Mainstream der Minderheiten

14 Nov

Heinz Georg Kramm fragt zu Recht:

Und dieser Kerl, der offen menschenverachtende Lieder singt, bekommt auch noch einen Preis? Wo leben wir denn eigentlich?

Als Konsequenz seiner Kritik an der Verleihung eines „Bambis für Integration“ ausgerechnet an Bushido hat Heino dementsprechend seinen Bambi zurückgegeben.

Ulf Poschardt versteht die ganze Aufregung hingegen ganz und gar nicht:

Hip-Hop ist eine realistische Kunstform, in ihr und durch sie sprechen junge Menschen auch und gerade von den Rändern der Gesellschaft so über ihr Leben und ihre Wut, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Sie sind dabei böse, vorlaut, hasserfüllt, gemein, sadistisch, ungerecht, auf Minderheiten eindreschend. Das mag man alles für weniger schön und auch weniger erbaulich als ein Beethoven-Streichquartett oder eine Novelle von Günter Grass halten, aber auch diese Art vulgärer Fäkalsprache muss im Pop eine Heimat finden.

Bleibt die Frage, warum es dafür einen Integrations-Bambi braucht. Denn eben das war die Kritik, bspw. von Peter Plate. Besonders kurios an der ganzen Angelegenheit finde ich, dass alle so tun, als habe Bushido in den vergangenen zehn Jahren nichts Problematisches mehr von sich gegeben. Und so kann Laudator Peter Maffay bisher unwidersprochen sagen, Bushido habe

sich ganz klar von seinen Aussagen von vor zehn Jahren distanziert.

Doch was war 2005? Da hatte Bushido geäußert:

Ihr Tunten werdet vergast.

2007 blökte er von der Bühne eines Anti-Gewalt-Konzerts (!) über demonstrierende Schwule und Lesben:

Die Wichser können demonstrieren, sich aufhängen – ich scheiß drauf.

2008 erklärte er seinem Kollegen Sido:

Ich hab nichts gegen Schwule. Aber dann rap nicht, mach auch deinen Mund nicht auf. Dann leck dich weiter mit Männern rum, verstehst du?

2009 kam es beim alternativen CSD in Berlin-Kreuzberg zu einem Zwischenfall mit Teilnehmern der Veranstaltung:

Dabei habe Bushido die Frau wegen ihrer sexuellen Orientierung verbal angegriffen und massiv beschimpft.

Maffays Rechenkünste scheinen somit auf einer eigenwilligen Basis zu beruhen. Wenn die Grundlage, auf der die Entscheidung für einen Integrations-Bambi erfolgt, ähnlich merkwürdig ist, dann haben noch zahlreiche Anwärter eine realistische Chance auf solch einen Preis. Schließlich ist beim Nachwuchs auf deutschen Schulhöfen „Du Schwuchtel“ neben „Du Jude“ und „Du Opfer“ bis heute eines der beliebtesten Schimpfwörter.

Eine Antwort zu “Mainstream der Minderheiten”

  1. Ralf 14. November 2011 um 18:37 #

    Machen wir das übliche Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel. Hätte Bushido nicht zur Vergasung von Schwulen („Tunten“), sondern zur Vergasung von Juden, Schwarzen, Behinderten, Muslimen usw. usf. aufgerufen, niemals hätte er den Bambi bekommen. Aber immerhin wissen wir jetzt, was Maffay für einer ist… ekelhaft.

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