Weil manch einer die Fortpflanzung geradezu fetischisiert, hier noch mal ein Auszug aus „lieben und arbeiten“:
Phyllis Trible macht darauf aufmerksam, daß nach dem Bericht der Genesis die Fortpflanzung allen Lebewesen gemeinsam ist, die Sexualität aber etwas spezifisch Menschliches darstellt.
Das wäre ein für mich neuer Aspekt für die ewige Debatte um die Natürlichkeit der Homosexualität, dass Gott die Sexualität dem Menschen vorbehalten hat und diese daher keineswegs ausschließlich heterosexuell sein muss, zwecks Arterhaltung, weil sie eben mehr als Fortpflanzung umfasst.
Nur der Mensch wird von Gott als Mann und Frau bezeichnet (1. Mose 1,27)
Ist Gott also doch der Begründer der Heteronormativität? Nein, denn
diese Bezeichnung bezieht sich „nicht auf die Fortpflanzung, sondern auf das Bild Gottes“.
Die Ebenbildlichkeit also, nach der Mann und Frau gleichermaßen nach dem Bilde Gottes geschaffen sind. Damit ist nichts darüber gesagt, dass Sexualität nur zwischen Mann und Frau stattzufinden hätte. Trotzdem wird eben das immer wieder postuliert:
Die sexuell Konservativen hängen noch immer dem naturalistischen Paradigma an, indem sie die Bindung von Sexualität an Fortpflanzung sicherstellen. Wenn Fortpflanzung als „normal“ und „natürlich“ angesehen wird, dann muß die Heterosexualität zum Fetisch werden. [alle Zitate bis hierhin S. 172]
Müßte es nicht lauten: Wenn Fortpflanzung allein als „normal“ und „natürlich“ angesehen wird,..? Jedenfalls brauchen wir laut Sölle eine veränderte Sicht auf den Sinn der menschlichen Sexualität:
Konservative Christen sind noch nicht von einer naturalistischen Auffassung der menschlichen Sexualität zu einem historischen, also biblischen Verständnis vorgedrungen. Sie verleugnen, oft unbewußt, das historische Projekt, wonach wir Menschen zur Freiheit geschaffen sind. Sie mißverstehen Gottes Einladung, an der Schöpfungswirklichkeit teilzuhaben, als Aufruf zu einer Art Biologismus, als gäbe es außer der Fortpflanzung keine Teilhabe am Schöpfungsgeschehen. (S. 173)
Wenn das keine innovative und einladende Definition von Bibeltreue ist!
„Phyllis Trible macht darauf aufmerksam, daß nach dem Bericht der Genesis die Fortpflanzung allen Lebewesen gemeinsam ist, die Sexualität aber etwas spezifisch Menschliches darstellt.“
Wenn Sexualität etwas spezifisch Menschliches ist, dann kann es keine HomoSEXUALITÄT im Tierreich geben, sondern nur, als Analogie, homosexuelle Handlungen. Also was nun?
@maik 43: ja, was nun?
Ich bin immernoch ein Freund des naturalistischen Fehlschlusses.
Der gibt dieser Debatte allerdings den Kopfschuss und kann die eigentlichen Fragen nicht zufriedenstellend beantworten das gebe ich zu.
Die von dir vorgestellte Argumentationsweise gibt allerdings schon jede Menge argumentativen Boden preis.
Das „Homosexualität unter Tieren“-Argument taugt nich tmehr, weil Sexualität eine rein menschliche Eigenschaft geworden ist. (Schon diese These ist wohl nur in einem biblischen Menschenbild haltbar.)
Dass Homosexualität auch für Naturalisten sehr wohl als natürlich gelten muss, kann mann auch nichtmehr verwenden.
„Weil es Homosexualität eben schon immer gab und trotz aller Ausrottungsversuche immer noch gibt ist sie auch natürlich.“
Denn für dein Argument ist es ja notwendig der Gegenseite zuzugestehen, dass nur heterosex natürlich ist. (Die Disskussion wäre sonst an diesem Punkt schon vorbei)
Trotzdem mag ich dein Argument weil sich damit wunderbares Verbaljudo betreiben lässt.
Man lässt den Gegner einfach all seine Punkte ausführen wiederspricht ihm kein bisschen und kann ihnen dann ins Gesicht sagen: „Deine Argumentation ist garnicht christilich sie ist biologistisch“ (primitiv biologistisch sogar) und kommt ihnen dann mit Gottes Schöpfungsplan der ja ihr Argumentationsfundament bildet.
Selbst oder grade für Atheisten wie mich sicherlich ein herrlicher Spaß.
@ Christian
Ich habe keine Ahnung gegen wen deine Polemik gerichtet ist.
@ Damien
Das liegt nicht an mir, dies zu beantworten, ich habe den Artikel nicht geschrieben.
@Maik 43: Du erwähnst in Deinem Kommentar Homosexualität im Tierreich, die war aber nicht Gegenstand meines Beitrags. Daher verstehe ich nicht, worauf Deine Frage „Also was nun?“ abzielt.
Das Schöpfungsordnungs-Argument der Evangelikalen und sonstigen Konservativen wird spätestens an jenen Bibelstellen (die genaue Stelle habe ich im Moment nicht im Kopf) fragwürdig, wo Jesus von Menschen spricht, die entweder freiwillig oder von Natur aus „nicht zur Ehe taugen“ – und sie dabei mit keinem Wort verurteilt! – und wo Paulus die Ehelosigkeit als moralisches Optimum darstellt! Würden Gen 1 und 2 eine verbindliche Schöpfungsordnung konstituieren, wäre damit nicht nur ein Verbot der Homosexualität, sondern auch eine Pflicht zur heterosexuellen Ehe und zur heterosexuellen Fortpflanzung festgeschrieben – im Widerspruch zu jesuanischen und paulinischen Aussagen!
Bis bald im Khyberspace!
Yadgar
Das ist falsch! Jede Sexualität kann sich auf natürliche Weise fortpflanzen! Auch Homosexuelle. Dazu benötigt man laut Biologie auch kein Sex und es ist legal. Ein Homosexuellermann kann auch mit einer Homosexuellenfrau intim werden , auch ohne Sex und Kinder zeugen. Beide Gleichgeschlechtlichepaare (M+M und W+W) können mit dem Kind in einer Wohnung (WG ) leben , wenn diese möchten . Papa und Mama sind dann eben homosexuell. Nicht nur heterosexuelle können Kinder zeugen . Auch Bisexuelle sind Eltern . Also nur weil ein Mann+Frau ein Kind hat bedeutet das , dass man heterosexuell ist! Mit Petting kann jeder Schwanger werden ! Und um ein Wunschkind zu zeugen ist das eben auch eine Möglichkeit für alle Sexualitäten .
Ich finde, dass die Leute die so denken viel „tierischer“ und „primitiver“ agieren (oder zumindest argumentieren. Dass sie selber das auch tun was sie predigen glaube ich in den seltensten Fällen) als die Leute die sie wegen ihrer Triebhaftigkeit und Wollust (Homos= Sex nur zum Spaß = reine Triebbefriedigung = böse) kritisieren.
Wenn du nämlich Sexualität oder gar Partnerschaft darauf reduzierst, dass einfach nur Stecker und Dose vorhanden sein müssen mit dem Ziel/Pflicht, sich zu reproduzieren, dann klingt das für mich einfach nur nach Viehzucht.
Liebesgefühle zwischen zwei Individuen aufgrund dessen sie ihr Leben miteinander verbringen zu wollen, scheinen völlig nebensächlich zu sein.
Zumindest weniger wichtig als die Notwendigkeit von komplementären Fortpflanzungsorganen und das finde ich gruselig.
Hauptsache, Schwanz und Muschi ist vorhanden und auch einsatzfähig (einem impotenten Mann auf Malta wurde ja mal die katholische Heirat verwehrt weil er eben impotent ist).
Davon abgesehen haben auch Heterosexuelle sex nicht nur zur Fortpflanzung, sondern in erster Linie zum Spaß. Wie kann man das einfach ignorieren? Die Realität (Oral, Anal, Masturbation, Pornos, S/M,Bend Over Boyfriend und was es noch alles gibt, Verhütungsmittel, Prostitution was nun beileige keine Homo-Phänomene sind) zeigt doch unwiderlegbar wie die Sachlage ist.
Sex und Fortpflanzung sind für mich zwei verschiedene Dinge. Das eine kann die Begleiterscheinung des anderen sein, aber es muss nicht.