas mit einem Mann zu haben.
Ein dreifaches „Hurra“ auf diese nobelpreisverdächtige Idee, die Homophobie zu eliminieren, indem man den Homo beseitigt!
Mit deiner Kritik am Begriff „Queer“ hast du völlig Recht, ich finde sowieso vieles aus dem Bereich der Queer-Theory und Gender studies mehr als fragwürdig..ich studiere Soziologien und unser Professor für empirische Sozialforschung sieht das alles auch sehr kritisch..von „feministischen Ansätzen“ zu sprechen ist unwissenschaftlich, diese gibt es nämlich nicht. Bei feministischen Ansätzen handelt es sich weder um eine eigene wissenschaftstheoretische Position noch um eien inhaltliche Theorie! Es gibt weder eigenständige methodische Erkenntnisse noch eigenständige methodische Verfahren…
gerne wird das geleugnet…es gibt sogar eine Professorin(habe den Namen vergessen) die behauptet, dass es frauenspezifische Methoden gibt, die man Männern noch nicht einmal erklären können(schwachsinn) und ähnliche wie beid en „feministischen Ansätzen“ verhält es sich auch bei der Queer-Theory…queer ist für mich eigl. ein sinnleerer Begriff, da a) kein empirischer gehalt b.) unklar definiert… für mich ist das einfach nur ein label für „progressive“ Linke und Schwule, die ihre Identität verleugnen wollen bzw. für die es leichter zu ertragen ist sich „queer“ zu nennen(junger, moderner und hipper Begriff…) als schwul ( pervers, krank, böse) das selbe Phänomen findet man bei manchen „bisexuellen“ der begriff erscheint verlockender wird er doch als jung frisch udn modern verstanden und wer wird schon als „bi-sau“ beschmipft?!
So ist das doch immer: keine Juden – kein Antisemitismus; keine Schwarzen – kein Rassismus… wie sollte es ausgerechnet bei Schwulen und Lesben anders sein? Ziel ist stets die Ausrottung dessen, was einem nicht passt, zuerst nur verbal angedacht, später dann mit Gewalt angegangen.
„mal hie, mal da…“ Delirium tremens?
Die strategisch denkenden Linken ging es noch nie um Schwule an sich, sondern immer nur um Macht, das heißt um Verbündete gegen das „System“.
Seit Muslime zu den Lieblingsverbündeten der Linken geworden sind (die sich ja immer so schön gewaltbereit, was man zur Vernichtung der „Spießer“, d.h. des deutschen Bürgertums ja braucht), sind Schwule nur noch lästiger Ballast.
Schwulenrechte, Frauenrechte braucht man nicht mehr, wenn man mit den Muslimen doch so schön zündeln kann!
Tolle Fantasien, die du da hast.
Zunächst ging es allein um _deine_ Identitätspolitik und deine Vorliebe, „Homosexuelle“ in nicht-westlichen bzw. nicht-verwestlichten Ländern ausfindig zu machen.
Meine Kritik galt dieser Praktik, die einfach alles in ihren Kategorien wahrnimmt. Aber damit hast du ja mal wieder beispielhaft gezeigt, was Klauda kritisierte: Das europäische Blickregime tendiert gerne dazu, fast krampfhaft alles in seine Identitäten und Diskurse hineinzuzwängen.
Wie bereits deutlich werden sollte: Ich unterscheide bewusst zwischen westlichen und nicht-westlichen Ländern. Was hier gilt, gilt noch lange nicht überall.
Auch habe ich explizit geschrieben, dass das Verwerfen des Begriffs „schwul“ keine Bedeutung hätte, da wir (als Westen) bereits in solchen Identitäten denken. Auch hier täte ein bisschen Lektüre gut, bevor du nur behauptest und verdrehst.
Aber du willst ja weiterhin Kolonialismus betreiben, wie ich sehe. Und nun versuchst du, ex negativo, deine Position zu rechtfertigen.
Nochmal für dich, damit du es endlich verstehst:
„Von mir aus, nenne und bekenne dich, wie du willst. Aber siehe bitte davon ab, anderen Menschen ein label zuzuweisen, ohne sie vorher gefragt zu haben.“
Soll heißen: Ja, du darfst dich als „Schwuler“ identifizieren und bezeichnen (was auch immer dir das bringt). Nein, Männer im Iran bezeichnen sich nicht als „Schwule“ und wollen nicht so gesehen werden.
So schwer?