Alle hoffen auf Demokratie in Ägypten, aber hofft auch mal jemand auf die Freiheit für den einzelnen Ägypter? Oder geht man stillschweigend davon aus, dass Demokratie und Freiheit ein und dasselbe sind? Und wenn ja, wie kommt man darauf?
Demokratie bedeutet erst einmal Volksherrschaft, also dass „das Volk“ per Mehrheitsbeschluss herrscht. Aber über wen herrscht „das Volk“? Über sich selbst? Und was ist eigentlich „das Volk“, wenn nicht eine konstruierte Zusammenfassung einzelner Menschen in einem bestimmten Territorium mit gedachten Linien drumherum?
Bricht man die Definition von Demokratie auf seinen real existierenden Wesenskern herunter, bedeutet es nichts anderes, als dass es einzelnen Menschen erlaubt wird, innerhalb eines bestimmten Gebietes über bestimmte Fragen abstimmen zu dürfen und dass in diese Entscheidung auch jene miteinbezogen werden, die gar kein Interesse an einer Abstimmung haben. Die Minderheit muss sich letztendlich also mit dem zufrieden geben, was die Mehrheit ihr aufzwingt. Doch was ist daran freiheitlich?
Wenn die Mehrheit der Einwohner des Gazastreifens die Hamas wählt – ist das dann Freiheit?
Wenn die Mehrheit der Schweizer entscheidet, dass Moslems auf ihren Grundstücken keine Minarette mehr bauen dürfen – was hat das mit Freiheit zu tun?
Als das demokratisch gewählte Parlament der Bundesrepublik Deutschland bis in die 70er an der Strafbarkeit männlicher Homosexualität festhielt – wo war da die Freiheit?
Wenn Unternehmen durch demokratischen Beschluss sozialisiert und verstaatlicht werden – wieso ist das Freiheit?
Wenn die Grünen gewählt werden und jedwede Nahrungsmittel verbieten, die nicht biologisch angebaut werden – wer will dann behaupten, das wäre Freiheit?
Individuelle Freiheit und Demokratie sind mitnichten Zwillingsbrüder, ja sie sind nicht einmal besonders nahe miteinander verwandt. Demokratie ist die Herrschaftsform der Mehrheit über eine Minderheit, individuelle Freiheit dagegen ist die Prämisse, mit sich und seinem Leben zu tun was man will, ohne andere zu etwas zu zwingen bzw. von anderen zu etwas gezwungen zu werden.
Und die Demokratie? Diese ist
„eine hundsgefährliche Staatsordnung! Sie ist überhaupt nur dann erträglich, wenn sie beschnitten, gefesselt und beschränkt wird – durch gesicherte Grundrechte, Gewaltenteilung, Föderalismus.“
Wünschen wir den Ägyptern also mehr individuelle Freiheit, von mir aus auch im Rahmen einer durch stabile Seile gefesselten Demokratie, in der sich der Einzelne nicht willkürlich den Direktiven eines Zampanos namens „Regierungschef“, und auch nicht den Launen „des Volkes“ unterzuordnen hat.
Super! Gute Arbeit.
Selten so etwas wahres gelesen, klasse Beitrag Adrian. Und es stimmt irgendwie nachdenklich, wenn man an die Situation bei uns denkt.
Ist dein Zitat von Hayek oder von Mises?