Man sollte meinen, Adrian in seiner Funktion als schwuler Advocatus diaboli, der selbst fundamentalistischen Christen das Recht einräumt, Schwule auf ihrem Grund und Boden nach Belieben diskriminieren zu dürfen (im Übrigen auch umgekehrt, aber dies wird ja eh von niemandem in Frage gestellt), würde sich entsetzt zeigen ob eines Urteils aus – mal wieder – Großbritannien, welches es homophoben Christen verbietet, weitere Pflegekinder in ihre Obhut zu nehmen. Doch weit gefehlt! Denn die Sachlage in diesem Fall ist – da es schließlich nicht um simple Eigentumsfragen geht – deutlich komplizierter.
Doch beginnen wir mal ganz von vorne:
Der Klage von Owen und Eunice Johns, Christen in einer Pfingstgemeinde, ist vor dem britischen High Court nicht stattgegeben worden. Das Ehepaar war von der Stadt Derby informiert worden, dass sie nicht als Pflegeeltern fungieren können, da sie dazu wegen ihrer strikten Ablehnung der Homosexualität als ungeeignet angesehen werden. Daraufhin haben die Eheleute auf „religiöse Diskriminierung“ geklagt.
Das Gericht lehnte die Klage allerdings mit dem Hinweis ab, dass das Recht auf Religionsfreiheit geringer zu bewerten sei, als der Schutz vor Diskriminierung auf Grund der sexuellen Orientierung. Eine solche Diskrimnierung sah das Gericht u. a. durch folgende Aussage des Ehepaares Johns gegeben:
„Wir haben uns darauf vorbereitet, jedes Kind zu lieben und zu akzeptieren. Das Einzige, wozu wir nicht bereit waren, ist: Einem kleinen Kind zu sagen, dass praktizierte Homosexualität eine gute Sache sei.
Nun gut, möchte man meinen, das ist ein legitimer Standpunkt, und es sollte doch klar sein, dass die beiden das Recht haben, derartige Meinungen, auch gegenüber ihren Kindern, zu vertreten. Was spricht also dagegen, solchen Leuten Kinder anzuvertrauen?
Eine ganze Menge, wenn man davon ausgeht, dass ja auch ein Pflegekind des Paares sich als irgendwann einmal als schwul oder lesbisch outen könnte. Und jeder kann sich ausmalen, was dieses Kind zu erwarten hätte. Muss man die Anzahl leidgeprüfter Kinder bzw. Jugendlicher, die durch die Hölle des Coming Outs gehen, weil ihre (biologischen Eltern) die letzten Deppen sind, nun noch wissentlich erhöhen? Natürlich nicht!
Es wären allen gedient, wenn man Kinder, die auf ein Zuhause mit liebenden Eltern warten, eben nicht den Händen amoralischer Fundamentalisten überlässt, sondern sie statt dessen schwulen oder lesbischen Paaren anvertraut. Bei denen jedenfalls kann fast als sicher ausgeschlossen werden, dass sich die Kinder irgendwann einmal ob ihrer sexuellen Orientierung schämen müssten.
Wie steht es mit Theisten, die ein atheistisches Kind nicht akzeptieren würden oder ihrem Kind erzählen würden, dass seine andersgläubigen Kollegen nach ihrem Tod in der Hölle landen werden?