Grenzen für die Schwulen

5 Jun

Es ist schon interessant: Glaubte man jahrelang, der gewöhnlichen konservativen Kulturreaktionär hätte sich allmählich mit den Schwulen arrangiert, beweist uns Carlo Clemens in der „Jungen Freiheit“ das Gegenteil. In einem Beitrag, der in üblich konservativer Manier die individuelle Freiheit des liberalen Westens bejammert, schafft Clemens es aufzuzeigen, wie die wirkliche Gefahr für die Gesellschaft aussieht:

Großzügige Spielräume bei ehemaligen Tabuthemen wie Homosexualität oder Abtreibung waren dabei Ausdruck einer Übereinkunft, einer Art Gesellschaftsvertrag. Es wäre gegen die Konditionen gewesen, Kriminellen durch unbotmäßige Repression die Teilhabe im Eldorado zu verweigern.

Und nachdem man so ganz nebenbei Homosexuelle zu Kriminellen erklärt hat, beeilt man sich zu versichern, dass man es nur gut mit ihnen meint:

Der westliche Konservative ist froh, in einer Gesellschaft zu leben, in der Homosexuellen nicht die Todesstrafe droht. Dennoch muß er ihnen klarmachen, wofür es Grenzen braucht. Warum eine Gesellschaft mit klarer Vorstellung von Nation und Familie am Ende besser für sie ist als ein Gebilde, das außer Kontrolle geraten ist und mit Pauken und Trompeten dem Abgrund entgegen feiert.

Und auch wenn der westliche Konservative froh ist, dass Homosexuellen nicht die Todesstrafe droht, wäre gegen so ein bisschen Gefängnis doch bestimmt nichts einzuwenden. Denn immerhin muss man den Schwulen Grenzen aufzeigen, weil sie einfach nicht zu kapieren scheinen, dass sie mit ihrer libertären Sex, Drugs and Rock’n Roll-Attitüde der kulturkonservativen Phantasie von Nation und Familie im Weg stehen.

14 Antworten zu “Grenzen für die Schwulen”

  1. Yoshimo 5. Juni 2011 um 12:00 #

    „Carlo Clemens, 1989 in Bamberg geboren…“

    Mehr muss dazu nicht gesagt werden. Ein Milchbübchen vergreift sich an der großen Freiheit. *schmunzel*

  2. Manifold 5. Juni 2011 um 12:09 #

    Mit libertär und liberal hat ein hemmungsloses Leben relativ wenig zu tun, denn Freiheit existiert nur, wenn Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft erfüllt werden, um eben diese Gesellschaft und mit ihr die gewährte Freiheit auch aufrechterhalten zu können.

    Es gibt somit kein Recht ohne eine dazugehörige Pflicht, denn jedes Recht muss von einer Gesellschaft erwirtschaftet und somit gegenüber den Individuen abgegolten werden. Wird dies missachtet, so verliert die Gesellschaftsform ihre Nachhaltigkeit und droht zu Grunde zu gehen.

    Es ist somit richtig und wichtig, die zeitlosen, konservativen Werte der Familie, der Kultur und der Freiheit hochzuhalten. Alleine schon, um die Grundlagen unserer Gesellschaft am Leben zu erhalten.

    Wer dies missachtet, der handelt äusserst kurzsichtig.

    Dies ist auch im Interesse von Homosexuellen – denn kaum einer von euch will in einer araboislamischen Kultur leben, welche das Konzept von Freiheit für Schwule nicht kennt. Doch dazu muss man auf seine eigene Kultur achten und sie schützen, wenn man sie (und mit ihr die eigene Freiheit) nicht irgendwann verlieren will.

    Ich persönlich sehe keinen Widerspruch zwischen konservativen Werten und (privater) Homosexualität. Solange sich Leute an Gesetz und Sitte halten, geht es mich einen Feuchten an, was sie abends hinter runtergelassenen Gardinen tun.

    Allerdings erachte ich Politik basierend auf sexueller Orientierung für einseitig und nicht unbedingt förderlich. Meine politische Einstellung wird schliesslich auch nicht von meiner Heterosexualität geprägt und basierend auf so etwas Banalem wie sexuellen Vorlieben Interessenspolitik zu betreiben, finde ich übertrieben.

    Ich denke, in dieser Richtung versuchte der Autor jenes Artikels zu gehen – scheiterte aber wohl an der Wortwahl.

  3. hansi 5. Juni 2011 um 12:13 #

    Tja, so ist das, leider. Du darfst aber froh sein, dass er dies so offen sagt, damit erkennst du deine „Feinde“. Brutus ist ganz wo anders zu verorten – aus dem Jahre 2007 wohlgemerkt:

    „Lieber schwuler Freund“ …

    Welch Sarkasmus aus dem Munde einer Frau!

    „Und ich blieb irritiert darüber, wie und warum du auf Klos und hinter Büschen mit irgendwelchen Typen vögelst, die du nicht kennst.“ …

    Ja, das machen natüüürlich alle Schwule. Auch ein guter Freund von mir, der schon jahrelang in einer Beziehung lebt, ist jedes Wochenende natüüürlich am Hauptbahnhof bei den Strichern und Fixern und treibts ohne Kondom hinter den Büschen.

    „Du, lieber schwuler Freund, musst dir jetzt überlegen, wo du dich verortest.

    Ja, das muss er wohl!

    „Willst du dich wirklich auf die Seite deiner heterosexuellen Geschlechtsgenossen schlagen und uns in schöner Männereintracht Lustfeindlichkeit und Zickentum vorwerfen? Es täte mir Leid, wenn ich dich abschreiben müsste.“ Quelle: http://www.emma.de/hefte/ausgaben-2007/juliaugust-2007/lieber-schwuler-freund/

    Schade, dass noch zu wenige Homosexuelle kapieren, was vorgeht, was passieren wird, wenn die neue grün-rote Menschinnen Regierung unseren Kindern erstmal auf Landesebene verpflichtend verklickert, dass es eigentlich keine Orientierungen gibt. Anything goes.

    Wieviele Jungen, Jugendliche sich dann wieder Fragen werden: Ist es normal, dass ich nunmal auf Jungen stehe, soll ich es mit Mädchen probieren?

  4. Adrian 5. Juni 2011 um 12:37 #

    @ Manifold
    „denn Freiheit existiert nur, wenn Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft erfüllt werden“

    Und welche Verpflichtungen? Vermögenssteuer? Zwei Kinder? Drei Kinder? Fünf? Wasser sparen? Elektroauto fahren?

    „Es ist somit richtig und wichtig, die zeitlosen, konservativen Werte der Familie, der Kultur und der Freiheit hochzuhalten.“

    Familie und Kultur sind keine zeitlosen Werte, sie ändern sich beständig.

    „Doch dazu muss man auf seine eigene Kultur achten und sie schützen, wenn man sie (und mit ihr die eigene Freiheit) nicht irgendwann verlieren will.“

    Meine Kultur beruht auf dem Respekt vor den individueller Freiheit anderer. Der Rest interessiert mich nicht.

    „Solange sich Leute an Gesetz und Sitte halten, geht es mich einen Feuchten an, was sie abends hinter runtergelassenen Gardinen tun.“

    Und wenn die Gesellschaft der Meinung ist, dass Homosexualität gegen Gesetz und Sitte verstößt?

    „Allerdings erachte ich Politik basierend auf sexueller Orientierung für einseitig und nicht unbedingt förderlich.“

    Ich halte Politik immer für einseitig und nicht förderlich.

    „Meine politische Einstellung wird schliesslich auch nicht von meiner Heterosexualität geprägt und basierend auf so etwas Banalem wie sexuellen Vorlieben Interessenspolitik zu betreiben, finde ich übertrieben.“

    Es dürfte auch Menschen geben, die es übertrieben finden, auf Grund so etwas Banalem wie dem männlichen Geschlecht Interessenpolitik zu betreiben.

  5. Manifold 5. Juni 2011 um 13:18 #

    @ Adrian:

    „Und welche Verpflichtungen? Vermögenssteuer? Zwei Kinder? Drei Kinder? Fünf? Wasser sparen? Elektroauto fahren?“

    Sich für das Wohl der Gesellschaft einzusetzen und ihr nach Möglichkeit nicht unnötig zur Last zu fallen.

    „Familie und Kultur sind keine zeitlosen Werte, sie ändern sich beständig.“

    In Details vielleicht, aber die grossen Konstanten bleiben. Alleine schon weil Kinder und somit Familien zentral für das Überleben einer Gesellschaft sind und Kultur sinnstiftend und somit ein identitärer Fixpunkt ist.

    Genauso verhält es sich mit Werten – die grundlegenden Aspekte bleiben gleich, doch ihre Deutung und ihre Ausübung unterliegen dem Zeitgeist.

    „Meine Kultur beruht auf dem Respekt vor den individueller Freiheit anderer. Der Rest interessiert mich nicht.“

    Du missachtest das Fundament, auf dem deine Rechte und deine Freiheiten ruhen und kannst dich somit auch nicht um den Erhalt dieses Fundamentes kümmern, da es dich „nicht interessiert“.

    Das ist extrem kurzsichtig.

    „Und wenn die Gesellschaft der Meinung ist, dass Homosexualität gegen Gesetz und Sitte verstößt?“

    Denkt das im Westen die Gesellschaft als Ganzes? Ich denke nicht, wenn mir so andere Gesellschaften auf diesem Planeten ansehe. Den Schwulen geht es im Westen so gut wie nirgendwo sonst.

    Doch wie vergeltest du es der Kultur, welcher dir das ermöglicht? Mit Undankbarkeit und Spott.

    „Ich halte Politik immer für einseitig und nicht förderlich.“

    Warum engagieren sich Schwule dann politisch und weshalb äusserst du dann noch deine politische Meinung gegen politisch Andersdenkende, wenn Politik für dich „nicht förderlich“ ist?

    Wenn die Menschen natürlich nur ihre eigenen Partikularinteressen im Kopf haben (siehe: „Der Rest interessiert mich nicht“), dann muss man sich nicht wundern, dass Politik nicht förderlich ist.

    Deshalb müssen sich Menschen auf ihre gemeinsame Kultur als gemeinsamen Nenner berufen, um die unausweichliche Kollision von Partikularinteressen abzumildern und einen Kompromiss zu ermöglichen.

    „Es dürfte auch Menschen geben, die es übertrieben finden, auf Grund so etwas Banalem wie dem männlichen Geschlecht Interessenpolitik zu betreiben.“

    Diese Menschen erachten die Gleichwertigkeit der Geschlechter und die handfesten, gesetzlichen (!) Diskriminierungen von 50 % der Bevölkerung alleine aufgrund ihres Geschlechts wohl für nicht wichtig – vermutlich weil es sie „nicht interessiert“.

    Man kann nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, inbesondere wenn die Relevanz völlig verschieden ist.

    Wenn dich unsere Kultur und ihr Fortbestand nicht interessiert, dann darfst du auch gerne auf ihre Früchte verzichten und in ein nichtwestliches Land ziehen.

    Häufig lernt man erst etwas richtig zu schätzen, wenn man es nicht mehr hat.

  6. terminator 5. Juni 2011 um 13:32 #

    „Dass Dummheit endloser als das Universum ist, vermutete ja schon Einstein. Hätte er die Meinung – „Niemand hier kann mir weismachen, dass in unserer Gesellschaft Gewalt ein schwer wiegendes Problem ist.“ – eines gewissen Adrian (sein Nick) gelesen, dann wäre es für ihn wohl auch keine Vermutung mehr.“

    http://lucia6bi.wordpress.com/2011/06/05/das-wort-am-sonntag-%C2%A1hasta-nunca-jamas/

    Na ja, es scheint auch homophobe Frauen zu geben, die sich gern als „bi“ deklarieren.

  7. Adrian 5. Juni 2011 um 14:09 #

    @ Manifold
    „Sich für das Wohl der Gesellschaft einzusetzen und ihr nach Möglichkeit nicht unnötig zur Last zu fallen.“

    Tja, und jeder versteht darunter etwas anderes. Was ist schon das „Wohl der Gesellschaft“?

    „Du missachtest das Fundament, auf dem deine Rechte und deine Freiheiten ruhen“

    Ich missachte das Fundament meiner Freiheit, wenn ich die Freiheit als das wichtigste ansehe?

    „Denkt das im Westen die Gesellschaft als Ganzes?“

    Das war nicht der Punkt: Du meintest, solange man sich an Gesetz und Sitte hält usw. Worauf ich die Frage stellte, ja, was ist denn, wenn das Gesetz und die Sitte der individuellen Freiheit entgegenstehen?

    „Doch wie vergeltest du es der Kultur, welcher dir das ermöglicht? Mit Undankbarkeit und Spott.“

    Erstens spotte ich nicht und zweitens: Soll ich etwa vor der Gesellschaft auf die Knie fallen und ihr danken, dass sie mich mein Leben leben lässt? Ich bin doch kein Untertan.

    „Warum engagieren sich Schwule dann politisch“

    Woher soll sich das wissen? Ich bin nicht Kaiser der Schwulen.

    „und weshalb äusserst du dann noch deine politische Meinung gegen politisch Andersdenkende, wenn Politik für dich ’nicht förderlich‘ ist?

    Ich korrigiere: Institutionalisierte Politik.

    „Deshalb müssen sich Menschen auf ihre gemeinsame Kultur als gemeinsamen Nenner berufen, um die unausweichliche Kollision von Partikularinteressen abzumildern und einen Kompromiss zu ermöglichen.“

    Ich finde es reicht schon, wenn jeder den Kantschen kategorischen Imperativ beherzigt.

    „Man kann nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, inbesondere wenn die Relevanz völlig verschieden ist.“

    Diese Relevanz ist offenbar subjektiv.

    „Wenn dich unsere Kultur und ihr Fortbestand nicht interessiert, dann darfst du auch gerne auf ihre Früchte verzichten und in ein nichtwestliches Land ziehen.“

    Was sollte ich denn Deiner Meinung nach tun, um Dir zu beweisen, dass mich unsere Kultur und ihr Fortbestand interessiert?

  8. pedro luis 5. Juni 2011 um 15:50 #

    Einer Gesellschaft, die das goldenen Kalb „Frau“ anbetet, bin ich zu gar nichts verpflichtet. Ich wünsche ihr den baldigen Untergang.

  9. Yadgar 7. Juni 2011 um 20:53 #

    Ein schwuler Mann, der in einem Blog einen dezidiert nicht-linken (sondern liberalen) Standpunkt vertritt – das scheint zunehmend ein gefundenes Fressen für Frauenhasser („Maskulisten“), Rechtspopulisten und sonstige Reaktionäre zu sein! Traurig, dass das Internet solche Gestalten weit überproportional anzieht… aber andererseits auch irgendwie logisch, denn ein hassorientiertes Weltbild (so könnte man „rechts“ auch umschreiben) ist ohne psychosoziale Defizite eigentlich nicht denkbar, und so bleibt für die Hassjunkies eben nur der Cyberspace, um sich auszutoben, da sie in der richtigen Welt (glücklicherweise) die Zähne nicht auseinander bekommen!

  10. Patricia 8. Juni 2011 um 18:04 #

    Ein schwuler Mann, der in einem Blog einen dezidiert nicht-linken (sondern liberalen) Standpunkt vertritt – das scheint zunehmend ein gefundenes Fressen für Frauenhasser („Maskulisten“), Rechtspopulisten und sonstige Reaktionäre zu sein! Traurig, dass das Internet solche Gestalten weit überproportional anzieht… aber andererseits auch irgendwie logisch, denn ein hassorientiertes Weltbild (so könnte man „rechts“ auch umschreiben)

    Das Internet scheint auch überproportional Einfaltspinsel anzuziehen, die gerade mal zwei politische Kategorien, nämlich links (edel, hilfreich und gut) und rechts (homophob, hasserfüllt und sowieso) kennen.

  11. Christian 8. Juni 2011 um 18:45 #

    Manifold, pedro luis und yadgar beweisen eindrucksvoll wie völlig Sinnfrei so etwas simples wie ein Austausch von Standpunkten bei derart verhärteten Fronten sein kann.
    Wie will man denn mit Wortwerkzeugen wie „Islamoarabisch“ oder „psychosoziale Defizite“ irgendwas erreichen?
    Die Netzdebatte über das große Themengebiet Gleichberechtigung ist so dermaßen zerfahren, da ist kein Ergebnis in irgendeiner Form zu erwarten.

  12. Ein Leser 8. Juni 2011 um 23:32 #

    patricia, christian:

    volle zustimmung + sehr schön auf den punkt gebracht. das www mutet manchmal wie ein riesengroßer kindergarten an.

  13. Adrian 9. Juni 2011 um 10:33 #

    Die Gesellschaft ist ein riesengroßer Kindergarten, das Netz reflektiert diese Eigenschaft.

  14. Christian 9. Juni 2011 um 12:25 #

    Ja aber in Sachen Gleichberechtigung sitzen die Kinder in nem nassen Sandkasten und bewerfen sich mit Matsch.

    Aber ich sollte den großen Zeigefinger lieber steckenlassen immerhin wäre ich gern amüsierter Zaungast, sitze aber in wahrheit mit im Sandkasten und bin irgendwann echt beleidigt wenn mich auch ne Packung Schlamm erwischt.

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