Das Leben genießen … und Welt gestalten … damit alle genießen können

14 Aug

Ich war heute das zweite Mal im Gottesdienst der Kölner MCC. Ich weiß nicht, woran es lag, aber ich habe mich noch nie so heil gefühlt in einem Gottesdienst. Da war keine Angst, falsch zu sein, das Falsche zu sagen oder zu tun. Es war einfach gut, da zu sein, mit allen anderen, die dort feierten. Sicher hat mein Gatte dazu beigetragen, mit dem ich dieses Wochenende genießen durfte, nachdem er spontan ins Rheinland gekommen war und wir uns aneinander und auch an der Planung einer gemeinsamen Zukunft erfreuten. Sicher hat Pastor Ines-Paul Baumann dazu beigetragen, mit seiner Behutsamkeit und seinem Humor. Sicher hat Gott seinen Teil dazu beigetragen und natürlich die anderen Menschen, die mit uns gefeiert haben.

Wir hörten eine Lesung über Abrahams Verhandlung mit Gott, wie viele Gerechte in Sodom zu finden sein müssten, damit Gott die Stadt verschont. Und waren froh, dass wir wenigstens 10 Gerechte waren 😉 In der Predigt versuchte Pastor Ines-Paul Baumann anhand eines Foto von den Unruhen in England, sich in einige der Abgebildeten hinein zu versetzen: Einen Polizisten, eine Journalistin, einen Kleinunternehmer und einen Jugendlichen. Alle wurden als Christen vorgestellt, die sich so ihre Gedanken machten über die Szenerie, in der sie gerade standen. Und alle machten sich auch Gedanken darüber, ob die jeweils anderen tatächlich nur böse, Gegner, seien. Zum Abschluss erzählte Ines-Paul von einem Freund, der in London lebt und ihm eine Situation nach einer der Krawallnächte schilderte: An einer U-Bahn-Station standen einige Jugendliche und sangen „Wie groß ist unser Gott“. Diese Begebenheit wurde nicht in den Nachrichten berichtet.

Für mich wird daran deutlich, wie begrenzt unsere Möglichkeiten sind. Ohne Gott sind wir verloren, sehen, was in dieser Welt alles schief läuft, aber fühlen unter Umständen nicht die Kraft zur Veränderung. Das bedeutet nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen sollten. Das wurde mir bewußt, als wir unseren Glauben bekannten, dass die Welt, so wie sie ist, nicht von Gott gedacht war, als wir Jesus als unseren Freund und Bruder bekannten, der mit uns eine Welt gestalten möchte,  in der kein Mensch mehr hungern muss, keiner an schmutzigem Trinkwasser stirbt, alle Menschen menschenwürdig leben können, … Ob das der Kapitalismus ermöglicht oder der Kommunismus, das lassen wir an dieser Stelle mal beiseite.

Und dann war da noch ein Gedanke im Glaubensbekenntnis, der mich gepackt hat, wieder gepackt hat. „Ich kann nicht frei sein, solange ein Mensch noch Sklave ist“. Ich hab diesen Gedanken zum ersten Mal als Jugendlicher gehört und er hat mich viele Jahre geprägt. Später hab ich manches Mal gedacht, vielleicht hat er mich verbissen gemacht, wenn ich ihn allzu pathetisch vor mir hergetragen habe. Doch jetzt habe ich das Gefühl, ich kann ihn wieder zu mir nehmen, vielleicht etwas abgeändert. Ich darf das Leben genießen, all das Schöne, was es bereit hält und das ist kein Widerspruch dazu, dass uns als Christ_innen aufgetragen ist, diese Welt so einzurichten, dass alle Menschen das Leben genießen können.

4 Antworten zu “Das Leben genießen … und Welt gestalten … damit alle genießen können”

  1. subcomandante marcus 15. August 2011 um 01:46 #

    ich gönn euch euren glauben, und werde jederzeit verteidigen dass ihr den unbehelligt von anderen sektenanhängern und atheisten leben könnt, aber komme leider nicht umhin euch in die suppe zu pinkeln:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Gott_und_der_Staat

    ist ja nicht schlimm, wenn man mal drüber nachdenkt.

    ansonsten zitiere ich noch orwell:

    „As with the Christian religion, the worst advertisment for Socialism is its adherents.“

    • Damien 15. August 2011 um 12:28 #

      Ach sub, in dem von Dir verlinkten Text steht von Bakunin z.B. das hier: „Wenn Gott existiert, ist der Mensch ein Sklave; der Mensch kann und soll aber frei sein: Folglich existiert Gott nicht.“ Wieso ist der Mensch ein Sklave, wenn Gott existiert? Und hast Du eigentlich begriffen, dass ich an einen Gott glaube, der uns eben nicht als Sklaven betrachtet, sondern als Freunde, Brüder, Hausgenossen? Dein Kommentar klingt nicht danach. Du scheinst Dich an einem Christentum abzuarbeiten, mit dem ich genauso wenig zu schaffen haben will wie Du. Was hast Du für ein Problem mit Menschen, die eine Welt wollen, in der die Herrschaft von Menschen über Menschen abgeschafft ist? Denn eben das möchte ich, nicht zuletzt weil ich Christ bin.

  2. subcomandante marcus 16. August 2011 um 00:11 #

    ich gebe dir recht, das war ein fall von „einfach mal die fresse halten“, mea culpa.

    mir ging es auch mehr um das orwell-zitat, und das passt vielleicht besser zu dem thread „Was ist Sozialismus?“. ich hab nix gegen leute wie dich, so wollte ich nicht verstanden werden.

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