Nicht mein Staat

30 Mär

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat entschieden, dass die Benachteiligung schwuler Schützenkönige rechtswidrig ist. Zur Erinnerung:

Der Schützen-Dachverband hatte einen entsprechenden Beschluss gefasst, nachdem im September vorigen Jahres ein homosexueller Schützenkönig aus Münster seinen Lebensgefährten zum Bundeskönigsschießen im nordrhein-westfälischen Harsewinkel mitgebracht hatte. Die beiden Männer durften nicht nebeneinander gehen, wie bei Königspaaren üblich.

Es bedarf wohl keiner nochmaligen Erörterung, dass dieses Rechts- und Gerechtigkeitsverständnis mir sauer aufstößt, und für mich ein erneuter Grund ist, diesen Staat und dessen Verständnis vom Umgang mit seinen Bürgern abzulehnen.

9 Antworten zu “Nicht mein Staat”

  1. Yadgar 30. März 2012 um 14:06 #

    Ob es irgendwo einen Staat nach deinem Geschmack gibt, ohne jede Einmischung in das Leben seiner Bürger, mit perfekt freiem Markt und absolut weltanschauungsneutral? Die USA sind das sicherlich nicht, über den Rest der Welt müssen wir wohl auch nicht reden. Was bleibt denn da übrig? Vielleicht das von keinem Staat der Welt beanspruchte Drittel der Antarktis? Oder eine schwimmende Hochseekolonie?

  2. Ralf 30. März 2012 um 15:41 #

    Dächtest Du eigentlich auch so, wenn die Schützenbeschlossen hätten, dass ein katholischer Schützenkönig nicht gemeinsam mit seiner jüdischen Frau auftreten darf?

    • Adrian 31. März 2012 um 01:07 #

      Ralf, dass hatten wir doch schon. Ja, ich dächte auch so.

  3. Adrian 31. März 2012 um 10:35 #

    @ Yadgar
    „Ob es irgendwo einen Staat nach deinem Geschmack gibt, ohne jede Einmischung in das Leben seiner Bürger, mit perfekt freiem Markt und absolut weltanschauungsneutral?“

    Ich verstehe Deine Frage nicht.

  4. morus 31. März 2012 um 12:14 #

    Für mich ist es aber schon noch relevant, ob der Verein von Anfang an seine „Spielregeln“ klar kommuniziert hat.

  5. Ralf 31. März 2012 um 12:52 #

    Danke, Adrian, für Deine Aufrichtigkeit. Das ist immerhin eine geradlinige Argumentation. Aber eine, der ich nicht folgen kann. Einen Staat, in dem man Schilder aufstellen durfte „Juden sind hier unerwünscht“ (der Name der jeweiligen Minderheit ist beliebig austauschbar) hatten wir ja schon mal. Mit gesellschaftlicher Ausgrenzung fängt’s an, mit der Gaskammer hört’s auf.

  6. Adrian 31. März 2012 um 13:19 #

    @ Ralf
    Nur, dass zwischen Staat und privatem Verein Welten liegen. Private Vereine mit unterschiedlichen Zielen, Vorstellungen und Idealen können ohne Probleme nebeneinander existieren.

  7. Ralf 31. März 2012 um 13:38 #

    Na dann überleg mal, in welchen privaten Vereinen der NS-Minderheitenhass nicht praktiziert wurde 1933-45. In München gab’s vor wenigen Jahren eine sehenswerte Ausstellung im Alpinen Museum (heute vielleicht Teil der Dauerausstellung) über den Deutschen Alpenverein, der sogar noch vor 1933 massiv gegen Juden in den eigenen Reihen vorging. Das bereits bestehende Hassklima in privaten Zusammenhängen war es doch, das den Nazis erst ermöglichte, ihr tödliches Programm durchzuziehen. Die völkische Gesinnung des damaligen Alpenvereins scheint bei den Schützen gerade wiederzukehren. Da sollten doch Alarmglocken schellen.

  8. Adrian 31. März 2012 um 13:55 #

    Aha, und Du meinst, der Staat sollte es jedem privatem Verein und auch jedem Privatmann vorschreiben, mit wem er zu verkehren hat?

    „Na dann überleg mal, in welchen privaten Vereinen der NS-Minderheitenhass nicht praktiziert wurde 1933-45.“

    In einer Diktatur gibt es naturgemäß keine Privatheit und auch keine privaten Vereine.

    „In München gab’s vor wenigen Jahren eine sehenswerte Ausstellung im Alpinen Museum (heute vielleicht Teil der Dauerausstellung) über den Deutschen Alpenverein, der sogar noch vor 1933 massiv gegen Juden in den eigenen Reihen vorging.“

    Und Du meinst, wenn der Staat den Verein gezwungen hätte, Juden aufzunehmen, wäre es nicht zum NS gekommen? Oder der Judenhass wäre verschwunden? Oder wie?

    Mal ganz lax gefragt: Wo besteht der Unterschied zwischen einem Staat, der mich zwingt, nicht mit Juden zu verkehren und einem, der mich zwingt, mit Juden zu verkehren? Das ist doch beides hochgradig albern.

    Demnächst muss man dann noch mit einer Frau schlafen, weil man ansonsten sexistisch ist…

    „Da sollten doch Alarmglocken schellen.“

    Nö, das schellt bei mir gar nichts.

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